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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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leuchtet ein rotes Licht auf.
    »Oh Scheiße«, murmele ich, als sich die Tür öffnet und
zwei Soldaten in Schutzanzügen hereinkommen. Ich sehe, wie der Lüster über Mo
hin und her schwingt, und höre den Bettrahmen ächzen. Als sie Luft holt, um zu
schreien, klettere ich ungelenk auf die Konstruktion und platziere mich – auf
Hände und Füße gestützt – schützend über ihr. »Kappt diese verdammten Fesseln
und holt sie hier raus«, brülle ich die Männer an. »Und schneidet die verdammten
Drähte durch!« Ich knie auf einem dieser Drähte, als der Lüster mit einem
lauten Knall auf meinen Rucksack prallt – und ich leider feststellen muss, dass
er unter Strom steht und Mo geerdet ist.
     
    Mein Kopf dreht sich, mir ist übel und mein rechtes
Knie brennt wie Feuer. Was mache ich –
    »Bob, wir heben es jetzt an. Können Sie mich hören?«
    Ja, kann ich. Am liebsten würde ich mich übergeben.
Ich grunze irgendetwas, als sich das drückende Gewicht von meinem Rücken löst.
Zwinkernd erkenne ich Holzlatten vor mir, als jemand meinen Arm ergreift und
versucht, mich zur Seite zu zerren. Es tut verdammt weh, und ich höre jemanden
schreien – war ich das? Dann brüllt jemand: »Sanitäter!«
    Sekunden oder Minuten später merke ich, dass ich auf
dem Rücken liege und mir jemand auf den Brustkasten drückt. Ich blinzle und
versuche, einen Laut von mir zu geben. »Können Sie mich hören?«, ruft jemand.
    »Mm.«
    Der Druck auf meinen Brustkorb lässt für einen Moment
nach, und ich zwinge mich dazu, tief einzuatmen. Ich weiß, dass ich auf
irgendetwas liege, aber worauf? Mühsam öffne ich die Augen. »Oh, Mann. Das war
nicht schön. Mein Knie –«
    Alan beugt sich über mich, sodass er in mein Blickfeld
kommt. Hinter ihm laufen geschäftig einige Leute hin und her. »Was ist
passiert?«, will er wissen.
    »Ist Mo –«
    »Mir geht es gut, Bob.« Ihre Stimme ertönt direkt
hinter mir. Ich zucke zusammen. Mein Kopf fühlt sich an, als ob mir mit einem
Vorschlaghammer einer verpasst worden wäre. »Das … Das Ding …« Ihre Stimme
bebt.
    »Es handelt sich um einen Altar«, antworte ich müde. »Hätte
ich schon früher erkennen müssen.  Alan, der Vermisste ist hier noch irgendwo
versteckt. Mo war der Lockvogel für eine Falle.«
    »Ich höre.« Alan klingt wie ferngesteuert. Ich drehe
mühsam meinen Kopf und erspähe Mo, die mit ausgestreckten Beinen mit dem Rücken
zur Wand sitzt. Jemand hat ihr einen roten Overall gegeben, der zwar nicht
vakuumgeeignet ist, ihr aber erst einmal gegen die Kälte hilft. Zudem ist sie
in eine Aludecke gewickelt. Von dem Altar hinter ihr ist nicht mehr viel ganz
geblieben.
    »Es ist nicht sehr schwer, ein Tor zu öffnen und
Informationen durchzuschleusen – vor allem wenn schon ein menschlicher Körper
am anderen Ende wartet. Physikalische Tore sind schwieriger, und je größer sie
sein sollen, desto mehr Energie – oder Leben – benötigt man, um Stabilität zu
gewähren. Das hier jedenfalls ist ein Altar; im Archiv des Rijksmuseums stehen
auch ein oder zwei solcher Ungetüme. Das Opfer wird auf den Altar gebunden. Man
schließt es an einen Beschwörungsschaltkreis an und tötet es – dafür war der
Lüster vorgesehen –, und dann leitet man den daraus resultierenden Energieschub
in den Schaltkreis. Aber bei diesem hier … Nun, die Wächter um den Altar waren
verloren. Sobald sich die Beschwörung manifestiert hatte, gab es keinerlei
Schutz vor dem Wesen, das sie gerufen hatten. Es ergriff Besitz von jedem, mit
dem es in Kontakt kam. Ein Transfer durch Elektrizität – denkbar einfach und
deshalb auch nicht selten.«
    »Also haben Sie versucht, Dr. O’Brien mit Ihrem Körper
zu schützen«, meint Alan lapidar. »Wie rührend!«
    Ich huste und zucke schmerzlich zusammen, denn mein
Kopf droht jeden Augenblick zu platzen. »Ganz so romantisch war es nicht. Ich
dachte mir, dass die Konstruktion meine Sauerstofftanks nicht durchbohren
würde. Und wenn Mo getötet worden wäre, hätte es uns alle erwischt.«
    »Was sollte es beschwören?«, fragt Mo, deren Stimme
noch immer heiser klingt.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher.« Ich runzele die
Stirn. »Nichts Freundliches, das ist klar. Aber das hier ist nicht mehr die
Ahnenerbe-SS, nicht wahr? Sie haben diese Festung zwar irgendwann einmal
errichtet, aber sie haben schon lange das Zeitliche gesegnet, offenbar durch
Selbstmord. Aber dieser Kerl hier scheint eine Art von Evokationswesen zu sein,
das von Körper zu Körper

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