Dämonentor
noch
immer auf der Haut klebt. »Sie hatten vorhin etwas von Kaffee gesagt.« Mühsam
richte ich mich auf. »Wenn Sie mir verraten könnten, wo ich ihn finde …«
»Die Küche ist da drüben.« Erst jetzt bemerke ich die
Frühstücksbar und die winzige Kochnische hinter mir. Ich wanke dorthin, suche
eine Weile nach einem Lichtschalter, mache den Wasserkocher an und häufe
Pulverkaffee in zwei Becher, die ich in einem Schränkchen finde. »Mein Nacken
tut weh«, jammert Mo. »Gibt es solche Realitätsexkursionen eigentlich öfter?«
»Das war die erste, die mir nach Hause gefolgt ist«,
antworte ich wahrheitsgemäß. Fred, der Buchhalter, zählt nicht.
»Na, immerhin etwas.« Sie steht auf und verschwindet,
wahrscheinlich ins Badezimmer. Ich brauche so dringend einen Schuss Koffein,
dass ich mich nicht weiter darum kümmere. Das Wasser kocht, und ich fülle die
Becher damit, ehe ich noch etwas Milch dazugebe. Als ich mich umdrehe, sitzt Mo
wieder im Sessel und trägt ein frisches T-Shirt. »Für mich nur Milch, keinen
Zucker. Das Badezimmer ist übrigens hinten links«, sagt sie.
Nach einem kalten Spritzer Wasser auf mein Gesicht
sitze ich wieder auf dem Sofa. Vor mir steht ein heißer Kaffee, und ich fühle
mich fast wieder wie ein Mensch.
»Was wollte dieses Wesen?«, bohrt sie weiter.
»Das weiß ich nicht und will es auch gar nicht
wissen.«
»Ehrlich?« Sie funkelt mich an. »Probleme haben die
merkwürdige Angewohnheit, Ihnen auf Schritt und Tritt zu folgen. Als ich Sie
das erste Mal traf, dauerte es nur eine Stunde, ehe mich eine Bande aus dem
Mittleren Osten in ein Auto zerrte und durch halb Santa Cruz kutschierte, um
mich dann in einen Schrank zu sperren, wo ich auf meine Opferung warten sollte.
Und beim zweiten Mal dauerte es auch nicht länger, ehe mir ein Wesen mit
Tentakeln in meinem Treppenhaus auflauerte.« Sie denkt für einen Augenblick
nach. »Es spricht natürlich für Sie, dass Sie bisher immer rechtzeitig
aufgetaucht sind, um mich zu retten, aber wenn man die Wahrscheinlichkeit
genauer betrachtet, lässt sich nicht leugnen, dass eine statistische
Korrelation zwischen Ihrem Auftauchen in meinem Leben und schrecklichen Ereignissen
zu bestehen scheint. Was meinen Sie dazu?«
Ich zucke mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Für
mich besteht eine Korrelation zwischen der Tatsache, dass man mich bittet, mit
Ihnen zu reden, und den schrecklichen Ereignissen. Es ist schließlich nicht
meine Angewohnheit, Monster mit Tentakeln zu einem Rendezvous mitzubringen. Das
sei nur nebenbei erwähnt«, füge ich eilig hinzu.
»Aha. Haben Sie irgendeine Idee, warum das alles
passiert, Mr. Spion?«
»Ich bin kein Spion«, verbessere ich sie beleidigt.
»Und die Antwort –« befindet sich direkt vor meiner Nase, wie ich auf einmal
begreife.
»Ja?«, hakt sie nach, als ich nicht weiterspreche.
»Die Kerle, die Sie offiziell nicht gekidnappt haben«,
fange ich an, nehme einen Schluck Kaffee und schüttele mich. Ich bin diesen
löslichen Kaffee nicht gewöhnt. »Und die offiziell auch nie ein Opfer erwähnt
haben. Sie müssen mir alles darüber erzählen. Besonders das, was offiziell nie
geschehen ist und was Sie bisher verschwiegen haben. Also die ganze Wahrheit.«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas verheimliche?«
»Weil Sie Angst haben, dass Ihnen niemand glaubt. Weil
Sie befürchten, für verrückt gehalten zu werden. Denn es gab keine Zeugen und
es wollte sowieso keiner glauben, dass Ihnen etwas passiert ist. Das hätte
nämlich zur Folge gehabt, dass diese Schwachköpfe Formular 86/s-kl in
dreifacher Form hätten ausfüllen müssen. Und seien wir mal ehrlich, wer will
das schon? Außerdem waren Sie diesen Leuten keinerlei Rechenschaft schuldig,
denn schließlich waren sie es, die Ihr Leben ruiniert haben.« Ich zeige
bedeutungsvoll Richtung Haustür. »Ich glaube Ihnen. Ich weiß, dass hier
irgendetwas stinkt. Und wenn ich herausfinde, was es ist, werde ich mich darum
zu kümmern. Reicht das?«
Mo schneidet eine Grimasse – ein überraschend
hässlicher Anblick. »Was soll ich sagen?«
»Vieles. Wenn Sie mir nicht erzählen, was passiert
ist, kann ich Ihnen nicht helfen. So einfach ist das.«
Sie nippt an ihrem Kaffee. »Nachdem wir uns das erste
Mal getroffen haben, ging ich in dem Glauben nach Hause, dass meine Probleme
gelöst wären. Sie oder das Außenministerium oder wer auch immer würden das
Nötige tun, damit ich wieder nach hause könnte. Es sei alles nur ein
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