Daisy Goodwin
ihrer Mutter immer lustig gemacht hatte, all
diesen Pomp genoss. Er erinnerte sich, dass sie ihm geschrieben hatte: Ich bin
immer noch ein amerikanisches Mädchen, das sein Geburtsland manchmal vermisst. Wie viel sie wohl von den Täuschungsmanövern wusste, die hier am
Tisch stattfanden? Sie wirkte so strahlend, wie sie da neben dem Prinzen sag;
aber zu wissen, dass Coras Leben nicht so makellos war wie das fabelhafte
Juwel, das ihr um den Hals hing, verschaffte Teddy doch eine gewisse niedere Befriedigung.
Der Diener bot ihm von der
gepressten Ente in ihrer blutigen Soge an. Teddy betrachtete die rote Flüssigkeit
auf seinem Teller und bemerkte plötzlich, dass Charlotte Beauchamp mit ihm
sprach.
«Mr. Van
Der Leyden, Cora hat mir erzählt, Sie kennen sich seit Ihrer Kindheit.» Sie
sprach leise und drehte sich zu ihm, um ihn ansehen zu können, als hinge von
seiner Antwort ihre gesamte Zukunft ab.
«New York
ist eine große Stadt, aber sie kann auch sehr klein sein. Cora und ich waren
seit frühester Jugend bei denselben Festen, Picknicks und Tanzstunden. Ich
habe Cora Reiten und Fahrradfahren beigebracht, und sie hat verhindert, dass
ich mich beim Cotillon auf dem Governor's Ball blamiere. Wir waren Komplizen.»
«Tatsächlich? Dann überrascht es
mich, dass Sie sie so einfach haben gehen lassen. Es muss schwer sein, seinen
ersten Komplizen aufzugeben.» Sie senkte die Lider etwas, und Teddy spürte für
einen Moment die Intensität der Frau, die sich von ihrem Geliebten
verabschiedet hatte.
«Oh, Cora war immer zu Höherem
bestimmt», sagte er so leichthin, wie es ihm möglich war. «Wir wussten, dass
ihre Zeit mit uns Normalsterblichen begrenzt war.» Kurz schweifte sein Blick zu
dem verschleierten Profil von Mrs. Cash.
Charlotte verstand ihn sofort und
beugte sich zu ihm, um zu murmeln: «Sie ist majestätisch, nicht? Der arme Prinz
muss das Gefühl haben, ihm wird die Schau gestohlen.»
«Glauben Sie mir, in New York wird
Mrs. Cash für ein Leichtgewicht gehalten.»
Charlotte lachte darüber, und der
Moment der Intensität war vorüber.
Teddy hatte keinen Zweifel an der
Vertrautheit dieser Frau mit dem Herzog. Die Frage war aber, ob sie noch anhielt. Er
war daran gewöhnt, die Menschen anhand ihrer Körper und dem, womit sie sich
umgaben, zu deuten; Charlottes Bewegungen hatten etwas Besonnenes, von der
Art, wie sie ihr Weinglas hob, bis zu der
eleganten Drehung, mit der sie ihm den Kopf zugewandt hatte. Sie schien keine
Frau zu sein, die in ihren Gefühlen flatterhaft war.
«Ich hoffe, Sie bestechen meine Frau
nicht mit einer seetüchtigen Yacht, Mr. Van Der Leyden.» Teddy sah Odo Beauchamp an, dessen glänzende rosa
Wangen nicht zu seinen dünnen Lippen passen wollten. «Ihr Amerikaner mit eurem
extravaganten Spielzeug macht es langweiligen Engländern wie mir manchmal sehr
schwer.» Er hob sein Glas und leerte es, und Teddy bemerkte, dass seine Hand
leicht zitterte, als er es wieder hinstellte.
Teddy lachte. «Es tut mir leid, Sie
enttäuschen zu müssen, Sir, aber ich habe keine Yacht, keine Eisenbahn und
nicht einmal ein Automobil. Ich habe nichts, mit dem ich Ihre Frau
reizen könnte, außer meinen begrenzten Fähigkeiten, Konversation zu treiben.»
Odo ließ
sich in seinem Stuhl zurücksinken, und Charlotte sagte: «Außerdem könnte dich
wirklich niemand als langweilig bezeichnen, Odo.»
Diese Bemerkung
gefiel ihrem Ehemann offensichtlich, er schüttelte seine gelben Locken, als
wolle er ihren Wahrheitsgehalt unterstreichen. Aber Teddy hatte wieder die Eifersucht
aufblitzen sehen, und er machte sich Gedanken über die Frau, die neben ihm saß.
Er konnte auf ihrem bestickten Puffärmel einen Skorpion erkennen – schwer zu
sagen, ob das eine Warnung war oder ein Zeichen dafür, wie oft sie selbst
gestochen worden war.
Genau eine
Stunde und fünfzehn Minuten nachdem sie sich zum Dinner niedergelassen hatten,
versuchte Cora das gute Auge ihrer Mutter auf sich zu ziehen, um ihr das Zeichen
für den Rückzug der Damen zu geben. Im selben Moment sah sie, wie die doppelte
Herzogin sich erhob und den Blick durch den Raum schweifen ließ. Cora biss die
Zähne zusammen; sie konnte kaum glauben, dass ihre Schwiegermutter ein so
dreistes Machtspielchen spielen wollte. Aber sie wusste, dass sie sich nicht
provozieren lassen durfte, also sagte sie so herzlich sie konnte: «Oh, Herzogin
Fanny, vielen Dank, dass Sie die Führung übernehmen. Ich habe meine
Unterhaltung mit Seiner Königlichen Hoheit so
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