Daisy Goodwin
diesen Mann liebst und mit ihm zusammen sein willst?»
Cora senkte den Kopf. Sie griff nach
einem grünen Pompon, der am Saum ihres Mieders hing. Als sie Teddy schließlich
ansah, war ihr Gesicht gerötet, und ihre Augen funkelten.
«Wie kannst du es wagen, herzukommen
und anzubieten, mich zu retten! Im letzten Sommer, als ich dich gefragt habe,
wolltest du mir nicht helfen, aber jetzt, da ich deine Hilfe nicht brauche, kommst du
zurück. Es ist zu spät, Teddy.» Sie zog so sehr an dem grünen Pompon, dass er
sich von ihrem Kleid löste und zu Boden
fiel. Teddy wollte etwas sagen, aber sie sprach schon weiter. «Glaubst du
wirklich, ich würde einen Mann heiraten, der mir nichts bedeutet, um Mutter
einen Gefallen zu tun?»
«Liebst du ihn?», zwang Teddy sich
zu fragen, obwohl er die Antwort fürchtete.
«Wie kannst du mich das fragen?»
Cora wandte den Blick ab.
«Ich möchte nur sichergehen. Wenn du
mit Ja antwortest, ist dieses Gespräch sofort beendet, und wir können so tun,
als hätte es nie stattgefunden. Aber wenn du nicht ja sagen kannst, dann bin
ich hier.»
Cora sah immer noch weg. Ohne
nachzudenken, hob er die Hand, um ihre gerötete Wange zu berühren. Er bemerkte,
wie sie zurückwich. Wie sollte er ihr jetzt noch sagen, was er über den Herzog
wusste? Sie würde ihm nicht glauben. Und was hatte er schließlich überhaupt
gesehen? Einen Abschied, einen leidenschaftlichen, aber trotzdem war es ein
Abschied. Wenn der Herzog seine Angelegenheiten in Ordnung bringen musste, ehe
er heiratete, war das an sich nichts Schlimmes – nicht schlimmer als Coras Abschied von ihm jetzt. Alles, was er
sagen könnte, würde in dem Verdacht stehen, auf seiner Eifersucht zu beruhen.
Er wollte, dass sie es richtig verstand.
«Cora, sei nicht ärgerlich auf mich.
Ich bin nur gekommen, weil du mir viel bedeutest.»
Coras Gesicht entspannte sich, sie
sah ihn nun zärtlicher an. Sie wollte gerade etwas sagen, als sich die Tür
öffnete und das Mädchen hereinkam, das Teddy zusammen mit dem Herzog auf dem
Schiff gesehen hatte.
«Oh, entschuldige, Cora. Ich wusste
nicht, dass du Besuch hast.» Eine Pause entstand.
Cora schüttelte sich leicht und
sagte dann mit fröhlicher Stimme: «Sybil, das ist Teddy Van Der Leyden. Teddy,
das ist Lady Sybil Lytchett, sie ist die Stiefschwester des Herzogs und eine
meiner Brautjungfern.» Ihre Stimme klang etwas zu hoch. Teddy hörte die Warnung
heraus.
Sybil reichte ihm linkisch die Hand
und wandte sich dann sofort wieder Cora zu. «Ich wollte dich nur fragen, ob du
mir für heute Abend vielleicht ein Kleid leihen könntest. Ich weiß, es ist eine
fürchterliche Zumutung, aber hier ziehen sich alle immer so hübsch an, und ich
habe mein bestes Abendkleid schon dreimal getragen. Mrs. Cash hat gestern Abend
ihre Augenbrauen hochgezogen, als sie mich sah – ich hätte sterben können. Mama
hat leicht reden, wenn sie sagt, dass man die gute Erziehung trotzdem erkennt,
aber ehrlich gesagt, Cora, ich wäre sehr viel lieber gut gekleidet als gut
erzogen.»
Cora musste
lächeln. Sybils Naivität hatte etwas Charmantes. «Natürlich, bedien dich nur
in meinem Kleiderschrank, das macht mir überhaupt nichts aus. Ich komme mit
und helfe dir, etwas auszusuchen. Mr. Van Der Leyden wollte sowieso gerade
gehen.» Sie wandte sich Teddy zu. «Ich hoffe, du besuchst uns einmal, wenn du
wieder in Europa bist. Ich weiß nicht, was ich ohne meine alten Freunde machen
soll.»
Dann sah sie ihn an, und er meinte
in ihrem Blick so etwas wie Zweifel zu erkennen. Wieder dachte er an die Szene auf dem
Bahnsteig: Wie viel wusste Cora wirklich über ihren Herzog? Einen Moment lang dachte
er dabei gar nicht an sich, sondern machte sich Sorgen um dieses fröhliche amerikanische Mädchen, das dabei
war, in die Schatten der Alten Welt einzutreten. Aber sie lächelte, ein
freundliches, steifes, gesellschaftliches Lächeln für die Stiefschwester ihres
künftigen Gatten, und er wusste, er musste aufbrechen.
«Bestimmt besuche ich euch in
Europa. Allein, um mein Hochzeitsgeschenk abzugeben. Ich hatte an ein Fahrrad
gedacht? Ich weiß doch, wie gern du
Rad fährst.» Cora erwiderte seinen Blick, und er wusste, dass auch sie an den
Tag in Newport dachte, als sie vom Rad gefallen war. Sie beide dachten an das,
was hätte sein können. Er ging zur Tür und wandte sich noch einmal um.
«Wenn du jemals einen alten Freund
brauchst, werde ich da sein.» Teddy konnte nicht mehr sagen. Er verbeugte sich
vor Sybil,
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