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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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lichtdurchlässige
Leder zu sehen waren, weshalb es ewig dauerte, sie an- und auszu ziehen; Cora
bebte regelmäßig vor Ungeduld, wenn Bertha versuchte, sie abzurollen, ohne sie
zu beschädigen. An den meisten Abenden drängte Cora sie schließlich zur Seite
und zog mit den Zähnen daran. Bertha war das gewöhnt, aber es schmerzte sie
doch jedes Mal, denn benutzte Handschuhe dieser Qualität brachten auf dem
Kleidermarkt, auf dem Bertha Coras abgelegte Kleidung verkaufte, fünfundzwanzig
Cent das Paar. Für die Kleider verlangte Mrs. Cash immer einen Beleg, aber den
Handschuhen schenkte sie gar keine Beachtung. Bertha fragte sich, wie viele
dieser Handschuhe die Reise überstehen würden und ob es in London wohl einen
Markt für feine Handschuhe gab.
    Die Tür ging auf, und Mrs. Cash kam
mit einem blauen Kästchen aus Leder in den Händen herein. Cora stand nicht auf.
Seit der Verlobung war Bertha aufgefallen, dass Cora viel weniger Ehrfurcht vor
ihrer Mutter hatte. Aber Mrs. Cash schien das nicht zu bemerken.
    «Ich bin ja so froh, dass du zurück
bist, Cora. Ich muss dir etwas höchst Wichtiges zeigen.»
    Sie setzte
sich neben Cora auf das Sofa und berührte den Verschluss des blauen Kästchens.
Es öffnete sich mit einem lauten Klick, und Bertha sah von der anderen Seite
des Schlafzimmers an der Decke viele tausend Lichtpunkte, als die
Sonnenstrahlen auf den Inhalt trafen.
    Mrs. Cash
nahm das Diadem heraus und setzte es Cora auf den Kopf. Es war eine
Sternenkrone, die auf Coras dunkelbraunem Haar funkelte.
    «Gott sei
Dank hast du nicht die Haare von deinem Vater, Liebes. An Blondinen sind
Diamanten ja vollkommen verschwendet.»
    Cora ging zum Spiegel, um zu sehen,
wie sie aussah, und musste lächeln, als sie ihr Spiegelbild sah.
    «Oh, wie
wunderschön, Mutter. Wo hast du es her?»
    «Ich habe Tiffany beauftragt, die
Kopie eines Diadems herzustellen, das der Kaiserin von Österreich gehörte. Sie hatte so kastanienbraunes Haar wie
du. Du wirst ein Diadem brauchen, wenn du verheiratet bist, und ich wollte, dass es anmutig und elegant ist. Ich
habe in London einige abscheuliche Juwelen gesehen, riesige Steine, aber so
schäbige Fassungen. Es ist nicht zu begreifen, wo liegt denn bei Diamanten der
Sinn, wenn sie dreckig sind?»
    Cora wandte ihren Kopf zur Seite.
«Ich fühle mich wirklich wie eine Herzogin, wenn ich es trage.» Cora machte vor dem Spiegel einen Hofknicks. Ihre
Mutter trat zu ihr und steckte eine Haarsträhne fest, die sich aus dem Diadem
gelöst hatte. Cora sah sie an und bemerkte erstaunt, dass das gute Auge ihrer
Mutter feucht war.
    Achtundvierzig, neunundvierzig,
fünfzig, einundfünfzig. Es war ein Paar Handschuhe zu viel. Ein neues Paar Handschuhe
brachte mindestens einen Dollar ein, und Berthas Meinung nach war es nicht dasselbe
wie Stehlen, etwas zu nehmen, das über war. Bertha sah auf, um zu prüfen, ob
die Frauen sie beobachteten, aber sie
waren ganz aufeinander konzentriert. Sie nahm die Handschuhe und steckte sie
sich in die Tasche. Vielleicht wollte sie ja selbst eines Tages heiraten.

KAPITEL 11

    Euston Station
    Zwei Wochen nachdem seine Mutter ihren
Besuch in der Fifth Avenue gemacht hatte, trat
Teddy Van Der Leyden denselben Weg an. Aber nach zehn Tagen an Bord eines
Schiffes war der junge Mann recht froh, an diesem klaren, kalten Morgen einen
Spaziergang machen zu können. Er sagte sich, dass es ihm um die Bewegung ging,
aber es gab noch einen anderen Grund – er musste in Ruhe nachdenken. Als er von
Coras Verlobung gehört hatte, hatte er sofort das unvernünftige Gefühl gehabt,
etwas verloren zu haben. Nicht, dass die Verlobung ihn überrascht hätte, es war
nur eine Frage der Zeit gewesen; aber er hatte nicht erwartet, dass es ihm so
viel ausmachen würde. Er hatte die Neuigkeiten von einem englischen Bekannten
in Paris gehört, «Wareham ist ein Glückspilz», hatte jener künstlerisch
gesinnte Baronet begeistert gesagt, «das amerikanische Mädchen ist ihm buchstäblich
in den Schoß gefallen. Ist beim Jagen vom Pferd gestürzt, und Wareham hat sie
gefunden. Eine Woche später waren sie verlobt. Der Zeitpunkt hätte für ihn gar
nicht günstiger sein können – Lulworth ist ein schrecklich alter Schuppen,
und Wareham musste diese ganze Erbschaftssteuer zahlen, erst der Vater, dann
der Bruder. Aber sie sagen, das Mädchen, Miss Cash, hat Geld wie Heu, sie wird
also in der Lage sein, das Problem zu beheben. Was, du kennst sie? Ist sie denn
wirklich so reich, wie alle sagen?

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