Daisy Goodwin
studieren.»
Mrs. Van Der Leyden lächelte
schwach. «Wer weiß schon, warum junge Männer ihre Pläne
ändern? Vielleicht hat er sein Herz an eine französische Marquise verloren und
kommt zurück, damit ich ihm meinen Segen gebe. Ihr jungen Leute scheint Europa
ja sehr romantisch zu finden.»
Sie sah,
wie Cora rot wurde, und ihr Lächeln wankte.
«Wann kommt
Teddy denn zurück? Ich würde ihn so gern sehen. Ivo und ich reisen sofort nach
der Hochzeit ab. Ich hoffe, ich verpasse ihn nicht, denn ich weiß wirklich
nicht, wann ich noch einmal wiederkomme.» Einen Moment lang wirkte sie etwas
verloren, als sie daran dachte, wie weit sich der Atlantik zwischen der Fifth
Avenue und ihrem Schicksal erstreckte.
Mrs. Van Der Leyden tätschelte ihr
den Arm. «Ich habe Teddys Brief heute Morgen bekommen, ich bin sicher, dass er
rechtzeitig zur Hochzeit hier ist.» Sie sah keinen Grund zu erwähnen, dass
Teddy mit demselben Schiff kam wie Coras Verlobter. Das würde sie Mrs. Cash
überlassen. «Auf Wiedersehen, meine Liebe.» Mrs. Van Der Leyden küsste sie
flüchtig auf die Wange. Sie spürte, wie heiß Coras Haut war. Das Mädchen
glühte. Höchste Zeit, dass sie heiratete.
In Coras Schlafzimmer packte Bertha
einen der dreißig Schrankkoffer aus, die gestern aus dem Maison Worth in Paris
gekommen waren. Nach der Verlobung hatte Mrs. Cash nichts mehr in Lulworth
gehalten, obwohl Cora gern noch geblieben wäre. Mutter und Tochter waren nach
Paris gefahren, wo sie einen Monat lang immer wieder Anproben im Maison Worth
hatten und Schuhe, Hüte, Handschuhe und Juwelen kauften. Mrs. Cash hatte diesen
Moment seit Jahren geplant. Vor einem Jahr hatte sie Worth Coras Maße nehmen
lassen, damit sie anfangen konnten, ihre Brautausstattung zu entwerfen. Als
Cora herausgefunden hatte, wie weit ihre Mutter im Voraus geplant hatte,
fragte sie sie, warum sie so sicher gewesen sei, dass sie innerhalb dieses
Jahres heiraten würde. «Weil das immer meine Absicht war», hatte Mrs. Cash
gesagt.
Bertha
griff nach einem in Papier gewickelten Päckchen und öffnete es vorsichtig. Es
war ein Korsett. Als sie es hochhielt, kam Cora mit einer Zeitschrift in der
Hand herein.
«Bring mal her, Bertha. Ist es das,
über das Mrs. Redding in Vogue geschrieben hat? 'Das Korsett für die
Braut ist aus rosa Satin, verziert mit winzigen weißen Nelken und am oberen
Rand gesäumt mit valenzianischer Spitze. Die Häkchen, der große Haken und die
Schnallen an den dazugehörigen Strumpfhaltern sind alle aus massivem Gold, das
dicht mit Diamanten besetzt ist.' Stimmt alles, abgesehen von den Diamanten
natürlich. Warum sollte man Diamanten am Korsett tragen? Allein der Gedanke,
dass mich jemand für so töricht halten könnte, ist mir unangenehm.»
Bertha sagte nichts. Es war nicht an
ihr, sie darauf hinzuweisen, dass Coras Korsett auch ohne die Diamanten ihr
Gehalt für die nächsten zwanzig Jahre wert war. Die Schnallen waren aus
einundzwanzigkarätigem Gold, und die Seide für das Korsett war in Lyon geordert
und gewebt worden. Und dieses Korsett war nur eines von fünfen, die zu Coras
Brautausstattung gehörten. Allein die Spitze der unzähligen Nachthemden,
Frisiermäntel, Tücher, Bettjäckchen und Unterröcke war, da sie handgemacht
war, wahrscheinlich mehr wert als die Diamanten – zum Teil hatte sie jene
französische Königin getragen, der der Kopf abgeschlagen worden war.
Und dann waren da noch die Kleider,
neunzig an der Zahl. Jedes Kleid war in feines, weiches Papier eingeschlagen
und über einen in Stoff eingenähten Rahmen gespannt, damit es
nicht knitterte. Es gab einfachere Kleider für den Tag, um am Morgen Briefe zu
schreiben, Reitkleider in Dunkelblau und Flaschengrün, Besuchskleider mit
weiten Puffärmeln und Borten am Saum, maßgefertigte Kleider zum Segeln, die
weniger verziert waren, Nachmittagskleider, die mit sehr viel Spitze besetzt
waren und eine so schmeichelhafte Silhouette abgaben, dass sie ohne Korsett
getragen werden konnten; es gab Kleider für das Theater mit kleinem Ausschnitt
und langen Ärmeln und Kleider für die Oper mit tieferem Ausschnitt und kurzen
Ärmeln, Abendkleider mit mittlerem Ausschnitt und halblangen Ärmeln und
Ballkleider mit einem tiefen Dekolleté und Schleppe; und natürlich das
Hochzeitskleid selbst, dessen Schleppe mit so vielen Perlen bestickt war, dass
sie ein leicht knirschendes Geräusch machen würde, wenn sie über den Boden
schleifte, wie Elfen, die über Kieselsteine gehen. Von den
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