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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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oberste Blatt an
und entdecke auf der nächsten Seite Ptaths Transformationsgeometrien. »Sie
haben tatsächlich eine Beschwörung durchgeführt«, bestätige ich. »Ich kann zwar
nicht mit Sicherheit sagen, welche, aber es muss sich um eine Art Invokation
gehandelt haben.« Aus einem unerfindlichen Grund quält mich ein extrem mulmiges
Gefühl. Irgendetwas stimmt hier nicht. Was habe ich übersehen?
    Der Leichnam mit der Pistole in der Hand scheint mich
höhnisch anzugrinsen.
    Ich schalte den Funk aus und verlasse mich zur
Abwechslung mal wieder auf das gute alte Sprechen, sodass man mich nur
innerhalb des Zimmers hören kann. »Chaitin«, sage ich langsam. »Der Tote da.
Der mit der Pistole. Hat er alle anderen hier im Raum erschossen oder war das
jemand anders? Hat er sich vielleicht nur verteidigt?«
    Chaitin begreift nicht so ganz, was ich von ihm will.
»Ich verstehe nicht –« Er hält inne, kommt dann aber um den Tisch, um sich die
Szene noch einmal genauer anzusehen. »Ah ja«, sagt er. »Vielleicht gab es da
wirklich noch einen anderen. Aber es sieht schon so aus, als ob er sich selbst
umgebracht hätte. Das ist komisch –«
    Mein Funkgerät springt wieder an, sodass ich seine
letzten Worte nicht mehr höre. »Barnes an alle: Wir haben Professor O’Brien
gefunden. Howard, kommen Sie ins zweite Untergeschoss, aber dalli! Wir brauchen
Ihr Spezialwissen, um sie rauszuholen. Alle anderen aufgepasst: Hier muss noch
mindestens ein Überlebender sein.«
    Meine Nackenhaare stellen sich auf. In welcher Lage
befindet sich Mo, wenn sie meine Hilfe benötigen, um sie zu befreien? Auf
einmal bemerke ich, dass Chaitin mich beobachtet. »Passen Sie auf sich auf«,
meint er schroff. »Wissen Sie, wie man das hier handhabt?«
    »Das?« Ich zeige auf die Basilisken-Waffe, die um
meinen Hals baumelt. »Klar. Und hören Sie: Berühren Sie unter keinen Umständen
diese Maschine. Verstanden? Ich glaube zwar, dass sie nicht mehr funktioniert,
aber man weiß schließlich nie.«
    »Los, machen Sie schon.« Er zeigt mit der Hand zur
Tür. Draußen entdecke ich Scary Spice, der im Korridor hockt und dessen Augen
seltsam zu schillern scheinen.
    »Gehen wir.« Wir laufen zur Treppe, die in die unteren
Stockwerke führt. Ich werde das quälende Gefühl nicht los, dass ich etwas
wirklich Wichtiges   übersehen habe, dass wir dabei sind, in, ein riesiges
Spinnennetz aus Dunkelheit und schrecklichen Fallen zu tappen, und genau das
tun, was das Monster in der Mitte des Netzes will. Und das alles nur, weil ich
die Zeichen um mich herum falsch deute.
     
    Im Keller ist es kälter als in den oberen Stockwerken.
Sergeant Pike, der seinen Helm abgenommen und eine Paraffin-Lampe angemacht
hat, wartet bereits auf mich. In der klirrenden Kälte ist sein Atem deutlich
sichtbar. »Was hat denn so lange gedauert?«, will er wissen.
    Ich zucke mit den Schultern. »Wo ist sie und wie geht
es ihr?«
    Er zeigt auf den näher gelegenen von zwei Korridoren.
Er ist mit einer biolumineszierenden Lampe beleuchtet, die ein unheimliches
grünes Licht abgibt. Allein bei diesem Anblick dreht sich mir bereits der Magen
um. Mir schwant nichts Gutes. »Sie ist bei Bewusstsein, aber niemand rührt sie
an, bis wir Ihr Einverständnis dazu haben.«
    Na super. Ich
folge dem grünlichen Licht den Korridor entlang zu einer Tür.
    Obwohl die Tür weit offen steht, haben wir es hier
offensichtlich mit einer Gefängniszelle zu tun. Jemand hat eine Laterne auf den
Boden gestellt, sodass ich sehen kann, was sich in dem Raum befindet. Er ist
fast völlig mit einer Evokationsvorrichtung ausgefüllt, die zwar keine
Foltermaschine wie die in der oberen Etage zu sein scheint, aber ihr doch
ziemlich ähnelt. Da ist ein Holzrahmen, der an ein Himmelbett erinnert und an
dessen vier Seiten kompliziert anmutende Flaschenzüge angebracht sind. Man hat
Mo dort nackt an Händen und Füßen angekettet. Das Letzte, was mir bei diesem
Anblick jedoch durch den Kopf gehen würde, wären Gedanken sexueller Natur – vor
allem wenn ich mir die Vorrichtung anschaue, die an weiteren Flaschenzügen und
den Stahlseilen, die auch durch ihre Fesseln führen, befestigt ist und wie ein
merkwürdiger Lüster über ihr hängt. Jeder Pfosten endet in einem Tesla-Transformator.
An einer Ecke befinden sich ein gewaltiger Generator sowie die Eingeweide einer
HF-Schaltung aus einer alten Radarstation. In der Mitte ist ein eigentümliches
Pentagramm eingezeichnet. Das Ganze gleicht einer bizarren Mischung

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