Daisy Goodwin
der Diener verkündete: «Seine Königliche Hoheit, der
Prinz von Wales.»
Teddy trat einen Schritt zurück. Er
wollte nicht wirken, als wäre er begierig darauf, den Prinzen kennenzulernen.
Er hoffte, dass er den Verlockungen des
Königshauses gegenüber immun war, konnte aber nicht anders, als den Prinzen
genau zu betrachten. Er war kleiner, als Teddy gedacht hatte, und sehr viel runder.
Nicht einmal der Smoking, den der Prinz dem freizügigeren Frack vorzog, konnte
seine Leibesfülle bemänteln. Sein Mund und Kinn waren unter einem spitzen
Bart verborgen, und er betrachtete den Raum mit zwei kühlen blauen Augen unter
schweren Lidern.
Die Erste, mit der er sprach, war
eine blonde Dame, deren Knicks so demütig war, dass ihre Stirn praktisch den
Boden zu Füßen des Prinzen berührte.
Der Prinz lächelte darüber und küsste der Frau die Hand, als sie wieder
auftauchte. «Herrzogin Fanny, was für eine Frrreude, Sie hier in Ihrrer alten Umgebung zu sehen.» Teddy
bemerkte, dass Coras Lächeln an Wärme verlor, ihr Knicks war steif, fast
ruckartig – ein Komma, verglichen mit der fließenden Unterschrift der anderen
Frau. Aber der Prinz schien es nicht zu bemerken und sagte: «Ja, ich frrreue
mich, mal wiederr hierr zu sein, und in so rrreizender Gesellschaft.» Cora
führte den Prinzen durch die Gästeschar zu ihrer Mutter. Mrs. Cashs Knicks war
der Inbegriff der Würde, sie senkte nicht den Kopf, sondern hielt den Kopf die
ganze Zeit erhoben und den Blick auf das Gesicht des Prinzen gerichtet. Mrs.
Cashs hoheitsvolle Kopfhaltung machte deutlich, dass sie den Prinzen trotz des
tiefen Knickses als ihrem eigenen Rang
entsprechend betrachtete. Der Prinz machte ihr Komplimente zu ihrer Tochter.
«Ich weiß nicht, wo wirr ohne die Amerrrikaner wären.» Mrs. Cash schlug
zustimmend die Augen nieder.
Jetzt blickte Cora Teddy an, und er
trat widerstrebend einen Schritt vor.
«Sir, darf ich Ihnen Mr. Van Der
Leyden vorstellen, einen Kindheitsfreund und außerdem Pate meines Sohnes.»
Teddy überlegte kurz, aufrecht
stehen zu bleiben, aber als der Prinz vor ihm stand, verbeugte er sich wie von
selbst, als würde eine unaufhaltsame königliche Schwerkraft ihn nach vorne ziehen.
«Von wo in Amerrrika kommen Sie, Mr.
Van Der Leyden?»
«New York ... Sir.» Teddy brachte es
nicht über sich, Eure Hoheit zu sagen.
«Eine so enerrrgievolle Stadt. Ich
würde Sie sehrrr gerrn mal wieder besuchen, aber leiderr ist es im Augenblick
nicht möglich, so weit wegzurreisen, ich habe zu viele Verrpflichtungen. Errst
die Pflicht, dann das Vergnügen, hm?»
Teddy betrachtete die runden Formen
und die schwe ren Lider des Prinzen und fragte sich, wie viele Vergnügungen
genau der Prinz der Pflicht geopfert haben mochte. Der Mann hatte kein Gesicht,
das Teddy hätte malen wollen.
Als der Prinz sich gesetzt
weiterbewegte, sah Teddy auf und bemerkte, dass der Herzog ihn ansah, und zu
Teddys Überraschung nickte er ihm fast unmerklich zu, als wolle er Zustimmung
signalisieren.
Dem Prinzen
wurde ein Glas Champagner angeboten, aber er winkte ab und wandte sich Cora zu.
«Aberr meine liebe amerrikanische Herrrzogin, können wirr nicht einen Cocktail
trrrinken? Ich habe einen charrmanten Gentleman aus Louisiana kennengelerrnt,
derr mirr gezeigt hat, wie man aus Whisky, Marrrraschino und Champagnerr einen
ganz wunderrrbaren Drrink macht. Ich würrde ihn so gerrn noch einmal
prrobieren.» Der Prinz guckte wehmütig, obwohl ihm vollkommen klar war, dass
natürlich jeder seiner Launen sofort Folge geleistet würde. Cora gab Bugler ein
Zeichen. Wenige Augenblicke später brachten zwei Diener Tabletts mit Flaschen,
Karaffen und einer großen silbernen Punschbowle.
Der Prinz beschäftigte sich damit,
den Drink zu mixen. «Einen Teil Whisky, genauso viel Marrraschino und zwei
Teile Champagnerrr. Herrrzogin Fanny, ich möchte, dass Sie das probieren, Sie
auch, Mrs. Cash. Sagen Sie mirr, ob es schmeckt, wie es schmecken sollte.»
Beide Frauen näherten sich, die doppelte Herzogin eifrig, Mrs. Cash mit der
gebotenen republikanischen Zurückhaltung. Der Prinz goss eine Flasche Pol
Roger in die Mischung und tauchte dann zwei Gläser in die Schüssel und gab
jeder Dame eins. Herzogin Fanny nippte an ihrem und verkündete: «Sehr köstlich,
Sir, obwohl es natürlich etwas stärker ist als das, was ich für gewöhnlich
trinke.»
«Grrroßartig», rief der Prinz mit
glänzender Unterlippe. «Und was meinen Sie, Mrs. Cash?»
«Ich denke,
es wäre von
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