Dahoam is ned dahoam - Bayerische Ein- und Durchblicke
bringen, solche von der frommen Denkungsart?
Herzog Wilhelm: Da pappt’s mir ja den Magen z’samm! Ins Bier muss was rein gegen den Kater, direkt rein ins Bier.
Lakai: Eine Gerste vielleicht? Oder Malz? Wasser??
Herzog Wilhelm: Wasser, genau, des is gut, ich hab an Brand, ich könnt an ganzen See aussaufen …
Lakai: Also, Gerste, Malz, Wasser. Hopfen?
Herzog Wilhelm: Was – Hopfen? Des bittere Zeug!?
Lakai: Mei, mal was anderes!
Herzog Wilhelm: Gut. Hopfen. Gerste, Malz, Wasser. Und Aspirin.
Lakai: Was??
Herzog Wilhelm: Aspirin. Des san so kleine Kopfwehtabletten.
Lakai: Geh, jetzt kommen S’ in Schmarrn nei. Tabletten gegen Kopfweh – so was gibt’s doch gar nicht.
Herzog Wilhelm: Ned? Ich sag ja, des z’sammgepanschte Bier macht einen völlig blöd!
Ich glaub, ich muss mich noch amal hinlegen. (ab)
Lakai: Aspirin, des muss ich mir aufschreiben! Auf was er alles kommt, der Majestät …
Unvermeidlich: Die Wiesn
Klar, dass man in einem Kapitel über München auch etwas über die Wiesn schreiben muss, über jenes in aller Welt so überaus geschätzte Oktoberfest, von dem der größte Teil im September stattfindet und das die Stadt jedes Jahr 16 Tage lang heimsucht wie ein ihr von Gott – oder doch nur von einem König? – auferlegtes Schicksal.
Im Leben eines jeden Münchners spielt die Wiesn eine Rolle, es fragt sich bloß, ob es eine Haupt- oder eine Nebenrolle ist, eine Rolle in einem Heimatfilm oder in einem Psycho-Drama, die Rolle des strahlenden, jugendlichen Helden oder des finsteren Bösewichts. Für manche, und das sind nicht wenige, wechselt sie im Laufe eines Münchner Lebens auch das Rollenfach. Vom Helden zum Bösewicht oder vice versa.
Eine Meinung zur Wiesn zu haben ist ein Muss in München. Wer keine hat, der sollte eine baldige Auswanderung in Erwägung ziehen.
»Warst schon auf der Wiesn?«, dürfte Ende September, Anfang Oktober eine der am meisten gestellten Fragen in der Stadt sein, und die Antwort darauf bewegt sich in einem breiten Spektrum, von einem »Ja, schon zehn Mal, und ich geh grad wieder hin« bis zu einem »Wennst no oa moi des Wort Wiesn sagst, dann fangst oane«.
Um unseren Lesern wenigstens einen kleinen Ausschnitt aus der hunderttausendfachen Vielfalt unterschiedlicher Wiesn-Meinungen zu geben, haben wir uns entschlossen, in diesem Kapitel unser Prinzip des gemeinsamen Schreibens aufzugeben und ein jeder für sich sein ganz persönliches Wiesn-Statement abzugeben. Thomas als gebürtiger Münchner und Helmut als leidenschaftlicher Wahlmünchner, der seit vier Jahrzehnten in dieser Stadt lebt, sie liebt und unter ihr leidet.
»Die Wiesen« – das ist Mehrzahl, oder?
von Helmut Schleich
Privatfernsehen. Eine katzenbergereske Bumskuh, alles andere wäre unangebrachte Schönfärberei, verliest das, was sie in Verkennung jeder Realität Nachrichten nennen.
»In München begann mit dem Ausruf ›O’zapft is‹ das traditionelle Oktoberfest.«
Das »Is« spricht sie amerikanisch aus. » Iiis .« Und man sieht ihr an, dass sie sich dabei, in Verkennung ihrer nachrichtensprecherischen Neutralitätspflicht, chic und dazugehörig vorkommt.
Nicht »ich kann Bairisch« heißt ihr Subtext, sondern »ich kenne alle Partys dieser Welt«. Wie bescheuert, denke ich mir, und tituliere sie in meinem Wohnzimmer vor dem Fernseher lauthals so wie oben. Wenn man keine Ahnung hat, dann hält man die Klappe oder liest zumindest nicht die Nachrichten vor.
»O’zapft is« heißt das, das ist bairisch für »angezapft ist« – wie kann man das nicht wissen, wenn man übers Oktoberfest berichtet!? Ich rege mich immer mehr auf. Mich reinsteigern, das kann ich wie kein Zweiter.
So sind sie, die ganzen Neumünchner Schnösel und Arschgesichter, die das ganze Jahr davon leben, Leute zu bescheißen oder Waffen zu bauen, um dann einmal im Jahr in Gaudiuniform – das sind zurzeit lila-weiß kariertes Hemd und Lederhose – auf »den Wiesen«, wie sie sich ausdrücken, die Sau rauszulassen, bis ihnen ihre schwarz geränderten Designerbrillen vom Deppenschädel fallen.
Wenn sie es nur täten …
Schon wie sie die Bierzelte betreten. »Wir haben gebucht«, so drücken sie aus, dass sie einen Tisch reserviert haben. Einer alten Münchner Tradition folgend schon im Januar. Das haben sie schnell begriffen, schließlich wirkt ein Tisch auf »den Wiesen« da, von wo sie abstammen, mancherorts wie ein bajuwarischer Ritterschlag.
»Wir haben gebucht«, so denken sie auch. Ein
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