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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thier
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gesehen. Nicht viele haben die Klippen je erblickt, die wir gerade umfahren, geschweige denn das Land dahinter betreten, obwohl es eine der Provinzen des Königreichs Iakainor ist.«
    Mjir sah aus, als sei sein Interesse geweckt. »Tatsächlich?« fragte er. »Sind die Bewohner dieses Landes denn blind? Und gibt es so wenige von ihnen? Wie haben sie dann diese große Festung gebaut?«
    Der Dichter seufzte. Das Talent Dinge wörtlich zu nehmen war offenbar eine Veranlagung aller Felswinder.
    »Ich meinte, dass nicht viele mit Ausnahme der Eingeborenen es jemals gesehen haben«, korrigierte er sich
    »Ach. So wie auf Felswind.«
    »Könnte man sagen, ja. Wenn ich in den alten Chroniken richtig bewandert bin, passieren wir gerade das Südkap des Herbstgraslandes Erthain. Man erzählt sich merkwürdige und erstaunliche Geschichten über dieses Land. Der Boden soll glühen und jeden verbrennen, der nicht auf dieser Erde geboren ist, heißt es. Und der heiße Wind wehet die Asche fort. Doch wenn nur wenige je gewagt haben Erthain zu betreten, so haben sicher noch weniger das Südkap dieses Landes gesehen, denn dazu müsste man entweder quer durch die Ödnis Erthains marschieren, was einem Selbstmord gleichkäme, oder aber tun, was wir gerade tun … und was schlimmer wäre als Selbstmord.«
    Er schluckte.
    »Das Südkap … es wird auch das Kap des Todes oder das Schwert des Unterweltkönigs, Suekon Uter, genannt. Jetzt weißt du, warum ich mich nicht gerade wohl fühle.«
    Mjir schlug ihm auf die Schulter, allerdings mit etwas mehr Gefühl als der Jarl. »Sei ganz unbesorgt. Der Jarl ist ein versoffener alter Esel – nein, dafür wiegt er eigentlich zuviel, er isst genug für drei versoffene alte Esel und trinkt zuviel für vier – doch er ist der beste Seemann, den ich kenne. Wir werden dein Todeskap, dein Schwert des Unterweltkönigs, schon lebend umschippern.«
    Stirnrunzelnd wandte er sich wieder der Klippe zu. »Aber weißt du … das sieht mir nicht wirklich wie ein Schwert aus«, meinte er. »Eher wie ein spitzer Fels.«
    Nachdenklich kratzte Alagotis sich am Kopf. »Tja, so ist es wohl auch. Aber das andere klingt vermutlich poetischer. Um zu deiner Frage zurückzukommen – das dort oben«, er deutete auf die Festung, auf der das Leuchtfeuer glühte, »das muss die sagenumwobene Festung Erthains sein, die Feste Estriathain. Wenn sie es wirklich ist …«, seine Augen glühten mit dichterischem Eifer, »dann wäre es sogar all dies wert. Ich hätte sie als Erster seit Menschengedenken zu Gesicht bekommen! Ach, was für Lieder ich schreiben würde …«
    »Willurd Wanknieknie, mein Vater und die anderen haben sie jedes Jahr gesehen, wenn sie hier vorbeifuhren«, wandte Mjir ein. »Und ich nehme an, das Gebäude ist auch nicht unbewohnt. Wer würde sonst das Licht in Gang halten? Also müssen es noch weit mehr Leute vor dir gesehen haben.«
    Der Poet winkte ab. »Das zählt nicht. Du hast doch selbst gehört, sie haben es nie jemandem gesagt.«
    »Aber gesehen haben sie es trotzdem. Soll das etwa heißen, Dinge die man vollbracht und gesehen hat wären erst dann wichtig, wenn man Anderen davon erzählt hat?«
    Alagotis starrte seinen Schüler an, als versuche er die Worte, die dieser gerade von sich gegeben hatte, zu begreifen – ohne viel Erfolg.
    »Du bist schon ein seltsamer Kerl, Mjir, Sohn des Brausesturm«, meinte er kopfschüttelnd, »dafür, dass du vorhast Dichter zu werden … Ach, was für Lieder ich schreiben würde, über das ewige Feuer, das den Seemännern vom Tode kündet, über die glühende Hitze Erthains, die aufs Meer strömt, und singen würde ich, singen von den unfällbaren Salztannen im Schatten der Klippen …«
    Mjir blickte noch einmal zu der Feste empor, während er tatsächlich, wie Alagotis gesagt hatte, spürte, wie vom Land her eine warme Brise sein Gesicht streichelte. Dort ragte sie auf, die Burg Estriathain, oben auf der Klippe aus hartem, unerklimmbarem schwarzem Stein. Nur ein einziger Pfad führte hoch zu der Burg, vom Meer her, sich zwischen den scharfkantigen Felsen windend.
    ‚Todesklippe’, dachte er. ‚Schwert des Königs der Unterwelt …’
    Und eine leise Stimme tief in ihm flüsterte: ‚ Wir werden ja sehen .’

13. Kapitel
    Das blaue und gelbe Land
    Sollte es nicht grün heißen? Wer richtig aufgepasst hat, der wird es bemerkt haben. Aber, zu Eurer Information und Weiterbildung, Blau und Gelb ergeben zusammen Grün. Das kann Euch jeder Maler bestätigen. Welch

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