Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
auch aufeinander eingeschlagen, aber es steckte keine böse Absicht dahinter. Sein Vater hatte einmal jemandem, der sich an einer Fischgräte verschluckt hatte, das Rückgrat gebrochen, als er ihm auf den Rücken klopfte, aber Mjir war sich ganz sicher, dass er das nicht gewollt hatte.
Nun, fast ganz.
Ziemlich.
Andere Leute absichtlich zu schlagen um ihnen damit Verletzungen beizufügen … das schien einfach so absurd. Der Wind, die Felsen und das Meer sorgten schon für genug Verletzungen und Todesfälle.
Nun, so gesehen – weder Wind noch Fels noch Meer schienen hier in großer Menge oder hoher Intensität vorhanden zu sein. Vielleicht erledigten die Leute hier deswegen einfach selbst, was die Natur vergessen hatte.
Das Problem bei Mjirs Entscheidung war, dass seine Weigerung zu kämpfen den Schwertmeister vollkommen verrückt zu machen schien. Aus irgendeinem unbegreiflichen Grund hasste er den Felswinder sowieso – aber dieser Hass verdoppelte und verdreifachte sich mit jedem Stockhieb, dem der Junge auswich. Mjir weigerte sich zu kämpfen – und dennoch gewann er jeden Kampf. Jeden einzelnen. Früher oder später gaben seine Gegner es auf nach leerer Luft zu schlagen. Bald hätte es niemanden mehr gegeben, der es ernstlich versucht hättewenn nicht der Schwertmeister gewesen wäre. Jeder, der gegen Mjir die Waffen streckte ohne einen einzigen Schlag eingesteckt zu haben, wurde in die Kammer des Herrn Lortfelt beordert – und kam erst wieder in der Nacht heraus, bleich und zitternd.
Was nur zur Folge hatte, dass noch weniger von den Rittknappen etwas mit Mjir zu tun haben wollten. Allmählich fühlte sich Mjir wieder so deprimiert wie auf Felswind.
Aber dort hatte er wenigstens eine freie Aussicht gehabt. Und der Wind hatte ihm um die Nase geweht! In diesen engen Korridoren erstickte er. Und trotzdem wanderte er oft in ihnen umher, wenn er sonst nicht wusste was tun, in der Hoffnung jemandem über den Weg zu laufen der ihm nicht aus dem Selben gehen würde. Er war wieder einmal auf einem seiner Streifzüge, als er Rufe aus einem Korridor links hörte. Undeutlich, vom Echo der Gänge verzerrt, zwei Stimmen.
»Lass mich … nein … verdammt, das …«
»Gib …«
Mjir wandte sich zur Seite und lauschte.
»Jetzt rück endlich … hier geblieben!«
Er trat in den Korridor und beschleunigte seine Schritte, als er eine der Stimmen erkannte. Das war Gregear, dieser nette Bursche, der ihm das weiche Bett gezeigt hatte. Er sah leider kaum noch etwas von ihm. Aber vielleicht bot sich jetzt die Gelegenheit für ein nettes Schwätzchen.
Er umrundete eine Ecke und fand sich in einer Sackgasse wieder: Ein düsterer Raum, dessen einziges Mobiliar, abgesehen von einigen verstaubten Kisten, zwei Gestalten darstellten, die sich höchst merkwürdig benahmen. Mjir sah Gregear und einen kleineren Jungen mit kurzem, braunen Stoppelhaar. Gregear hielt den anderen am Kragen gepackt in der Luft.
»Hallo«, sagte Mjir fröhlich. »Was macht ihr da? Kann ich irgendwie helfen?«
»Ja!«, schnauzte der Plattkopf. »Verzieh dich, Windbeutel!
« Der Andere gab nur ein leises Wimmern von sich.
»Nein wirklich, es würde mich interessieren, was ihr da tut.« Neugierig trat Mjir näher. »Gehört es zum Training?«
»Ja«, grunzte Gregear. »Und jetzt verzieh dich! Sofort!«
Doch so einfach wollte Mjir seine neu gefundenen sozialen Kontakte nicht aufgeben. »Er sieht etwas angespannt aus«, meinte er und deutete auf den kleineren Jungen. »Braucht vermutlich ein bisschen mehr Übung. Wie heißt du?«
»L-Lenrik«, murmelte der Junge und schloss die Augen.
»Du hältst deine Schnauze!«, grollte Gregear.
»Hallo, Lenrik. Ich heiße Mjir. Worum geht es denn genau bei dieser Übung?«
»E-er will …«
Gregears Faust bewegte sich. Doch die Hand Mjirs bewegte sich noch schneller. Der plattköpfige junge Mann erbleichte und blickte auf sein plötzlich unbewegliches Handgelenk, das weiß wurde unter dem Druck von Mjirs schmalen Fingern.
Etwas knackte.
»Das ist gar nicht höflich«, tadelte Mjir. »Ich weiß, dass ihr euch gerne schlagt, aber du könntest zumindest warten, bis er meine Frage beantwortet hat.«
»In … Ordnung«, grunzte der Ältere. Er bewegte sich nicht. Mjirs Griff tat ihm nicht weh. Aber irgendetwas sagte ihm, dass dies im Falle einer Bewegung eine wahrscheinliche Option war.
»Also, wo waren wir stehen geblieben … ach ja, worum geht es bei dieser Übung, Lenrik?«
»Er … will mir meinen Dolch
Weitere Kostenlose Bücher