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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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so genannte Wächter hinausgekommen, gewürzt mit fachgerechter Folter,
versteht sich. Keine echte Kontrolle über die Phasen-Raum-Geometrie, keine
Parsen-Generatoren für tiefe henochische Grammatik – zumindest keine, von der
wir den Source-Code gesehen hätten. Folglich können wir nur raten, wer hinter
Mo her ist. Irgendjemand hat es aus irgendeinem Grund auf sie abgesehen.
Inzwischen müssen diese Unbekannten wissen, dass wir an ihnen dran sind. Der
nächste logische Schritt wäre nun, sich zurückzuziehen und erst einmal auf ihr
Hauptziel zu konzentrieren. Eine sehr gefährliche Situation aus unserer Sicht,
da sie Professor O’Brien wahrscheinlich entführen wollen, um
Massenvernichtungswaffen herzustellen. Wir müssen sie unbedingt aus der Deckung
locken, und unser einziger Köder ist Professor O’Brien. Wenn sie weiß, dass wir
sie als Lockvogel benutzen, wird sie ständig Ausschau halten – und das wäre
fatal. Also ist es deine Aufgabe, Bob, auf sie aufzupassen, während wir dich im
Auge behalten. Wenn sie zuschnappen, haben wir sie. Um das Wie und Wann
brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Trotzdem wäre es nützlich, wenn du
dir dieses Handbuch durchliest, um unsere Vorgehensweise in solchen Situationen
besser zu verstehen. Alles klar?«
    Ich werfe einen Blick in Nicks Richtung, dessen Miene
ungewöhnlich ausdruckslos ist. »Mir gefällt das gar nicht. Ganz und gar nicht«,
murmele ich.
    »Das muss es auch nicht«, meint Andy tonlos. »Wir sagen dir, was du zu tun hast. Ganz einfach. Eigentlich sollte gar nicht ich dir
das sagen, sondern Angleton, aber was soll’s. Dein Job ist es jedenfalls, Mo zu
beschützen. Wir kümmern uns um den Rest. Du musst mir jetzt nur noch dein Wort
geben, dass du den Auftrag auch ausführst.«
    »Ist das ein Befehl?«
    »Jetzt schon«, sagt Nick.
     
    Nach genauen Instruktionen, wie mein Auftrag aussehen
soll, kehre ich abends nach Hause zurück und stelle fest, dass mein
Haustürschlüssel nicht funktioniert. Es ist dunkel und der Regen prasselt auf
mich nieder. Ich klingele Sturm, und warte, bis sich etwas im Haus regt.
Endlich öffnet Pinky vorsichtig die Tür, als ob er eine Sonderkommission der
örtlichen Polizei erwartet. »Wieso hast du so lange gebraucht?«, will ich
wissen.
    Er tritt einen Schritt zurück. »Die hier gehören wohl
dir«, sagt er und händigt mir einen funkelnagelneuen Schlüsselbund aus. Pinky
rasselt bei jedem Schritt. Er trägt schwarze Doc-Martens-Stiefel, eine schwarze
Combat-Hose und Lederweste und so viele Ketten, dass man ein mittelgroßes
Gefängnis damit versorgen könnte. »Ich gehe heute Abend aus.«
    »Warum neue Schlüssel?« Ich schließe die Tür hinter
mir, schüttele meine nassen Haare aus und entledige mich meines Parkas.
    »Heute wurde ein neues Schloss eingebaut«, erklärt er.
»Anscheinend Anweisung von oben.« Jetzt fällt mir auch die neue Fußmatte im
Flur auf. Bei genauerer Betrachtung erkennt man winzig kleine silberfarbene
Buchstaben, die um den Rand gestickt sind. »Die sind hier aufgetaucht, haben
das ganze Haus nach Wanzen und nach Agens durchsucht und die Schutzfelder um
alle Fenster und Türen erneuert. Sogar die Lüftungsschlitze und den Kamin haben
sie gesichert. Weißt du, warum?«
    »Ja«, brumme ich und mache mich auf den Weg in die
Küche, wobei ich mich an einigen ramponierten Koffern vorbeizwänge, die mitten
im Flur stehen.
    »Außerdem haben wir eine neue Mitbewohnerin«, fügt
Pinky hinzu. »Ach, und Mhari hat sich mal wieder aus dem Staub gemacht. Sie
zieht endgültig ins Orange-House, behauptet sie.«
    »Aha.« Streue nur noch mehr Salz in die Wunde. Ich
inspiziere den Wasserkocher, ehe ich meinen Küchenschrank nach etwas Essbarem
durchsuche.
    »Die Neue wird dir gefallen«, meint Pinky. »Sie hilft
Brain gerade mit seinen Omelettes im vorderen Keller. Diesmal versucht er es
mit Hochintensitätsultraschall.«
    Ich entdecke ein Päckchen asiatische Nudelsuppe und
eine Backmischung für Pizzateig aus dem Supermarkt. Im Kühlschrank gibt es noch
etwas Tomatensauce, Käse und sogar ein Stückchen Wurst, das ich klein schneiden
und als Belag verwenden kann. Ich schalte den Grill an. »Habt ihr zufällig eine
Zeitung da?«, frage ich.
    »Eine Zeitung? Wieso?«
    »Ich muss einen Flug buchen. Habe mir nächste Woche
fünf Tage Urlaub genommen und heute ist schon Mittwoch.«
    »Wo soll es denn hingehen?«
    »Nach Amsterdam.«
    »Cool!« Im Brotkorb liegt ein
Paar flauschige Handschellen. Pinky nimmt sie

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