Daisy Goodwin
der Prinz,
der sie am Arm nahm, Ivos herausforderndes Lächeln und seine unergründlichen
Augen. Sie stand auf und zündete das Licht neben ihrem Bett an. Sie zog ihren
Morgenmantel an – sie würde ins Kinderzimmer gehen. Sie wollte Guys kleinen,
warmen Körper spüren und den Duft seines weichen, flaumigen Kopfes einatmen.
Ihr Sohn war jedenfalls eine Gewissheit.
Im Kinderzimmer roch es nach
Eukalyptus und nach Baby. Cora ging hinein und stellte ihre Lampe ab. Sie hörte
Guy in seiner goldenen Wiege atmen. Durch die Tür des Kinderzimmers hörte sie
das Kindermädchen schnarchen. Sie trat zu Guy, nahm ihn hoch und schmiegte ihn
an ihre Brust. Sie versuchte, an nichts als den süßen Geruch seines Kopfes und
die kleinen Arpeggios seines Atems zu denken. Aber sie konnte den Gedanken
daran, wie Charlotte sich vorgebeugt und die Seite umgeblättert hatte, nicht
vertreiben. Sie erinnerte sich, wie die doppelte Herzogin nach Odos Ausbruch
ausgesehen hatte – nicht schockiert oder überrascht, eher, als würde sie den
Schaden kalkulieren.
Cora hielt ihr Baby etwas fester,
als sie daran dachte, dass es jeder außer ihr gewusst haben musste. Der Gedanke
daran quälte sie fast genauso wie Ivos Verrat. Sie fühlte sich wie ein
Setzling, der angefangen hatte, Wurzeln zu schlagen, der den
Boden durchdrang, um Nahrung und Stabilität zu gewinnen, nur um dann auf Leere
zu treffen. Sie dachte an die Dienstboten, an Sybil, sogar Mrs. Wyndham –
hatten sie alle gewusst, dass ihr Ehemann eine andere Frau liebte? Hatten sie
alle gelächelt und sie beruhigt, nur damit Ivo das Vermögen heiraten konnte,
das ihm so bequem vor die Füße gefallen war, damals im Paradise Wood?
Und dann
dachte sie an Charlotte, ihre Freundin, die einzige Frau in London, die sie um
ihre Garderobe beneidete. Sie hatte gedacht, sie seien ebenbürtig – was ihr
Aussehen, ihre Kleider und ihre Position betraf. Sie waren sich ins Auge
gefallen in der allgemeinen Eintönigkeit. Hatte Charlotte die ganze Zeit ein
falsches Spiel gespielt? Sie erinnerte sich, wie sie am Abend vor ihrer
Hochzeit in einem anderen dunklen Zimmer gestanden und den kurzen Brief in dem
Reisenecessaire gefunden hatte. Möge Deine Ehe so glücklich sein wie meine. Sogar
damals hatte sie doch gewusst, dass der Satz niederträchtig war, und hatte den
Zettel zerrissen. Sie überlegte, ob es noch andere Zeichen gegeben hatte, die
sie ignoriert hatte. War ihre Unwissenheit ihre eigene Schuld?
Das Baby maunzte und erschauderte,
und Cora bemerkte, dass sie es zu fest an sich drückte. Sie lockerte ihren
Griff, ging zum Fenster und zog den Vorhang zurück. Der Mond stand jetzt über
dem Meer und verlieh ihm den Schimmer von Perlmutt. Sie sah den glockenförmigen
Schatten des Gartenhauses auf dem silbrigen Rasen. Die metallene Spitze sah auf
dem Gras aus wie ein Seil. Aber würde sie wie Blondin einfach weitergehen
können, ohne hinunterzusehen?
Und dann spürte sie eine Hand auf
der Schulter und Atmen an ihrem Ohr. Sie drehte sich um. Ivos Gesicht lag im Schatten, aber sie hörte ihn sagen:
«Ich hab es dir gesagt, Cora, ich habe alles, was ich möchte.» Und obwohl sie
seine Augen nicht erkennen konnte, hörte sie doch das Flehen in seiner Stimme
und konnte nicht widerstehen. Sie ließ ihn die Arme um sie und Guy legen und
lehnte sich an ihn, als er ihr Haar und ihre Stirn küsste. Dies war auch alles,
was sie wollte.
KAPITEL 27
Mit dem
Lächeln ist es verbei
Das Erste, was Teddy spürte, als er an diesem Morgen
aufwachte, war das Pochen in seiner rechten Hand, da, wo seine Knöchel auf Odo
Beauchamps Nase getroffen waren. Aber dem schmerzenden, warmen Pulsieren folgte
eine Welle der Scham. Er bereute nicht, Odo geschlagen zu haben, der Mann hatte
es verdient, aber er wusste jetzt, dass das, was am Abend zuvor nobel
erschienen war, bei näherer Betrachtung recht selbstsüchtig war. Er hatte Odo
nicht davon abhalten können, seine schreckliche Nachricht bekannt zu geben,
und diese Schuld hatte er mit Gewalt zu lindern versucht. Er überlegte, was
seine Mutter wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass er sich mit englischen
Baronets schlug. Der Mangel an Selbstbeherrschung würde sie in Verlegenheit
bringen, aber die Gefühle dahinter würden sie ganz gewiss entsetzen. Als Teddy
seine schmerzenden Finger ausstreckte, wusste er, dass er nicht Odo hatte
schlagen wollen, sondern den Herzog selbst.
Die Tür
öffnete sich, und ein Diener kam mit heißem Wasser und Handtüchern herein.
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