Dämonisches Tattoo
bevor die Massen aus ihrem Blickfeld verschwanden. Marc hatte sich zu einem der männlichen Darsteller vorgearbeitet, einem Kerl, der wie eine Mischung aus Model, Surfer und griechischem Gott aussah, und hielt ihm sein Diktiergerät unter die Nase, während er mit breitem Lächeln seine Fragen stellte. Dieser Adonis beanspruchte Marcs Aufmerksamkeit so sehr, dass er den Blick keine Sekunde von ihm abwandte.
Gut so!
Ohne Umwege hielt sie auf einen Old Navy Store zu, schnappte sich einen der riesigen Einkaufskörbe und arbeitete sich zielsicher durch das Gewühl im Laden. Keine fünfzehn Minuten später stand sie bereits an der Kasse. Die Verkäuferin zog ein Teil nach dem anderen über den Scanner. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, in der die Frau die Kleidungsstücke zusammenfaltete und in die großen Plastiktüten stopfte. Ungeduldig beobachtete Kate, wie die Sachen Stück für Stück in die Tüten wanderten. Für Chase hatte sie ein weiteres Paar Jeans, Socken, Boxershorts, ein T-Shirt und einen dunkelblauen Kapuzenpullover ausgesucht, der das hellgelbe Logo der George Washington University trug. Außerdem eine passende Baseballmütze, und zum Schluss wanderte noch ein Paar schwarze Chucks in die Tasche. Für sich selbst hatte sie lediglich Unterwäsche und ein weiteres Paar Jeans gekauft. Zusammen mit dem Satz Klamotten, den sie in ihrer Reisetasche hatte, sollte sie damit problemlos über die Runden kommen.
Die Verkäuferin schob die Tüten zur Seite und drückte einen Knopf an der Kasse. »Das macht dann 187 Dollar.«
Es lebe der Schlussverkauf!
Kate zog ihre Kreditkarte aus dem Geldbeutel und reichte sie der Frau. Als die Verkäuferin die Karte durch den Leser zog und das Gerät ratternd den Beleg ausspuckte, überlief es Kate eiskalt. Kreditkarte! Wie konnte sie nur so dämlich sein?! Hatte sie nicht genügend Krimis gesehen, um zu wissen, dass die Polizei die Umsätze abfragen und auf diese Weise herausfinden konnte, wo sie überall gewesen war?
Kate unterschrieb den Zahlungsbeleg und hätte um ein Haar erleichtert aufgeseufzt, als die Verkäuferin lediglich die Unterschrift verglich, ohne dabei den Namen auf der Karte auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie stopfte die Karte in den Geldbeutel zurück und verstaute ihn in ihrer Tasche, ehe sie die Tüten packte und den Laden verließ. In der Nähe des Gastrobereichs entdeckte sie einen Geldautomaten. Nachdem ihr Weg ohnehin schon hierher zurückzuverfolgen war, schob sie die Karte in den Automaten und hob tausend Dollar von ihrem Konto ab. Damit wäre sie zumindest eine Weile flüssig und musste die Karte nicht noch einmal einsetzen.
Voll beladen und noch immer mit der Erkenntnis im Gepäck, eine riesige Dummheit begangen zu haben, machte sie sich in Richtung Ausgang auf den Weg, als plötzlich jemand ihren Namen rief. Marc! Kate tat, als hätte sie ihn nicht gehört – als wäre es gar nicht ihr Name –, und ging einfach weiter. Mit ein wenig Glück dachte er, dass er sie verwechselt hatte, und würde nicht noch einmal nach ihr rufen. Ohne sich umzusehen, bog sie um eine Ecke und fand sich in einem langen, breiten Gang wieder, der an den Personaleingängen einiger Shops vorbeiführte und weiter hinten einen scharfen Knick nach rechts machte, in Richtung der Kundentoiletten. Zwei Automaten mit Süßigkeiten und Getränken standen an der Wand Spalier und warteten darauf, ihr Innerstes an einen zahlungswilligen Kunden auszuspucken.
Geh weiter!,
beschwor sie ihn und schloss ihre Finger so fest um die Henkel ihrer Tüten, dass es schmerzte.
Bitte sieh deinen Irrtum ein.
Schritte in ihrem Rücken verrieten ihr, dass er das nicht tat.
»Kate!«
Die Damentoilette! Nur noch zwanzig Meter, dann konnte sie darin verschwinden. Mit ein wenig Glück war dort genug los, sodass er es nicht wagen würde, ihr hineinzufolgen. Die Frage war: Wie sollte sie wieder herauskommen, solange er vor der Tür lauerte?
Wie sich herausstellte, musste sie sich zumindest darüber keine Gedanken machen, denn Marc holte sie ein, lange bevor die rettende Tür in Reichweite kam. Er griff nach ihrem Arm und drehte sie so unsanft herum, dass sie um ein Haar ihre Tüten hätte fallen lassen.
Großartig. Erst die Kreditkarte und jetzt das! Sie hätte sich aus dem Staub machen sollen, als sie Marc auf der Veranstaltungsfläche gesehen hatte, aber nein, Frau Superagentin dachte ja, sie hätte alles im Griff.
Marcs ebenmäßiges Gesicht schwebte vor ihr, ein Gesicht, das ein Bildhauer
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