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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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so
stark, seitdem wir uns im Inneren des Blockhauses aufhalten. »Bisher kein
Lebenszeichen – nur ein verstaubter Raum und tote Hunde. Im ganzen Erdgeschoss
niemand zu sehen.« Er hört sich genauso verwirrt an, wie ich mich fühle. Wo zum
Teufel sind die Kerle?
    Hutter schließt die Tür der Luftschleuse, und ich höre
ein durchdringendes metallenes Knirschen. Es klingt ganz so, als wäre sie die
letzten fünfzig Jahre nicht geölt worden.
    »Wir haben hier ein paar Tote.« Ich zucke zusammen.
Die Stimme klingt beunruhigend nervös. Ist es Chaitin? »Ich bin im dritten
Stock, Korridor B, linker Flügel, und es ist kein schöner Anblick.«
    »Barnes hier. Chaitin, Lagebericht.« Alan klingt ganz
sachlich.
    »Sie sind … Es scheint das Offizierskasino zu sein.
Schwer zu sagen, wir haben Minustemperaturen, es ist also alles gefroren, aber
alles ist blutverschmiert. Und viele Tote. Sie tragen … Ja, SS-Uniformen. Ich
bin mir nicht sicher welche Einheit, aber sie sind von der SS. Sieht so aus,
als hätten sie sich selbst erschossen. Ich meine, gegenseitig. Um Gottes willen
… Entschuldigen Sie, Sir. Einen Moment.«
    »Kein Problem, Greg. Atmen Sie tief durch. Was ist so
schlimm? Sprechen Sie mit mir.«
    »Es sind mindestens zwanzig, Sir. Ähnlich wie die
Hunde, tiefgefroren und wie mumifiziert. Das muss schon vor einer Weile
passiert sein. Eine Gruppe liegt an einer Wand, eine andere ist um einen Tisch
herum versammelt – einer hält noch eine Pistole in der Hand. Allesamt sind tot.
Auf dem Tisch befinden sich einige Papiere.«
    »Papiere? Was können Sie uns darüber sagen?«
    »Nicht viel, Sir. Ich spreche kein Deutsch, und genau
das scheint es zu sein.«
    Jemand flucht laut. Nach einem Moment begreife ich,
dass es Chaitin ist.
    »Status, Chaitin!«
    »Ich bin gerade in etwas getreten.« Weitere Flüche. »Tut
mir leid, Sir.« Man hört schweres Atmen. »Es stellt kein Sicherheitsrisiko dar,
aber jeder, der hier reinkommt, sollte sich auf etwas gefasst machen! Sieht
nach starker schwarzer Magie aus.«
    Hutter legt mir die Hand auf die Schulter und drängt
mich vorwärts. »Howard kommt zu Ihnen. Fassen Sie nichts an.«
    Das Gebäude ist ein Alptraum aus dämmrigen Korridoren
voller Staub und Trümmer. Sie sind so schmal, dass man sich mit dem sperrigen
Schutzanzug und dem Rucksack nur mit Mühe darin umdrehen kann. Scary Spice
führt mich durch eine Reihe von Zimmern, vorbei an niedrigen Bänken, die um
einen alten hölzernen Tisch stehen, ehe wir eine große, zentral gelegene Halle
erreichen. Eine Treppe führt nach oben und nach unten. Wir befinden uns vor
einem weiteren Korridor mit offen stehenden Türen. Dort wartet Chaitin bereits
auf uns.
    Die Szene, die sich uns darbietet, ist mehr oder
weniger genau so, wie Chaitlin sie beschrieben hat: Tische, zahlreiche
tiefgefrorene Mumien in grau-schwarzen Uniformen, mit dunklen Flecken übersät.
Aber die Wand hinter der Tür –
    »Hier Howard. Das habe ich schon einmal gesehen«, gebe
ich über Funk durch. »Eine für die Ahnenerbe-SS typische
Zahlenmagie-Induktivitätsvor-richtung. Da sollte doch ein … Ah ja.« Ein Regal
mit versiegelten Gasflaschen ist unter dem Ding angebracht, das wie eine
gläserne Druckerpresse mit Stahlzähnen aussieht. Darin ist ein verschrumpeltes,
augenloses Etwas gefangen. Den Mund weit aufgerissen, ist es in einem ewigen
Schrei der Höllenqualen erstarrt, während es an den Fesseln zu reißen scheint,
die seine vertrockneten Sehnen und Muskelfasern auseinanderzerren. Ich
versuche, nicht zu genau hinzusehen, denn es wäre sicher keine gute Idee, sich
in einem Schutzanzug zu übergeben. Klemmen, Batterien und ein neunzehn Zoll
breiter Rahmen – aber wo sind die Rinnen? Unter dem Blutgitter.
    »Sieht mir wie eine letzte Beschwörung aus, bevor sie
gestorben sind. Beziehungsweise sich die Kugel gegeben haben.« Ich verfolge mit
dem Finger die abgrenzende Rille dieser alten Maschine, ohne jedoch etwas zu
berühren. Wahrscheinlich war sie mit flüssigem Quecksilber als Leiter gefüllt,
das aber schon lange verdampft ist. Falls es sich um eine Beschwörung handelte,
wird diese entweder durch Berührung oder entlang elektrischer Leiter hervorgerufen.
(Visuelle Möglichkeiten gibt es auch, es bedarf aber guter Computeranimationen,
um erfolgreich zu sein.) Ich wende mich von dem armen Kerl ab, der auf der
Foltermaschine aufgespießt ist, und werfe einen Blick auf den Tisch. Die
Papiere dort sind mit der Zeit brüchig geworden. Ich hebe das

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