Dämonisches Tattoo
sie um die Ecke war, wurde sie schneller. Vor ihr kam ein Angestellter aus einer der Hintertüren und ging in Richtung Mall davon. Kate rannte auf die Tür zu und warf sich dagegen, ehe sie zufallen konnte. Rasch schlüpfte sie durch den Spalt und fand sich in einem winzigen dunklen Raum wieder. Hier war es heiß und stickig, der Geruch von Kunststoff und Gummi lag in der Luft. Zu ihrer Linken entdeckte sie einen Vorhang, hinter dem sie das Lager vermutete, und vor ihr lag eine weitere Tür, durch die das Piepen einer Registrierkasse zu hören war. In der Hoffnung, der Mann möge so schnell nicht zurück- und niemand aus dem Laden nach hinten kommen, stellte sie ihre Tüten ab und spähte durch den winzigen Spalt auf den Gang hinaus.
Als Erstes hörte sie Marcs Stimme. »Nein, Officer, ich habe sie gesehen.« Dann erreichte er selbst ihr Sichtfeld. Mit dem Handy am Ohr ging er den Gang entlang und blieb stehen, nur einen halben Meter von ihrem Versteck entfernt. »Hören Sie, Schätzchen, ich bin nicht dämlich«, maulte er. »Ich bin ihr auf den Fersen und werde sehen, wohin sie fährt.« Einen Moment lauschte er der Stimme am anderen Ende. »Ja, er hat sie noch immer in seiner Gewalt.« Jetzt ging er weiter, seine Schritte wurden schneller, seine Stimme leiser. »Ich bleibe dran. Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen sich verdammt noch mal beeilen!«
Er sagte noch mehr, war jedoch mittlerweile zu weit entfernt, als dass Kate noch etwas hätte verstehen können. Sie ließ die Tür leise ins Schloss schnappen und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Bald würde es hier nur so von Cops wimmeln. Sie musste zum Wagen – und das, ohne Marc oder jemandem in Uniform über den Weg zu laufen.
Die Tür zum Laden wurde geöffnet, das einfallende Licht blendete Kate und es dauerte einen Moment, bevor die Umrisse der matronenhaften Verkäuferin klarer wurden.
»Was haben Sie hier zu suchen?«, schnappte die Frau. »Verschwinden Sie oder ich rufe den Sicherheitsdienst!« Sie warf einen Blick auf Kates Tüten und sah dann in Richtung des Lagers. »Vielleicht sollte ich den auf jeden Fall rufen.«
»Nein, warten Sie!«
Die Frau hielt inne, das Licht spiegelte sich in ihrer Brille wider, sodass Kate ihre Augen nicht erkennen konnte. »Worauf?«
»Ich habe nichts gestohlen«, versicherte Kate. »Sie können sich meine Tüten ansehen. Aber ich brauche Hilfe.« Plötzlich wusste sie, wie sie von hier verschwinden konnte. »Da draußen, am Ende des Gangs, steht mein Ex-Freund. Er hat mich entdeckt, als ich zur Toilette gegangen bin, und ist mir gefolgt und jetzt …«
»Er ist wohl einer von der unangenehmen Sorte, was?«
Kate nickte. »Das kann man wohl sagen.«
Ihr Blick wanderte zurück zu Kates Tüten, als wolle sie sichergehen, dass sie tatsächlich nichts gestohlen hatte. Kate hob eine der Tüten auf, öffnete sie und hielt sie der Verkäuferin entgegen. »Überzeugen Sie sich selbst.«
Die Frau winkte ab und rückte ihre Brille ein wenig verlegen zurecht. »Schon in Ordnung. Kommen Sie mit, Sie können durch den Laden hinausgehen, dann kann sich Ihr Kerl da hinten die Beine in den Bauch stehen.«
Erleichtert sammelte Kate ihre Tüten ein und folgte der Frau nach vorn. Ehe sie den Laden verließ, bedankte sie sich noch einmal bei der hilfsbereiten Dame. Vor dem Geschäft sah sie sich nach allen Seiten um, ohne Marc zu entdecken. So schnell sie konnte, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, verließ Kate die Mall und ging zu Pennys Wagen. Sie warf die Tüten in den Kofferraum, kletterte hinter das Lenkrad und verriegelte die Türen von innen. Hinter den getönten Scheiben fühlte sie sich sofort sicherer, trotzdem nahm sie sich nicht die Zeit, sich von ihrem Schrecken zu erholen. Sie ließ den Motor an und fuhr los. Als sie den Parkplatz verließ, kamen ihr mehrere Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht entgegen. Kate hielt die Luft an und fürchtete schon, sie würden sie stoppen, doch sie fuhren an ihr vorbei, in Richtung der Mall, wo Marc sie erwarten würde.
Es tat ihr leid, dass es ihr nicht gelungen war, ihm seine Furcht zu nehmen, und dass sie – im Gegenteil – seine Angst nur noch weiter geschürt hatte, aber ihr war keine andere Wahl geblieben. Er hätte sie zur Polizei geschleppt, während Chase in Woodbridge darauf wartete, dass sie ihn abholen kam. Die Story wäre dahin gewesen. Viel schlimmer jedoch fand sie den Gedanken, dass Chase dann auf sich allein gestellt wäre. Es würde ihm kaum gelingen,
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