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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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Fernsehen. Dafür, dass der Zeuge hier sein sollte, war es verdammt still.
    Viel zu still.
    Trotzdem ging er weiter.
    Er folgte dem Flur zum Wohnzimmer, darauf bedacht, keine Geräusche zu verursachen. Kurz bevor er die Schwelle erreichte, zog er seine SIG Sauer und entsicherte sie. Ein Blick ins Wohnzimmer genügte, um den Grund für die Stille zu erkennen. Die orangefarbenen Vorhänge waren vorgezogen und tauchten den Raum in Dämmerlicht, dennoch entdeckte er die Gestalt auf der Couch sofort. Der Zeuge, der einzige Mann, der ihm gefährlich werden konnte, hielt ein Nickerchen. Die Wolldecke bis zum Kopf gezogen konnte Frank nicht mehr als einen dunklen Haarschopf und einen Arm ausmachen, der darunter hervorschaute.
    Er nahm eines der Zierkissen vom Sessel und drückte es auf die Mündung der SIG. Dann ging er zur Couch. Von wegen Falle! Es war eine Schande, dass ausgebildete Polizisten sich einen derartigen Fauxpas leisteten und ihre Falle dermaßen amateurhaft aufzogen.
    Frank nahm Maß. Die ersten drei Schüsse gab er auf den Kopf ab, ehe er den Rest des Magazins in den Körper des Indianers pumpte. Nach den ersten paar Schüssen war das Kissen derart zerfetzt, dass es den Schall nicht länger zu dämpfen vermochte. Es war ihm egal. In nicht einmal einer Minute wäre er von hier fort. Lange bevor auch nur jemand daran denken würde, die Cops zu rufen. Nur noch ein rascher Blick, um sich davon zu vergewissern, dass der Zeuge ihm nicht länger gefährlich werden konnte.
    Er machte einen Schritt nach vorn, als ihn das Klicken eines Sicherungshebels in seinem Rücken innehalten ließ. »Waffe fallen lassen, Cassell!«
    Fluchend drehte sich Frank herum und blickte in die Läufe von vier auf ihn gerichteten Pistolen. Munarez, Button und zwei Streifencops standen im Gang und hatten ihn ins Visier genommen.
    Scheiße! Sie durften ihn nicht festhalten. Nicht, solange der Killer am Leben war!
    Er sah sich nach allen Seiten um. Kein Balkon, keine Feuerleiter, der einzige Ausweg lag im Rücken der Cops, die den Flur verstopften. Wenn es ihm gelang, an ihnen vorbei …
    »Runter mit der Waffe!«, rief Munarez noch einmal.
    Wem wollte er jetzt noch etwas vormachen? Es saß in der Falle. Das Magazin der SIG war leer, sodass er sich nicht einmal den Weg hätte freischießen können. Sein Plan war gescheitert. Jede Hoffnung, den Killer zur Strecke zu bringen, war dahin. Lediglich eine Wahl blieb ihm noch.
    Er hob die Waffe und richtete sie auf die Cops.
    »Frank, machen Sie keinen Blödsinn!« Munarez machte einen Schritt zur Seite in den Raum hinein, um ihren Kollegen freies Schussfeld zu geben. »Sie wissen, was passiert, wenn Sie die verdammte Knarre jetzt nicht schön langsam auf den Boden legen. Kommen Sie schon, lassen Sie uns das Ganze sauber zu Ende bringen.«
    Genau das hatte er vor. Ein sauberes Ende.
    Er legte den Sicherungshebel zurück, nicht um noch irgendetwas zu erreichen, sondern nur um den Cops ein glaubwürdiges Schauspiel zu liefern.
    »Frank!«, warnte Munarez.
    Sein Finger zuckte, als er langsam den Abzug drückte. Er spürte noch nicht einmal den Widerstand des Abzugshebels, als das Donnern mehrerer Schüsse die angespannte Stille zerriss. Funken flogen vor seinen Augen und explodierten in brennenden Feuerbällen, als die Kugeln in seinen Körper schlugen. Noch während er fiel, bereute er den sinnlosen Tod des Indianers. Sein Blick richtete sich auf die Couch, und was er dort sah, ließ ihn erstarren: Die Decke war verrutscht und offenbarte den Blick auf eine zerschossene Schaufensterpuppe, der jemand eine dunkelhaarige Perücke auf den Kopf gesetzt hatte.
    Er hatte eine verdammte Kunststoffpuppe erschossen!
    Frank wollte schreien oder lachen, doch kein Laut kam über seine Lippen. Eine Kugel hatte seine Lunge zerfetzt, andere wer weiß welche Teile seines Körpers durchschlagen. Langsam kroch die Dunkelheit heran. Dahinter, das wusste er, wartete sie – Diana. Er konnte es kaum erwarten, endlich wieder mit ihr vereint zu sein, auch wenn sein Abgang einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. Offensichtlich waren Munarez und ihre Leute nicht so dilettantisch, wie er geglaubt hatte. Der Dilettant war er.

33
    Es war nicht schwer gewesen, den Indianer dazu zu bringen, ihm zu helfen. Immerhin war das auch in seinem eigenen Interesse. Sobald klar war, dass sie etwas unternehmen mussten, hatten sie den Truck Stop verlassen. Chase stieg in den Wagen und folgte Quinns Pick-up zurück auf die I-95 und dann weiter

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