Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
Vom Netzwerk:
auf der I-495, die an Washington vorbei nach Süden führte, ehe sie auf der Höhe von Arlington nach Westen abbogen und in Richtung des Shenandoah National Park fuhren. Kurz nach Manassas legten sie einen Stopp bei einem Bauernmarkt ein. Chase wartete auf dem Parkplatz im Wagen und beobachtete, wie der Indianer sich in das Getümmel zwischen den einzelnen Ständen stürzte und tütenweise Kram kaufte, den er laut eigener Aussage benötigen würde, um den Einfluss des Killers auf Chase zu brechen.
    Bei Front Royal verließen sie die Hauptstraße und folgten einem schmalen Forstweg in die Wälder, bis Quinn vor einer Blockhütte anhielt.
    Chase stellte den SUV ab und stieg aus.
    Die Hütte war aus dunklen Holzstämmen gebaut, die im Zwielicht rötlich schimmerten. Sie war nicht sonderlich groß, aber groß genug als Wochenendhaus für ein oder zwei Personen. Auf der kleinen Veranda, die über zwei flache Stufen zu erreichen war, stand ein Schaukelstuhl und trotzte der kühlen Brise, die zwischen den Bäumen hindurchfuhr. Bis auf den schmalen Weg, den sie gekommen waren, und die kleine Lichtung, auf der sie ihren Wagen abgestellt hatten, war das Haus nach allen Seiten von hohen Nadelbäumen umgeben, die selbst an einem strahlend schönen Tag wie diesem das Licht dämpften, als zöge die Dämmerung bereits herauf.
    Chase’ Blick wanderte über die Baumwipfel nach Süden, wo die ersten Ausläufer des Skyline Drive zu erkennen waren. Die Straße führte auf dem Rücken der Blue Ridge Mountains entlang, deren Gipfel auch jetzt unter jenem bläulichen Dunstschleier verborgen lagen, dem sie ihren Namen verdankten. Die Luft hier draußen war klar und sauber und deutlich frischer als in der Stadt. Abgesehen davon war es kälter.
    »Ist das Ihr Haus?«, erkundigte er sich.
    »Es gehört einem Freund von mir – jemandem, den Cassell hoffentlich nicht ausfindig machen kann.« Quinn drückte Chase ein paar Tüten in die Hand, nahm den Rest von der Ladefläche seines Pick-ups und kramte den Schlüssel aus der Hosentasche, ehe er zum Haus hinüberging.
    Die Veranda knarrte unter ihren schweren Schritten. Quinn schloss die Tür auf und betrat die Hütte. »Warten Sie, ich mache Licht.«
    Einen Moment später erklang ein leises Summen, dann leuchtete eine Deckenlampe auf. Das Innere der Hütte bestand aus einem einzigen Raum mit Fenstern an drei Seiten. Links vom Eingang gab es eine winzige Küchenzeile mit einem kurzen Tresen, auf dem der Indianer die Tüten abstellte. Chase folgte seinem Beispiel, ehe er seinen Blick weiterwandern ließ. Unter einem der Fenster stand ein schmales Bett. Ein kleiner Fernseher mit ausgefahrenen Empfangsantennen stand auf einer Kommode unmittelbar neben der Küchenzeile, davor ein zerschlissener Sessel, auf dem eine zusammengefaltete Wolldecke lag. Ein eckiger Tisch mit zwei Stühlen komplettierte die Einrichtung. Über dem Raum lag eine modrige Feuchtigkeit, deren süßlich-erdiger Geruch Chase bei jedem Atemzug in die Nase drang.
    »Das Badezimmer ist hinter dem Haus«, erklärte Quinn, der sich daranmachte, die Tüten auszupacken. Einiges davon verstaute er in einem Schrank, den Rest, wobei es sich in erster Linie um irgendwelche Kräuter und Gewürze zu handeln schien, die Chase in seinem Leben noch nie gesehen hatte, reihte er auf der Theke auf. »Es gibt kein heißes Wasser, und wenn sie den Anbau verlassen, sehen Sie zu, dass die Tür ordentlich geschlossen ist, damit die Waschbären nachts keine Party drin feiern.«
    Chase nickte nur. Er hatte nicht vor, das Bad zu benutzen – zumindest nicht im Augenblick –, weshalb ihn Waschbären und Wassertemperatur auch nicht interessierten.
    »Wie kann ich nun diese Verbindung besser nutzen?«, erkundigte er sich stattdessen. »Ich muss imstande sein, sie zu schaffen und zu unterbrechen, wann immer ich es möchte.«
    »Konzentration und Entspannung«, lautete Quinns enttäuschende Antwort, nichts anderes, als das Internet auch ausgespuckt hatte. »Manchmal funktioniert es auch, wenn man vollkommen aufgewühlt ist. Dann ist die Verbindung jedoch instabil und leicht zu verlieren – oder man verliert sich selbst darin.«
    »Und überlässt die Kontrolle dem anderen?«
    Der Indianer nickte.
    »Gibt es nicht noch einen anderen Weg?«
    »Nein.«
    Großartig. Bisher hatte es ja mit der Konzentration hervorragend geklappt. Er beobachtete, wie Quinn eine Kerze aus einem Schrank holte, verschiedene Schalen bereitstellte und die eingekauften Zutaten in eine

Weitere Kostenlose Bücher