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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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nicht, wie ihr
geschieht, nickt aber und macht sich auf den Weg zur Treppe. Ich drehe mich um,
um ihr zu folgen. Wo zum Teufel sind die Wächter? Wir sollten doch unter
ständiger Beobachtung stehen, verdammt noch mal! Ich blicke über die
Schulter in das Zimmer und werfe einen letzten Blick auf das Loch, das gar
nicht da sein sollte. Der Wind dröhnt in meinen Ohren. Die Öffnung ist etwa so
groß wie eine Flügeltür, Holzbalken und Mauerwerk sind noch erkennbar, wo die
Wand zerstört wurde. Dahinter befindet sich tiefe Kälte; ein Tal mit einem
stillen See unter den eiskalten, nicht funkelnden Sternen. Das sind Konstellationen,
die ich noch nie gesehen habe. Irgendetwas lässt den Himmel trübe erscheinen.
Zuerst halte ich es für eine Wolke, doch dann erkenne ich den Wirbel – die Arme
einer gigantischen Spiralgalaxie, die über der Landschaft vor mir schwebt, die
nicht von dieser Welt ist.
    Mir ist eiskalt. Der Wind zerrt an mir und versucht,
mich ebenfalls durch das Tor in die außerirdische Welt zu reißen. Und weder
eine Spur von Mo noch von ihren Entführern. Sie ist dort irgendwo, so viel ist
sicher. Wer oder was auch immer das Tor geöffnet haben mag, hat abgewartet, bis
sie im Bett lag. Ich erkenne Fragmente der bereits bekannten Geometrie in Form
von Runen an den Wänden und auf dem Boden. Diese Sache war geplant; und nun befindet
sich Mo in ihrer Gewalt.
    Eine Hand ergreift meinen Arm. Ruckartig drehe ich
mich um. Es ist Alan. Er sieht noch immer aus wie ein Oberlehrer, auch wenn
seine Miene diesmal nichts Gutes verheißt. Seine andere Hand umklammert eine
sehr große Pistole. Er beugt sich zu mir rüber und schreit: »Wir müssen hier
sofort raus!«
    Keine Zeit für Diskussionen. Er zieht mich Richtung
Notausgang, und wir laufen die Treppe hinunter. Ich stehe unter Schock, und mir
ist noch immer eiskalt. Hinter uns wird der Wind leiser, während wir auf die
Straße rennen, bis zu einer Bar, in der Angleton bereits auf einen Bericht
wartet.

 
     
     
     
    7
    Ein düsterer Mond geht auf
     
    Während der folgenden drei Stunden überschlagen sich
die Ereignisse.
    Als ich aus der Tür der Pension schaue, entdecke ich
auf der Straße vor dem Haus einen großen Tieflader mit einem Kontrollzentrum
der Feuerwehr auf der Ladefläche. Blaue Streiflichter erhellen die Nacht.
Daneben stehen einige gewöhnliche Feuerwehrautos, während in etwas größerer
Entfernung zahlreiche Polizeifahrzeuge geparkt sind. Überall sieht man
Polizisten in Uniform, die das kleine Hotel und die Bewohner der umliegenden
Häuser evakuieren. Offiziell heißt es, man habe ein Leck in einer Gasleitung
gefunden. Die Löschfahrzeuge sind echt, aber das große Kontrollzentrum hat
nichts mit der Feuerwehr zu tun. Angleton ließ es nach Holland schiffen, noch
bevor Mo und ich hier eintrafen. Er wollte auf Nummer sicher gehen. Es gehört
zu OCCULUS, was für »Occult Control Coordination Unit Liaison, Unconventional
Situations« steht und das okkulte Gegenstück der NATO zu NEST beziehungsweise
dem »Nuclear Emergency Search Team«darstellt. Während NEST-Agenten jedoch
ausschließlich darauf trainiert werden, nukleare Terrorwaffen zu finden, muss
OCCULUS auf diverse Formen des Entscheidungskampfes reagieren können. Ich habe
erst vor Kurzem von OCCULUS erfahren und bin mir nicht sicher, ob ich Angleton
eine Ohrfeige verpassen oder ihm für seine Voraussicht dankbar sein soll.
    Hinten an dem Lastwagen erkennt man unzählige
Apparaturen, die auf die spezialisierte Kommunikationsausrichtung hinweisen.
Eine recht unheimlich aussehende paramilitärische Truppe, wie ich sie bisher
noch nicht einmal im Kino gesehen habe, hat sich gerade in die Pension
aufgemacht. Sie schicken Roboter hinein, die mit Kameras ausgestattet sind und
Sensoren auf der Treppe installieren, um so die Vorarbeit für das zu leisten,
was später kommen wird.
    Alan führt mich in die Bar, wo Angleton schon auf mich
wartet. Seine Augen sind dunkel umschattet, seine Krawatte sitzt schief, und
sein oberster Hemdknopf steht offen. Er macht sich auf einem kleinen gelben
Block hektisch Notizen und bellt ab und zu Instruktionen in sein Handy, das er
anscheinend schon länger nicht mehr aus der Hand gelegt hat. »Setzen Sie sich«,
gibt er mir durch eine Geste zu verstehen, während er weiterhin konzentriert
jemandem am anderen Ende der Leitung lauscht.
    »Wir sollten uns in die gelbe Zone zurückziehen«,
meint Alan. »Es gibt einige strukturelle Verluste.«
    »Später.« Angleton

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