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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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drückte Coras ausgestreckte Hand und ging.
    Draußen im Sonnenschein kam er sich
närrisch vor. Er hatte Cora aus dem herzoglichen Käfig befreien wollen, aber es
schien, als betrete sie ihn bereitwillig. Er hatte es falsch angefangen. Was Cora wollte, das
wurde ihm jetzt klar, war Liebe, und alles, was er ihr angeboten hatte, war
Schutz.
    Und jetzt war es zu spät, bis zur
Hochzeit war es keine Woche mehr hin. Er musste ihr schreiben. Dann würde sie
wenigstens wissen, was er wirklich empfand: Nicht retten wollte er sie, er
wollte sie dem anderen entreißen.
    Er ging die Fifth Avenue hinunter,
die Hände in den Taschen seines Ulsters, und verfasste
in Gedanken bereits den Brief.
    Er war so vertieft, dass er die
Kutsche von Mrs. Cash nicht bemerkte, die nach Hause zurückkehrte. Sie
allerdings hatte ihn durchaus bemerkt und hoffte jetzt, nicht zu zuversichtlich
gewesen zu sein. Vielleicht wäre es besser, Coras Besucher und ihre
Korrespondenz zu überwachen, bis das Mädchen wohlbehalten verheiratet war. Cora
war so impulsiv, und der Herzog war manchmal so gereizt. Wenn die beiden nun
irgendeinen lächerlichen Streit hätten und Cora Trost bei Teddy Van Der Leyden
suchte ... Mrs. Cash schauderte. Wenn der Herzog doch nur in New York geblieben
wäre, statt diesen lächerlichen Jagdausflug zu machen! Es war ein sehr
merkwürdiges Verhalten so kurz vor der Hochzeit, zumal angesichts dieser
unangenehmen Gespräche um den Ehevertrag. Winthrop hatte es ihr nicht in allen
Einzelheiten erzählen wollen, aber offenbar hatte der Herzog recht pikiert
darauf reagiert, dass das Geld Cora überschrieben werden sollte, nicht ihm. Er
sagte, die Annahme, die dahinterstecke, sei eine Beleidigung. Wie sollten Mann
und Frau ihre Güter trennen? Aber Winthrop war hart geblieben, Cora war sein
einziges Kind, und er musste ihre Interessen wahren. Unmittelbar nach diesem
Gespräch hatte der Herzog verkündet, einen Jagdausflug machen zu wollen. Mrs.
Cash hatte angenommen, dass Cora Einwände erheben würde, aber ihre Tochter
hatte nicht protestiert. Nur die Herzogin hatte ihrem Sohn Vorhaltungen
gemacht, ohne Erfolg allerdings. Wareham war mit Reggie, seinem Trauzeugen,
und seinem Diener Richtung Norden gefahren, um Riesentafelenten zu schießen.
Nun passte die Anzahl der Männer beim Dinner leider so gar nicht mehr zur
Anzahl der Frauen. Wie gut, dass Teddy das Haus verlassen hatte, fast hatte sie
sich schon überlegt, ihn zum Essen einzuladen, um die arme Lady Sybil zu
erheitern. Sie lächelte, wie sie es immer tat, wenn sie ihren großgewachsenen
Diener erblickte, der ihr aus der Kutsche half – in New York hatten sie doch
wirklich die besten Exemplare –, und ging dabei in Gedanken ihre Liste
unterhaltsamer Junggesellen durch, die man an diesem Abend zum Dinner kommen
lassen könnte.

KAPITEL 12

    Zwei Zigaretten
    Im Dienstbotenzimmer von 66o Fifth
Avenue war die Abreise des Herzogs und der Besuch
Teddy Van Der Leydens Gegenstand so mancher Mutmaßungen. Der Diener, ein
Engländer, äußerte, dass der Herzog eben ein sportlicher Gentleman sei, der
lieber Riesentafelenten schoss, als sich in Mrs. Cashs Salon zur Schau zu
stellen, aber die Haushälterin war überzeugt, dass er verärgert abgefahren
war, weil er nicht die Verfügungsgewalt über Miss Coras ganzes Geld erhalten
sollte – denn jede Einzelheit der Auseinandersetzung zwischen dem Herzog und
Mr. Cash war in dessen Arbeitszimmer vom Diener mit angehört worden. Und gerade
in diesem Moment wurde ein vollständiger Bericht dieser Auseinandersetzung zu
einer spitzen kleinen Kolumne verarbeitet, die in Town Topics erscheinen
würde. Mr. Mann, der Herausgeber, hatte wissen lassen, dass er bereit war, für
alles, was mit der Cash-Hochzeit zu tun hatte, gut zu zahlen.
    Tatsächlich war Mr. Mann
wahrscheinlich besser über die Misshelligkeiten zwischen Coras Vater und ihrem
künftigen Ehemann informiert als Cora selbst. Winthrop Cash wollte seiner
Tochter keinen Grund zur Aufregung geben, und der. Herzog besprach derlei Dinge
nicht mit Cora. Er hatte ihr gesagt, er wolle all den Leuten, die ihn
anglotzten, entkommen, und sie, die an diesem Morgen in Town Topics die Liste
mit all den Gemälden und wertvollen Möbeln gesehen hatte, die der Herzog im
letzten Jahr hatte verkaufen müssen, konnte ihm nur zustimmen. Wenn
sie den Artikel als Beleidigung empfand, konnte sie sich nur zu gut vorstellen,
wie er sich fühlen musste.
    Jeder vertrat in der Erörterung
dieser Umstände seinen

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