Daisy Goodwin
Tischtuch lagen die filigranen
Schatten der Blätter. Serviert wurde in einem Zeltpavillon, den Cora in London bestellt
hatte. Sie wusste, dass der Prinz nicht an der frischen Luft essen würde;
seiner Ansicht nach war essen an der frischen
Luft eine Ausrede für minderwertige Mahlzeiten. Im Zelt
gab es ein Fass mit Austern auf Eis, daneben Hummer, Kaviar, eine
Suppenterrine mit Vichyssoise, Lerchenzungen in
Aspik, Wildpastete, Salmagundi, verschiedene Eiscremes,
dann stand da noch ein Spirituskocher, auf dem Omelettes soufflées gemacht werden konnten; und zu trinken gab es
Champagner, Rheingauer Weißwein, Bordeaux, Sauternes und Brandy sowie Eistee
und Zitronenwasser. Cora hoffte, es war genug Eis da; in Newport war es im
Sommer immer so heiß, dass Mahlzeiten wie
diese am Ende lauwarm in einer Wasserpfütze schwammen. Zumindest war das Wetter
hier etwas gemäßigter. Wenn sie sich sehr genau auf die Mahlzeiten konzentrierte
und sich in Erinnerung rief, was sie bestellt hatte, dann konnte sie, wie sie
feststellte, die anderen Gedanken verscheuchen, die sich immer wieder
dazwischendrängten. Teddy mochte dieses Leben ja für trivial halten, aber sie
wollte im Moment einfach nur diesen Tag überstehen, sie wollte, dass es genug
Eis gab und keine Gesprächspausen entstanden. Dieses Essen zumindest hatte sie
unter Kontrolle.
Der Prinz hatte sich mit Lady
Tavistock bereits hingesetzt. Ihre Mutter wurde zu Coras Erleichterung vom
Stallmeister des Prinzen umhegt und umsorgt. Herzogin Fanny flirtete mit ihrem
Vater, obwohl ihre wachsamen Blicke nahelegten, dass sie den Prinzen
überwachte. Reggie gab Sybil Fahrstunden, zu denen gehörte, dass er, den Arm
um ihre Taille gelegt, neben dem Fahrrad herlief. Pater Oliver hatte sich mit
halbgeschlossenen Augen in seinem Sessel zurückgelehnt, obwohl Cora vermutete,
dass er den Gesprächen um sich herum aufmerksam lauschte. Sie sah, wie Teddy sich
auf einen Stuhl in seiner Nähe setzte.
Ivo musste auf dem Weg hierher sein.
Sie versuchte die winzigen juwelenbesetzten Zeiger ihrer Armbanduhr zu erkennen:
Es war gleich eins. Als er sie heute Morgen verließ, hatte er versprochen,
rechtzeitig hier zu sein. «Keine Sorge, Herzogin Cora, ich werde da sein und
mich zu benehmen wissen.» Sie mochte es normalerweise nicht, wenn er sie
Herzogin Cora nannte und sie dabei halb spöttisch, halb warmherzig ansah – sie
kam sich dann vor wie seine Mutter –, aber an diesem Morgen hatte es ihr nicht
viel ausgemacht. Sie hielt in dem weiten, grünen Park nach ihm Ausschau und hoffte, dass niemand sah,
wie sie sich anstrengte, um trotz ihrer Kurzsichtigkeit etwas zu erkennen. Sie
meinte, in mittlerer Entfernung eine Bewegung festzustellen, aber sie wagte
nicht, noch länger mit angespanntem Gesicht herumzustehen. In ihrer Nähe stand
Bugler, und sie winkte ihn zu sich.
«Ist das der Herzog, der da vom Haus
her kommt?»
Bugler nickte und sagte dann: «Es
ist eine Dame bei ihm, Euer Gnaden. Ich kann es aus dieser Entfernung nicht mit
Sicherheit sagen, aber ich glaube, es ist Lady Beauchamp.» Er erlaubte sich ein
kurzes Lächeln. «Ich werde dafür sorgen, dass noch ein weiteres Gedeck aufgetragen
wird.»
Cora
starrte die Gestalten an, die sich näherten. Als sie sie besser sehen konnte,
erkannte sie, dass Charlotte etwas Weißes trug und in der einen Hand einen
rosa Sonnenschirm hielt, die andere ruhte auf Ivos Arm. Cora konnte ihre
Gesichter nicht erkennen, aber sie hatte den Eindruck, dass sie sich nicht
unterhielten. Sie wusste, sie sollte hier nicht herumstehen, doch der Anblick
faszinierte sie. Sie gingen so bedacht, so regelmäßig.
Sie hörte hinter sich jemanden
husten. Es war Colonel Ferrers. «Herzogin, ich glaube, der Prinz hat Hunger.»
«Natürlich», sagte Cora. «Wie
gedankenlos von mir.» Sie bedeutete Bugler, das Essen zu servieren, und ging
zum Prinzen hinüber. «Verzeihen Sie, Sir, dass ich Sie warten ließ. Ich würde
einen Knicks machen, um mich zu entschuldigen, aber ich glaube, das würde in
diesem Kostüm nur komisch aussehen. Wie Sie sehen können, sind der Herzog und
Lady Beauchamp auf dem Weg hierher, wir sollten sie für ihre Unpünktlichkeit
bestrafen, indem wir sofort anfangen.» Sie führte die Gesellschaft an ihre
Plätze, ließ ihre Mutter neben dem Prinzen und Teddy neben Sybil sitzen. Sie
selbst nahm am Kopfende des Tisches Platz, mit dem Prinzen auf der einen und
Reggie auf der anderen Seite. Reggie verlangte keine Aufmerksamkeit, und der
Prinz würde
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