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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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wirkte wie die schwarze See in einer
dunklen Nacht, unter deren scheinbar ruhiger Oberfläche starke Strömungen
tosten? Er beschloss zu springen, legte eine Hand auf Coras Handgelenk und
sagte: «Hast du vor, die Tatsache, dass dein Mann der Geliebte von Charlotte
Beauchamp ist, einfach zu ignorieren?»
    Cora zog
ihre Hand weg und antwortete unerschrocken: «Und woher willst du das wissen,
Teddy? Du kennst meinen Mann und Charlotte Beauchamp nicht einmal einen Tag.
Wenn ich beschließe zu glauben, dass zwischen ihnen nichts ist, wie kannst du
dann etwas anderes behaupten?»
    Die Sonne
kam hinter einer Wolke hervor, und Cora musste blinzeln. Teddy hatte sie noch
nie so gewöhnlich gesehen, die Augen zusammengekniffen, das Gesicht fleckig
vor Ärger, die Figur versteckt in diesem lächerlichen Radfahrerkostüm; aber er
fand diese plötzliche Gewöhnlichlichkeit liebenswerter als die perfekt
gekleidete Frau, die er gestern Abend gesehen hatte.
    «Ich habe kein Recht, irgendetwas zu
sagen. Abgesehen von der Tatsache, dass du mir etwas bedeutest und ich es nicht
ertragen kann zu sehen, wie du getäuscht wirst.»
    Einen
Moment lang schwiegen sie beide. Cora atmete tief ein und war wieder ganz
Herzogin. «Der Prinz wird inzwischen beim Picknickzelt sein, wir sollten zu
ihm fahren, sonst plant Mutter noch einen königlichen Besuch in Newport.» Sie
stieg umständlich wieder auf ihr Fahrrad. Aber Teddy legte beide Hände an ihren
Kopf und drehte ihr Gesicht zu sich. Cora versuchte, sich von ihm zu lösen,
aber er ließ nicht locker, sodass sie ihm zuhören musste.
    «Nein,
Cora, ich kann nicht zulassen, dass du tust, als sei nichts passiert. Du bist
kein Mädchen, das im Schatten leben kann. Du verdienst es, von Wahrheit und
Licht umge ben zu sein. Dein Mann und Lady Beauchamp haben dich die ganze Zeit
belogen. Ich habe sie zusammen gesehen, in Euston Station, ehe ich zu
eurer Hochzeit gekommen bin. Ich wusste damals natürlich nicht, wer sie sind,
aber es hat so einen Eindruck auf mich gemacht, dass ich Lady Beauchamp
gestern Abend sofort erkannt habe.»
    Cora
wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht; es war eine Geste, an die er sich
erinnerte. Es war, als wollte sie etwas Unangenehmes vertreiben. «Ich verstehe
dich nicht. Warum machst du das?» Sie blinzelte hastig.
    «Weil ich
dich liebe, Cora.» Er sagte es ganz ruhig und glaubte für einen Moment, sie
hätte ihn nicht gehört. «Ich kenne dich, und ich liebe dich. Als ich herkam,
war ich bereit, dein Freund zu sein und nicht mehr, aber jetzt, da ich sehe, in
welcher Situation du wirklich bist, wie du getäuscht worden bist – all diese
... Aasgeier um dich herum, die an dein Geld wollen –, muss ich es aussprechen.
Dies ist nicht das Leben, das du haben solltest, Cora – Prinzen verhätscheln
und überlegen, welche rotgesichtige alte Herzogin vor der anderen gehen darf.
Niemand von denen tut irgendetwas außer Tratschen. Natürlich sind die Häuser
schön, und alle haben perfekte Manieren, aber wie kannst du in so einer Welt
leben, wenn sie auf Lügen gebaut ist?»
    Cora hatte sich von ihm abgewandt,
aber er wusste, dass sie zuhörte. Kurz dachte er an seine Mutter und wie diese
Verschwendung von Gefühl sie enttäuschen würde, kurz empfand er Bedauern
angesichts der beachtlichen Karriere, die er als Maler in New York hätte haben
können, aber jetzt, da Cora vor ihm stand, hatte er keine andere Wahl, als fortzufahren.
    «Cora, geh mit mir weg. Ich liebe
dich, nicht dein Geld oder irgendetwas anderes. Wir könnten ein Leben ohne Lügen leben, ohne Ausflüchte, wir wären
offen und ehrlich miteinander. Wir könnten in Frankreich oder Italien leben,
unter Leuten, denen Herzoginnen und Regeln nichts bedeuten. Du hast dir doch
mal etwas aus mir gemacht, Cora; ich kann nicht glauben, dass diese Gefühle
verschwunden sind.»
    Endlich drehte sie sich um und sah
ihn an. «Gefühle? Ich wollte dich heiraten, Teddy, aber du hattest Angst. Und
jetzt ist es zu spät.»
    Er wollte protestieren, doch sie sah
ihn grimmig an. «Nicht, bitte!»
    Er stellte erfreut fest, dass ihr
eine Träne aus dem Augenwinkel rann. Sie hatte ihn gehört.
    Dann schüttelte sie den Kopf und
sagte: «Wir müssen zum Prinzen. Er wartet nicht gern.»
    Und sie trat in die Pedale und
entfernte sich von ihm, ihr Vorderrad ruckelte von einer Seite zur anderen, als
könnte sie das Gleichgewicht nicht halten. Teddy folgte ihr.
    Das Mittagessen war im Schatten
zweier Birken aufgedeckt worden. Auf dem weißen

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