Dämonentor
Nutzung dieser Mittel einer
vorherigen schriftlichen Autorisierung durch den Abteilungsleiter bedarf.
Bridget aber hat keine solche Autorisierung unterzeichnet, und du hast auch
vergessen, mich zu kontaktieren, ehe du diese Kosten verursacht hast.« Sie
lächelt mich giftig an. »Könntest du mir das erklären?«
»Nein«, antworte ich wahrheitsgemäß.
»Wie bitte?« Harriet beugt sich bedrohlich nahe zu mir
rüber, und ich sehe, wie sich die Wut in ihr aufstaut. »Du hast gestern
siebentausend Pfund unseres Budgets verpulvert! Siebentausend Pfund! Ausgaben
solchen Ausmaßes müssen gerechtfertigt werden, und du wirst dafür geradestehen.
Sehen wir uns das doch einmal genauer an.« Sie blättert eine Rechnung mit
mehreren aufgelisteten Punkten durch. »Reinigung von Professor O’Briens Boden,
Durchsuchung der Wohnung nach Wanzen jeglicher Art, Professor O’Briens
Umsiedlung in eine als sicher befundene Wohnung, bewaffneter Geleitschutz,
medizinische Versorgung. Was zum Teufel habt ihr gestern getrieben?«
»Kann ich leider nicht sagen.«
»Das wirst du mir aber sagen, das ist ein Befehl!«,
herrscht sie mich mit eiskalter Stimme an. »Du wirst mir einen genauen
schriftlichen Bericht vorlegen und mir darlegen, warum ich dir das Geld nicht
vom Gehalt abziehen sollte –«
»Harriet.«
Überrascht drehen wir uns beide um. Angleton steht in
der Tür. Ich frage mich, wie lange er uns wohl zugehört hat.
»Dazu bist du nicht befugt«, erklärt er. »Lass es gut
sein. Das ist ein Befehl.«
Die Tür schließt sich wieder. Harriet steht wie angewurzelt
da, und ihre Kiefer malmen, doch sie scheint sprachlos zu sein. Ich präge mir
diesen Anblick gut ein, damit ich mich später noch daran erfreuen kann. »Glaub
bloß nicht, dass du damit aus dem Schneider bist«, zischt sie mich an und
schlägt die Tür hinter sich zu.
ZWEI MORDOPFER ENTDECKT. Hmm. Ahnenerbe-SS.
Thule-Gesellschaft. Inkubi. Ein deutscher Akzent. Öffner der Pfade. Hmm, hmm.
Ich rücke näher an meinen Computer heran. Hier habe ich zwar nur Zugang zu
niedrig eingestuften Geheimnissen und öffentlichen Quellen, aber es ist an der
Zeit, dass ich mich ein wenig mit der Materie auseinandersetze. Was steckt
hinter dieser ganzen Geschichte? Was können Yusuf Qaradawis Freunde und der
Mukhabarat mit dem letzten und fürchterlichsten Geheimnis des Dritten Reichs zu
tun haben?
Am nächsten Tag betrete ich wie gewohnt mein Büro und
finde dort Nick vor, der wie ein überenthusiastischer Lehramtskandidat auf mich
wartet – eine unvorhergesehene Unterbrechung meiner täglichen Routine.
»Kommen Sie bitte gleich mit. Ich muss Ihnen etwas
zeigen«, sagt er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. Ich folge ihm
also zu einer Treppe mit einem dicken, flaschengrünen Teppich, die ich noch nie
gesehen habe und dann einen mit dunklen Eichenpanelen ausgestatteten Korridor
entlang. Irgendwie erinnert mich das Ganze an einen Herrenklub der
Dreißigerjahre. Das Einzige, was hier fehl am Platz ist, sind die Überwachungskameras
und die Sicherheitsschlösser an jeder Tür.
»Wo sind wir hier?«, will ich wissen.
»Das waren mal die Räumlichkeiten des Direktors«,
erklärt Nick. »In den Tagen, als wir noch einen Direktor hatten, versteht
sich.« Er bleibt vor einer dicken Eichentür stehen und tippt einen Zahlencode
in das Schloss. »Bitte nach Ihnen.«
In dem Zimmer steht ein Konferenztisch mit einem
zumindest nach Wäscherei-Standard neuen Laptop darauf. In den Regalen dahinter
befinden sich eine Unmenge elektronischer Apparate und daneben dicke, in Leder
gebundene Bücher sowie ein Haufen silberner Bleistifte, Büroklammern und sogar
etwas, das wie ein Polygraf aussieht. Der Türrahmen ist außergewöhnlich dick,
und der Raum hat keine Fenster. »Ist das hier abgeschirmt?«, will ich wissen.
Nick neigt anerkennend den Kopf. »Nicht schlecht,
nicht schlecht! Und jetzt setzen Sie sich doch«, schlägt er vor.
Also nehme ich Platz. Auf dem obersten Regal steht
eine große Glasglocke mit einem menschlichen Schädel darunter. Ich grinse ihn
an. »Armer Yorick!«
»Wenn Sie so weitermachen, könnte Ihr Kopf durchaus
auch einmal hier enden«, entgegnet Nick grinsend. Da öffnet sich die Tür.
»Hallo, Andy.«
»Warum bin ich hier?«, will ich wissen. »Wozu diese
ganze Heimlichtuerei?«
Andy legt mir einen riesigen Aktenordner vor die Nase.
»Lies und genieße«, meint er trocken. »Eines Tages wirst auch du die Freude
verspüren, die dieses Benutzerhandbuch mit
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