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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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dem
Fenster gesehen, dann sagte er: «Wenn du das möchtest, Cora, ich halte dich
nicht davon ab.»
    Cora beschloss, Teddy heute Abend
neben Charlotte zu platzieren. Sie selbst würde natürlich neben dem Prinzen sitzen müssen,
aber sie nahm an, dass Teddy Charlotte faszinierend finden würde; schließlich
war sie von seinem Helden, Louvain, gemalt worden. Die schwierigste Entscheidung war, wo ihre Mutter sitzen
sollte. Reggie Greatorex wäre gut gewesen, aber sie wusste,
dass ihre Mutter zutiefst gekränkt wäre, wenn sie nicht in der Nähe des Prinzen
saß – aus Gründen der Etikette musste aber
Herzogin Fanny neben Seiner Königlichen Hoheit sitzen. Sie beschloss, ihre
Mutter schräg gegenüber zu platzieren, sodass der Prinz ihre gute Seite sehen
würde.
    Schließlich war die Sitzordnung
perfekt. Sie hätte wirklich eine Sekretärin brauchen können, die all die
Karten schrieb; ein nettes Mädchen, das
sich um ihre Korrespondenz kümmerte und wusste, wie man einen Baronet ansprach.
Ihre Mutter und ihre Schwiegermutter hatten es beide vorgeschlagen, aber Cora
wollte kein englisches Mädchen mit
langer Nase und schludrigen Kleidern, die sie auf all das hinwies, was sie
selbst nicht wusste. Sie war es leid, von den Menschen, die für sie arbeiteten,
wie eine Landpomeranze behandelt zu werden. Sie war Buglers kleine Pausen
leid, mit denen er ihr zu verstehen gab, dass sie ein ungeschriebenes Gesetz
übertreten hatte. Als sie darum gebeten hatte, dass die Damen, die im Schloss
übernachteten, ihr Frühstück auf ihre Zimmer gebracht bekämen, hatte er eine
Pause gemacht und dann gesagt: «In Lulworth, Euer Gnaden, ist es Sitte, dass
die Damen zum Frühstück herunterkommen.»
    Cora hatte
ihn mit ihrem Blick niedergezwungen. «Dann wird es Zeit, dass in Lulworth ein
paar neue Sitten eingeführt werden. Ich habe nicht die Absicht, zum Frühstück
herunterzukommen, und ich halte es für ungerecht, wenn ich es dann von meinen
Gästen erwarte.» Sie hatte sich abgewandt und ihn damit entlassen wollen, aber
Bugler rührte sich nicht von der Stelle. «Danke, Bugler, das wäre alles.»
    Er blickte auf eine Stelle auf der
Höhe ihrer Knie. Sie sah ein drahtiges Haar aus seinem Nasenloch ragen.
    «Entschuldigen Sie, Euer Gnaden,
aber ich frage mich, ob die Herzogin von Buckingham über diese Änderung im
Bilde ist?» Bugler hielt den Blick weiterhin gesenkt und sagte es in sachlichem
Tonfall, aber an der Bedeutung seiner Worte war kein Zweifel.
    «Es gehört nicht zu meinen
Gewohnheiten, die Herzogin zu befragen, wenn ich meine häuslichen Anordnungen
treffe, Bugler – nicht, dass Sie das etwas anginge. Sie können gehen.»
    Bugler hatte sich zurückgezogen, und
Cora war sich dumm vorgekommen, weil sie sich hatte provozieren lassen. Sie
tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie ihn nach der Taufe entlassen würde. Das hatte
sie schon seit Ewigkeiten tun wollen, aber sie hatte es nicht gewagt, solange
Ivo weg war. Jetzt, da er wieder da war, war es an der Zeit, das Kommando zu
übernehmen. Cora sah zu dem Porträt von Eleanor Maltravers auf, das an der Wand
über ihrem Sekretär hing. Sie hatte sich noch nicht daran gewöhnt, das Bild in
ihrem Zimmer zu haben. Es hatte immer in dem Flur gehangen, der zum Nordturm
führte, in einer dunklen Nische. Cora hatte es dort eines Tages entdeckt, bei
einem ihrer Besichtigungsgänge durchs Haus in der Zeit, die sie für sich ihr
Exil nannte, und sie war fasziniert gewesen. Von dem orangefarbenen Satinkleid,
das Eleanor trug, und von dem tiefen Dekolleté. Das Gemälde musste entstanden
sein, ehe die graue Lady ihren Spitznamen bekommen hatte. Eleanor musste
damals ungefähr in ihrem Alter gewesen sein, dachte Cora. Aber es war schwer zu
sagen, da das Bild unter einer Schicht aus Schmutz und Staub lag. Nach einigem
Zögern hatte Cora das Bild Duveen in London geschickt, damit es gereinigt
wurde; Ivo konnte kaum etwas dagegen haben, dass sie ein Bild restaurieren
ließ, das seit Jahrhunderten niemand mehr beachtet hatte. Aber in der
Aufregung um die Geburt und Ivos Heimkehr hatte sie das Bild ganz vergessen und
war überrascht gewesen, als die Holzkiste angeliefert wurde. Ivo hatte eine
Augenbraue gehoben, als er das Zeichen von Duveen auf der Kiste sah. «Hast du
wieder eingekauft, Cora?»
    Cora hatte den Kopf geschüttelt. Sie
bedeutete dem Diener, die Kiste zu öffnen, und biss sich auf die Lippe, als er
die Nägel aus dem Holz zog. Ivo wartete in der Tür, kraulte den Hund und

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