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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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sich, betrachtet sie mit
Kennerblick und fängt an, sie mit einem Stück Küchenpapier zu polieren. »Party
bis zum Umfal len?«
    »Ich muss im Oostindischehuis und in den Kellern des
Rijksmuseum etwas recherchieren.«
    »Recherchieren?« Er rollt mit den Augen und hängt die
Handschellen an eine spezielle Vorrichtung an seinem Gürtel. »Das ist wohl der
langweiligste Grund, den es gibt, um Amsterdam zu besuchen!«
    Ich schneide die Wurst in Scheiben und belege damit
meine Haute-de-Cuisine-Pizza. Die Kellertür öffnet sich. »Hat jemand Amsterdam
erwähnt? He, was machen Sie denn hier?«
    Ich lasse das Messer fallen. »Mo?«
    »Bob? Ihr kennt euch bereits?«
    »’tschuldigung! Macht mal Platz, ich muss da durch –«
    Mit vier Leuten wirkt die Küche so gemütlich wie eine
Sardinenbüchse. Ich schiebe die Pizza in den Grill und schalte den Wasserkocher
wieder ein. »Wer hat Sie denn hier einquartiert?«, frage ich Mo.
    »Die Installateure. Sie meinten, das sei ein sicheres
Haus«, antwortet sie und beäugt mich etwas misstrauisch. »Was soll das Ganze?«
    »Es ist ein sicheres Haus«, erwidere ich
nachdenklich. »Es steht auf der Liste der Wäscherei.«
    »Bobs Freundin ist gerade zum vierten Mal ausgezogen«,
fügt Pinky hilfreich hinzu. »Die wollten das freie Zimmer wahrscheinlich so
schnell wie möglich wieder vollkriegen.«
    »Das ist einfach zu viel«, stöhnt Mo, lässt sich auf
einen Stuhl fallen und verschränkt abweisend die Arme.
    »Leute? Könnten wir hier ein bisschen Platz und Ruhe
haben, bitte?«
    »Klar doch«, meint Brain und verschwindet wieder im
Keller.
    Pinky lächelt. »Ich wusste, dass ihr euch verstehen
würdet!«, sagt er, ehe er ebenfalls fluchtartig die Küche verlässt.
    Einen Augenblick später hört man, wie die Eingangstür
ins Schloss fällt. Mo wirft mir einen strengen Blick zu. »Sie wohnen hier? Mit
diesen beiden?«
    »Jawohl.« Ich sehe kurz nach der Pizza. »Die zwei sind
relativ harmlos, wenn sie nicht gerade versuchen, die Weltherrschaft an sich zu
reißen.«
    »Die was?« Sie hält inne. »Der von gerade eben, äh,
Pinky? Geht der so aus?«
    »Ja, er bringt aber nie etwas Gefährliches mit nach
Hause«, erkläre ich. »Er und Brain sind schon zusammen, solange ich die beiden
kenne.«
    »Oh.« Ich
sehe, wie der Groschen fällt. Manche Leute sind bei Pinky und Brain einfach
nicht besonders schnell.
    »Brain setzt den Fuß so gut wie nie vor die Tür,
während Pinky ein Partyfreak ist. Ein bisschen Gummi, ein bisschen Leder – das
ist seine Szene. Alle paar Wochen, wenn der Mond in der richtigen Phase ist,
verwandelt er sich in ein Party-Monster, das nichts anderes im Sinn hat, als
Soho zu terrorisieren. Brain scheint das gar nicht wahrzunehmen. Im Grunde sind
sie wie ein altes Ehepaar. Einmal im Jahr schafft es Pinky, Brain zum
Christopher-Street-Day auf die Straße zu locken, damit er seinen
Sicherheitsstatus für ein weiteres Jahr verlängert bekommt.«
    »Ich verstehe.« Mo wirkt jetzt etwas entspannter, wenn
auch immer noch etwas verwirrt. »Ich dachte, der britische Geheimdienst
entlässt Schwule, sobald er etwas davon erfährt?«
    »Früher schon. Sie galten als Sicherheitsrisiko.
Heutzutage sieht das anders aus, solange man sich öffentlich dazu bekennt und
das Ganze offen lebt. Schließlich kann man nur erpresst werden, wenn man etwas
zu verheimlichen hat. Deshalb sieht man Brain auch am Christopher-Street-Day
auf der Straße, damit sein Sicherheitsstatus verlängert wird.«
    »Aha, klingt alles recht kompliziert.« Sie lächelt für
einen Moment, um dann wieder so ernst dreinzublicken wie vorher. »Der Großteil
meiner Sachen ist noch in der anderen Wohnung und sollte demnächst gebracht
werden. Ich hatte sowieso nicht viel, das meiste ist noch in einem Container
irgendwo auf dem Atlantik unterwegs. Warum Amsterdam, Bob?«
    Ich steche in die Pizza, um zu sehen, ob sie bald
fertig ist. Der Käse beginnt gerade zu schmelzen. »Ich habe ein bisschen
recherchiert.« Plötzlich zucke ich zusammen, denn meine Rippen tun noch immer
weh. »Aber ehe ich es vergesse – hat man Ihnen irgendetwas gesagt?«
    »Nein.« Sie schaut mich überrascht an.
    »Dann können Sie in den nächsten Tagen einen Besuch
von Andy oder Derek erwarten. Sie werden Ihnen ein Papier zur Unterschrift
vorlegen, in dem es heißt, dass Sie sich eher umbringen würden als auch nur ein
Wort über die Angelegenheit zu verlieren. Ich habe das schon hinter mir. Sie
nehmen das Ganze jetzt sehr ernst.«
    »Na,

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