Daisy Goodwin
von ihrer Mutter mit Beschlag belegt werden; Cora wollte alles ungestört
beobachten können, ohne viel sprechen zu müssen. Sie fühlte sich wie betäubt.
An diesem Morgen war sie sich Ivos so sicher gewesen, und jetzt testete er ihren
Glauben an ihn schon wieder.
Ivo verneigte sich vor dem Tisch,
als er angekommen war. «Was für ein wunderbarer Anblick. Es ist, als würde man
in der Wüste auf eine Oase treffen. Da ich nicht involviert war, kann ich
sagen, dass ich es ziemlich großartig finde. Ich dachte immer, wenn man draußen
isst, sind Sand und Mücken in jedem Fall mit von der Partie. Cora, es begeistert
mich immer wieder, wie ihr Amerikaner einfach darauf besteht, dass das Leben
angenehm sein sollte.»
Cora nickte ihrer Mutter zu. Sie
selbst traute sich das Sprechen nicht ganz zu.
«Nun, es stimmt, in meinem Land
sehen wir keinen Grund zu leiden», sagte Mrs. Cash, erfreut über die Gelegenheit,
das Gespräch zu eröffnen. «Meiner Ansicht nach gibt es keine Entschuldigung für
Unannehmlichkeiten, wenn diese sich mit ein paar Gedanken und ein bisschen
rechtzeitiger Planung hätten vermeiden lassen. Zu Hause sorge ich immer dafür,
dass die Picknicks und Fahrradtouren genauso gut organisiert sind wie die Feste
in Sans Souci. Es gibt ja wirklich keinen Grund dafür, dass irgendjemandem zu
kalt oder zu heiß sein sollte oder man sich aus anderen Gründen unwohl fühlt.
Ich muss sagen, dass ich in dieser Hinsicht eine ziemliche Leuteschinderin
bin, aber meine Gäste danken es mir immer.» Sie lächelte den Prinzen warmherzig
an. «Ich hoffe, wir können Sie in Versuchung führen, bald einmal wieder in die Vereinigten
Staaten zu kommen, Eure Hoheit. Wir haben schon einige Gäste aus europäischen
Königshäusern zu Gast gehabt, darunter den Großherzog Alexander von Russland
und den Kronprinzen von Preußen. Wenn Eure Hoheit kommen, werden wir dafür
Sorge tragen, dass es Ihnen wohl ergeht.»
Der Prinz nahm sich eine große
Portion Kaviar, ehe er antwortete. «Darran zweifle ich nicht, Mrs. Cash. Ich
habe schon immer gefunden, dass die Amerrikaner das gastfrreundlichste Volk
sind, zu Hause wie in Übersee. Ich meine sogar, dass amerikanische
Gastgeberinnen wie Ihre Tochter viel dafür getan haben, das Niveau der
Gesellschaft zu heben. Wenn ich zu einer Party gehe, die eine amerrikanische
Gastgeberrin veranstaltet, weiß ich, dass das Essen köstlich sein wirrd, die
Atmosphäre warrrmherzig, die Hausherrin modebewusst und der Kaviar rreichlich.»
Er lächelte gefräßig und sah mit seinen kleinen blauen Augen sehr genau, wie
sich Mrs. Cash über seine Ansprache freute, während die doppelte Herzogin ihren
Ärger kaum verbergen konnte.
«Aber unglücklicherweise werde ich
in absehbarrer Zukunft nicht nach Amerrika kommen können. Zwar ist die
Königin, Gott sei Dank, bei guter Gesundheit, aber mir ist bewusst, dass ich
jeden Moment gerrufen werden kann», verkündete der Prinz getragen, und Ferrers,
der einen königlichen Stimmungswechsel heraufziehen sah, fragte Mrs. Cash
rasch, ob sie etwas über die neuen Elektromobile wisse.
Cora hatte sich nach dem Schock, Ivo
zusammen mit Charlotte ankommen zu sehen, wieder gesammelt. Sie versuchte, die
Gedanken an Odos Ausbruch und Teddys Enthüllung zu vertreiben. Ivo musste,
überlegte sie, Charlotte bewusst mitgebracht haben. Man würde nicht klatschen
und tratschen können, wenn er Charlotte in aller Öffentlichkeit und vor seiner
Frau zum Essen geleitete. Folglich lächelte sie Charlotte an, die sagte: «Es
tut mir leid, aber Odos bin ich verlustig gegangen. Er hatte dringend in der
Stadt zu tun. Er lässt sich herzlich entschuldigen und hat darauf bestanden,
dass ich zur Taufe bleibe. Ich hoffe, das bringt Ihre Tischordnung nicht allzu
sehr durcheinander.»
Cora hörte
Charlottes Worte kaum, ihr war aufgefallen, wie gut die andere Frau aussah. An die
Stelle ihrer üblichen mürrischen Mattigkeit war eine neue Energie getreten. Sie
war jetzt wieder die Frau, die Louvain als schöne Jägerin gemalt hatte.
«Ich denke,
das wird uns gelingen. Ich bin sicher, dass Herzogin Fanny beim Dinner nur zu
gern neben Lady Tavistock sitzen wird.» Sie lachten beide, und Cora hatte das
Gefühl, dass sie es gut gemacht hatte, bis sie merkte, wie Teddy sie ansah.
Sie verspürte einen dumpfen Kopfschmerz. Sie musste einfach nur diesen
Nachmittag überstehen.
Nach dem
Essen beschloss Cora, mit dem Eselskarren zurück zum Schloss zu fahren. Sie
wollte es nicht zu einem weiteren
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