Daisy Goodwin
meinte, und hatte dann
ungläubig den Kopf geschüttelt.
Ivo hatte sie ausgelacht. «Tut mir
leid, Cora, habe ich deine puritanischen Gefühle verletzt?» Und dann etwas
ernsthafter: «So ist sie leider.»
«Meinst du,
ich sollte Mutter warnen?»
«Um Gottes
willen, nein. Warte, wie sich die Dinge entwickeln. Außerdem möchte ich hier
mit dir allein sein.» Dagegen konnte Cora nichts sagen.
Jetzt löste Ivo eine Haarsträhne aus
ihrem Chignon-Knoten.
Sie hob
eine Hand, um ihn daran zu hindern.
Es musste noch so viel getan werden.
Sie sah ihn an und sagte: «Komm mit ins Kinderzimmer. Ich möchte dir etwas
zeigen.»
Ergeben ließ er die Hand sinken.
«Wie du wünschst, meine Liebe, wie du wünschst.» Er folgte ihr den Flur entlang
zum Kinderzimmer. Es war nicht der Raum, den er als Kind bewohnt hatte, der lag
auf der Nordseite des Hauses in einem
höheren Stockwerk. Cora hatte beschlossen, den kleinen Guy und seine
Betreuerinnen in einem der Zimmer unterzubringen, die an ihre eigenen Räume
grenzten; sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er so weit von ihr
entfernt war. Die Kinderfrau hatte zunächst gemurrt, weil ihre bisherige Kammer
eine eigene Treppe zum Dienstbotenzimmer gehabt hatte, aber Cora hatte ihren
Lohn um zehn Pfund pro Jahr erhöht, und alle Bedenken waren verflogen.
Das Baby lag in dem vergoldeten
Körbchen, das Mrs. Cash in Venedig gekauft hatte. Ivo hatte gelacht, als er es
das erste Mal sah, und gesagt, es müsse mindestens aus Teilen des wahren
Kreuzes gemacht sein. Cora beachtete die Aufregung des Kindermädchens nicht und
ging geradewegs zur Wiege, um ihr Baby herauszunehmen. Sein Körper lag schwer
an ihrer Schulter, und seine Finger vergruben sich gleich in ihrem Haar, genau
wie die seines Vaters ein paar Minuten vorher.
«Heute Morgen hat er mich
angelächelt, Ivo! Reiß mal die Augen auf und guck, ob er dich auch anlächelt.»
Ivo streckte die Arme aus, um seinen
Sohn zu nehmen. «Hast du deine schöne Mutter angelächelt, junger Mann? Ich
sehe, du hast Geschmack.» Cora strahlte vor Stolz und Glück. Wenn Ivo mit dem
Baby zusammen war, konnte sie sehen, dass seine dunklen Augen tatsächlich braun
waren, mit goldenen Sprenkeln. Sie hatte gewusst, dass Ivo sich einen Erben
wünschte, aber sie hatte nicht geahnt, dass es ihn so freuen würde, Vater zu
sein. Nanny Snowden hatte fast tadelnd zu ihr gesagt, sie habe noch nie erlebt,
dass ein Mann so viel Zeit im Kinderzimmer verbringe.
Sie stand neben ihm und lächelte das
Baby in seinen Armen an. Sie wurde mit einem zahnlosen Strahlen und leuchtenden
Augen belohnt. «Da, Ivo, er hat uns angelächelt.» Und sie sah im Gesicht ihres
Mannes, dass er voller Gefühl war, sein Mund war auf eine Weise verzogen, die
sie nicht deuten konnte.
Cora sagte:
«Ich glaube, er wird ein fröhlicher Junge.»
«Fröhlichkeit
ist eine Gabe», sagte Ivo langsam, küsste das Baby auf den Kopf und übergab es
dann Nanny Snowden, die an der Tür wartete und ihre Verblüffung über die
Anwesenheit der Eltern kaum verbergen konnte.
«Danke, Nanny», sagte Ivo. «Guy muss
sich für morgen ausruhen.»
«Keine Sorge, Euer Gnaden, Seine
Lordschaft wird bereit sein.» Cora war jedes Mal wieder überrascht, wenn sie
hörte, wie ihr Baby Seine Lordschaft genannt wurde. Ivo mochte darüber
lachen, dass ihre Mutter eine Wiege geschickt hatte, aber es war doch
mindestens ebenso absurd, einem so winzigen Baby einen Titel zu geben? Sie blieb
stehen, um sich das Taufkleid anzusehen, das auf dem Tisch ausgebreitet war.
Das Kleid war seit Generationen in der Familie, Ivo hatte es getragen und vor
ihm sein Vater. Die Seide war etwas vergilbt und die Spitze mit braunen
Punkten gesprenkelt wie die Hand einer alten Dame. Aber Cora wusste es
inzwischen besser und hatte nicht vorgeschlagen, es zu ersetzen.
Ivo wartete im Durchgang auf sie. Er
nahm ihre Hand und zog sie in sein Schlafzimmer. Dieser Raum war bei Coras
Renovierungen von Lulworth unangetastet geblieben. Der prächtige blaue Brokat
des Baldachins war staubig und ausgefranst, und die Vorhänge hingen in
schlaffen Falten, ausgeblichen, wo sie der Sonne ausgesetzt gewesen waren.
«Jetzt muss ich dir etwas zeigen,
Liebling.» Er drückte sie sanft auf einen der Holzstühle mit den vielen
Schnitzereien.
Ivo ging
zum Schreibtisch hinüber und zog eine Schublade auf, aus der er ein kleines
Samtsäckchen nahm. Er kam wieder zu ihr, kniete sich vor sie und leerte es auf
ihren Schoß.
Als die Steine auf ihrem
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