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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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zu werden. Ich glaube es
eigentlich nicht, aber wenn Sie ein Foto von da oben besorgen könnten, kann ich
gerne –«
    »Wird bereits erledigt.«
    Alan kehrt zu uns zurück. Er trägt nun einen leuchtend
orangefarbenen Overall und schleppt eine große Kiste. Vermutlich irgendwelche
Sensoren. »Sie müssen jetzt raus«, unterrichtet er Angleton. »Das Obergeschoss
gibt allmählich nach. Setzen Sie sich draußen in den Wagen, da sind Sie sicher.
Wir durchsuchen in der Zwischenzeit das Gebäude nach Werwölfen.«
    »Nach Werwölfen?«
    Meine Überraschung muss sich wohl deutlich in meiner
Miene widerspiegeln, denn Alan lacht kurz freudlos auf. »Es geht um die
Überreste der Urheber dieses Überfalls, mein Junge – und nicht um die haarigen
Wolfsmänner mit einer Silber-Allergie. Los, wir müssen raus.«
    Ich erhebe mich mühsam. Angleton packt meinen
Ellbogen, und ich habe das Gefühl, von einem Schraubstock festgehalten zu
werden.
    »Kommen Sie, Mr. Howard. Jetzt wäre ein denkbar
schlechter Zeitpunkt, die Beherrschung zu verlieren.«
    Er führt mich auf die Straße hinaus – ich bin barfuß,
und der Asphalt fühlt sich nicht gerade angenehm an – und dann die Stufen
hinauf in das OCCULUS-Kontrollzentrum. Ein Sicherheitsbeamter winkt uns hinein,
seine Augen blinzeln unter einer Sauerstoffmaske hervor.
    »Einen Overall für Mr. Howard, wenn ich bitten darf!«,
ruft Angleton, und eine Minute später halte ich bereits eine Ausrüstung in den
Armen, mit der ich so manche Polar-Expedition bewältigen könnte.
    »Sie wollen Leute reinschicken, die versuchen sollen,
das Tor zu schließen«, vermute ich laut in Richtung Angleton, der gerade eine
Nummer wählt. »Dann will ich mit.«
    »Reden Sie keinen Unsinn, mein Junge. Was glauben Sie,
können Sie da ausrichten?«
    »Ich kann versuchen, Mo zu retten«, antworte ich.
    Von weiter hinten im Kontrollzentrum ist plötzlich
eine elektrostatische Entladung zu spüren. Einer der Männer, die mit einem
schwarzen Rollkragenpullover, schwarzer Armeehose, einem geschwärzten Gesicht
und einer schwarzen Maschinenpistole ausgestattet sind, dreht sich zu uns um
und ruft: »Nachricht für den Captain!«
    Alan flucht und bahnt sich einen Weg zu ihm. Die eine
Seite des Kontrollzentrums ist mit Spiegelfenstern versehen, sodass man
beobachten kann, was draußen passiert. Gerade versucht ein großer LKW, an uns
vorbeizukommen.
    »Ich meine es ernst«, beteuere ich. »Ich weiß genau,
was hier vor sich geht. Oder ich habe zumindest eine Ahnung. Werwölfe, hat er
gesagt. Also Überbleibsel aus dem Dritten Reich, richtig? Und die
Mukhabarat-Verbindung. Das Tor führt nicht in die dunkle anthropische Zone,
sondern hört bereits vorher auf, nämlich dort, wo noch Menschen überleben
können. Von Grund auf böse Menschen – wer auch immer von der
Ahnenerbe-SS den Krieg überlebt hat.« Ich zwänge mich in den unteren Teil
meines Schutzanzugs. »Ich habe mir Blatt 45.075 von Birkenau genau angesehen.
Wenn es das ist, was die dort drüben benutzen, bin ich durchaus in der Lage,
das Tor zu schließen – und zwar ohne eine gewaltige Entladung.«
    Angleton ist bereits wieder am Telefon. »Sehr gut.
Gibt es Überlebende? Zwei, sagen Sie? Und drei Opfer? Verstanden. Haben Sie sie
schon identifiziert?«
    Ich tippe ihm auf die Schulter. »Mo hat mir von ihren
Forschungen für die Schwarze Kammer erzählt«, erkläre ich. »Es wäre bestimmt
nicht in unserem Interesse, wenn diese Leute an derartige Informationen
gelangen.«
    Angleton dreht sich irritiert zu mir um. »Eine Sekunde,
mein Junge!« In den Telefonhörer sagt er: »Diese Leute müssen auspacken – ganz
egal, wie Sie das bewerkstelligen. Bei Sonnenaufgang will ich wissen, was sie
zu beschwören glaubten.« Endlich legt er das Telefon beiseite und sieht mich
starr an. »Schießen Sie los.«
    »Es geht um Wahrscheinlichkeitsmanipulationen«,
erwidere ich.
    »Teilweise richtig, aber noch lange nicht alles«,
meint Angleton unbeeindruckt. Er steht auf und fängt an, in dem engen Fahrzeug
auf und ab zu gehen. »Sie liegen zwar nicht ganz falsch, aber vieles wissen Sie
nicht. Wieso sollte ich es riskieren, Ihr Leben aufs Spiel zu setzen? Das hier
ist jetzt eine Aufgabe für OCCULUS: sie gehen rein, sondieren die Lage, bringen
Sprengsätze an und kommen dann wieder raus.«
    »Sprengsätze.« Ich blicke über seine Schulter. Die Tür
öffnet sich und ein mir bekanntes Gesicht zeigt sich. Ich hatte mir bisher noch
nie Gedanken darüber gemacht, wie

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