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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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Noch reicher? Ich wünschte, ich wär in dem
Wald gewesen, als sie gestürzt ist.»
    Teddy hatte an dem Abend Absinth
getrunken, und am nächsten Morgen war ihm übel gewesen. Den ganzen Tag über war
er das Gefühl nicht losgeworden, dass irgendetwas überhaupt nicht war, wie es
sein sollte. Erst am Abend war ihm klargeworden, dass dieses Gefühl von Coras
Verlobung herrührte. Er hatte sie dazu gebracht, das zu tun, und jetzt gefiel
es ihm nicht. Er war nach London gefahren, um nach ihr zu suchen, mit ihr zu
sprechen, aber sie war schon nach New York abgereist. Als er die Passage nach
New York gebucht hatte, wusste er, dass es ein Fehler war – dass er seine
Entscheidung an dem Abend in Newport bereits getroffen hatte, und nun hatte
Cora ihre getroffen. Und trotzdem hatte er sich auf den Weg gemacht. Wenn Cora
diesen Herzog wirklich liebte, konnte er nichts machen, aber wenn sie von
ihrer Mutter gezwungen wurde, in diese Dynastie einzuheiraten, würde er sie
retten. Er musste mit Cora reden, ehe sie in der Welt der Schlösser und Kronen
verschwand.
    Die Tage in London hatte er in
trüber Ungeduld verbracht. Sobald er wusste, dass die Cashs sich nach New York
eingeschifft hatten, wollte er nur noch zurück nach Amerika. Wie von selbst
war er zur Euston Station gegangen, um in den Zug nach Liverpool zu steigen; er
wollte einfach schon einmal im Hafen sein. Aber dann hatte er eine Szene mit
angesehen, die seine Taubheit durchdrungen hatte: ein Paar auf dem Bahnsteig,
ein Mann und eine Frau, die sich so eindringlich in die Augen gesehen hatten,
dass Teddy beinahe das Gefühl hatte, sich zu verbrennen. Die Frau war schön,
er konnte ihr wunderbares Profil unter der breiten Krempe ihres Hutes sehen.
Der Mann war groß und dunkel, und Teddy meinte an seinen Schultern und seinem
Kinn zu erkennen, dass er angespannt war. Das Paar stand ganz still, eine Insel
der Ruhe in dem fieberhaften Betrieb und dem Lärm, der um sie herum herrschte.
Sie sprachen nicht, ihr ganzer Austausch lief über ihre Blicke. Und dann sah
Teddy, wie die Frau die Hand des Mannes nahm und sie mit einer kleinen, fast
tierhaften Bewegung in ihren Pelzmuff steckte. Sie sah ihn herausfordernd an.
Der Mann beugte sich starr nach vorn und flüsterte der Frau etwas ins Ohr. Er
zog seine Hand aus dem Muff und richtete sich auf, ohne seinen Blick von ihrem
Gesicht abzuwenden. Sie drehte sich um und ging den Bahnsteig hinunter, der
Mann sah ihr nach. Teddy wartete, ob sie sich umsehen würde, aber sie ging
weiter. Die Lokomotive pfiff, und der Mann ging auf den Zug zu. Teddy sah
weiter der Frau nach und wurde schließlich dadurch belohnt, dass sie ihr
verschleiertes Gesicht noch einmal umwandte. Aber der Mann war schon in den
Zug gestiegen. Teddy wollte ihr sagen, dass der Mann so lange gewartet hatte,
wie er konnte, dass sie nicht aufhören durfte, an ihn zu glauben.
    Er musste immer noch an die Szene
denken, als er schließlich an Bord der Berengaria ging. Die Art, wie die
Frau nach der Hand des Mannes gegriffen und sie in ihren Muff gesteckt hatte,
legte nahe, dass sie sehr vertraut miteinander, aber wahrscheinlich nicht
verheiratet waren. Verheiratete Paare würden sich offen umarmen; diese Geste
sprach dafür, dass sie etwas verbergen mussten. Sie hatte etwas von ihm gewollt,
aber hatte er es ihr gegeben? Teddy war sich nicht sicher.
    Die Überfahrt war zunächst stürmisch
gewesen, und Teddy hatte sie überwiegend in seiner Kabine verbracht. Aber am
vierten Tag beruhigte sich die See, und Teddy hatte sich an Deck gewagt. Er war
recht wackelig auf eine Gruppe von Liegestühlen zugegangen, als er den Mann
erblickte, den er in Euston Station gesehen hatte.
Er war mit zwei Frauen im Gespräch, und Teddy hätte ihn fast gegrüßt, da er in
den letzten Tagen so viel über ihn nachgedacht hatte, aber natürlich hatte der
Mann ihn nicht gesehen und kannte ihn nicht. Der Steward, der gerade bei Teddy
stand, hatte seinen Blick bemerkt und ihn gefragt, ob er Seine Gnaden den
Herzog von Wareham kenne. Teddy schüttelte den Kopf – er merkte, wie seine Übelkeit
wiederkehrte, als ihm klarwurde, dass dies Coras Verlobter war. Er hatte sich
zurückziehen wollen, doch der Steward war entschlossen gewesen, ihm vom Herzog,
seiner Mutter und seiner Stiefschwester Lady Sybil zu erzählen, und davon, dass sie sich nach
Amerika begaben, um dort die Hochzeit des Herzogs mit einer Amerikanerin zu feiern, dem reichsten Mädchen
der Welt. Ein freundlicher Gentleman, der Herzog,

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