Daisy Goodwin
allen
nötigen Prozeduren zustimmte. Die Herzogin von Buckingham, die berühmte
doppelte Herzogin, hatte ihm gegenüber bereits angedeutet, dass der Herzog mehr
als alles andere einen Erben wolle, aber Sir Julius war bei genügend
adeligen Geburten zugegen gewesen, um zu wissen, dass die Wünsche der
Schwiegermutter nicht immer auch die des Ehemanns waren. Er hoffte inständig,
dass keine Wahl getroffen werden musste. Er mochte die amerikanische Herzogin.
Als er ihr von dem Krankenhaus erzählt hatte, das er bauen ließ, damit arme
Frauen unter sicheren Bedingungen niederkommen konnten, hatte sie ihm
aufmerksam zugehört und ihm eine Summe versprochen, die ihm völlig neue
Möglichkeiten eröffnete. Er hatte andere Patientinnen, Damen mit Geld und
gesellschaftlicher Stellung, die zugunsten des Krankenhauses Whistnachmittage,
Basare und sogar Konzerte veranstaltet hatten, aber er hegte den Verdacht,
dass sie dies nicht zuletzt um ihres eigenen Ansehens willen taten und weniger
aus Nächstenliebe. Natürlich standen die Summen, um die es dabei ging, in
keinem Verhältnis zum Aufwand oder zu den Kleidern, die aus diesem Anlass
bestellt wurden. Er hatte die Offenheit der Herzogin, wenn es um Geld ging, geschätzt,
sehr sogar.
Als es Abend wurde, war von dem Baby
oder seinem Vater immer noch nichts zu sehen. Cora befand sich in der
zwielichtigen Welt der Wehen, die immer wieder von Vergessen unterbrochen
wurden. Schließlich erwachte sie von einem so intensiven Schmerz, dass sie
einen Augenblick lang glaubte, aufgeschnitten worden zu sein, und dann hörte
sie Bertha sagen, dass alles gut würde, dann nichts mehr.
Als sie wieder zu sich kam, drangen
Gesprächsfetzen in ihr erwachendes Bewusstsein.
«... eine
Maltravers-Nase, ganz eindeutig.»
«... schwierige Geburt, ich musste
die Zange nehmen ...»
«Er hat schwarze Haare, wie sein Vater.»
Und dann ein anderes Geräusch, eins,
das sie sofort hellwach werden ließ: der dünne, eindeutige Schrei eines Babys.
Sie schlug die Augen auf und sah
ihre Schwiegermutter an, die aussah wie eine große blaue Krähe und ein weißes
Bündel im Arm hielt. Cora versuchte sich aufzusetzen, und schon war Bertha an
ihrer Seite und stopfte ihr ein Kissen in den Rücken.
Sie wollte etwas sagen, aber ihre
Stimme war nur ein heiseres Krächzen. «Mein Baby ...» Sie streckte die Arme
aus.
Die
doppelte Herzogin sah sich im Zimmer nach Sir Julius um und hielt das Baby
niedriger, sodass Cora es sehen konnte. «Hier ist er, der Marquess von
Salcombe.» Cora versuchte ihr das Baby abzunehmen, aber die Herzogin wich ein
kleines Stück zurück. «Möchtest du dich nicht etwas erholen, Cora?», sagte sie
bestimmt.
Cora
schüttelte den Kopf. «Geben Sie ihn mir», flüsterte sie.
Die Herzogin sah wieder Sir Julius
an, und er sagte: «Es ist mir eine Freude, Ihnen sagen zu können, Herzogin,
dass Sie einen gesunden kleinen Jungen haben.» Und dann gab er Herzogin Fanny
ein Zeichen, sodass sie nicht anders konnte, als das Kind in Coras Arme zu
legen.
Cora
betrachtete das winzige, faltige Gesicht, die milchigen abwesenden Augen, das
überraschend volle Haar, und sie drückte ihn vorsichtig an sich.
Es war fast dunkel, und Cora befand
sich im Halbschlaf, das Baby lag in ihrer Armbeuge. Die doppelte Herzogin war
gegangen, es war nur die Amme da, die Sir Julius mitgebracht hatte, und die
war über dem mit Schnitzereien verzierten und vergoldeten Kinderkörbchen, das
Mrs. Cash in der vergangenen Woche hatte schicken lassen, mit irgendetwas beschäftigt.
Cora konnte dem Drang, die Augen zufallen zu lassen, kaum widerstehen, als sie
die Glocken läuten hörte. Ihr Klang war so laut, dass Cora nicht bemerkte, wie
die Tür aufging. Sie zog das Baby näher an sich, um es vor dem Lärm zu
schützen, da spürte sie eine Hand auf ihrer Wange. Es war Ivo; er kniete sich
neben sie, seine Lippen streiften den Kopf seines Sohnes.
«Du hast
einen Sohn», sagte sie.
Er nahm
ihre freie Hand und küsste sie. Sie sah sofort, dass sein Gesichtsausdruck ganz
weich und zärtlich war. Keine Spur von Ärger. Er war zu ihr zurückgekommen. Er
würde der Ehemann sein, der er auf ihrer Hochzeitsreise gewesen war, und jetzt
auch der Vater ihres Sohnes. Das Warten war vorüber. Sie vergaß alles, all die
Sorgen und die Ängste, als sie sah, was für eine Zärtlichkeit in seinem Gesicht
stand. Sie wollte ihm auch etwas geben. «Ich dachte, das Baby könnte Guy
heißen, nach deinem Bruder.»
Er sagte
nichts und stand dann
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