Daisy Goodwin
die Pracht dieser Gaben sie bestärkt, aber jetzt schienen sie ihr
besorgniserregend. So viele Sachen und wozu? Sie blieb neben zwei schönen
Schachteln stehen. Sie waren aus Walnussholz und hatten Intarsien aus
Perlmutt, und auf dem Deckel standen die Monogramme von Ivo und ihr. Sie öffnete
die Schachtel, auf der CW stand, und stellte fest, dass es sich um ein
Reisenecessaire handelte. Es ließ sich aufklappen, und sie fand darin
Kristallfläschchen mit silbernen Verschlüssen, Maniküre-Utensilien aus
Elfenbein, Handschuhspanner, Kämme und Haarbürsten, deren Rücken aus
Schildpatt war, ein Porzellankästchen mit Rouge, ein Paar winziger goldener
Scheren in der Form von Kranichen und einen goldenen Fingerhut. Jeder einzelne
Gegenstand war mit ihrem Monogramm versehen. Selbst Cora, der solche Dinge
nicht unbekannt waren, war beeindruckt von der luxuriösen Ausstattung dieses
mit rotem Samt ausgeschlagenen Necessaires, das jedes weibliche Bedürfnis
erfüllte. Cora betrachtete die Karte, die dazugehörte: von Sir Odo und Lady
Beauchamp. Sie erinnerte sich an das Paar, das sie vor der Jagd kennengelernt
hatte, daran, wie kühl sie sich ihr gegenüber verhalten hatten; vielleicht
bedauerten sie es jetzt, da sie eine Herzogin sein würde. Dann hob sie den
Deckel von Ivos Schachtel – sie entsprach ihrer, nur war sie mit grünem Samt
und Saffianleder ausgeschlagen, und statt der Rougedöschen und Pinzetten gab es
Rasierpinsel mit Griffen aus Elfenbein. Cora dachte kurz, dass dies ein
erstaunlich vertrauliches Geschenk war, es irritierte sie, dass fremde
Menschen sich so genau um Ivos körperliche Bedürfnisse gekümmert hatten. Sie
bemerkte, dass sein Necessaire im Gegensatz zu ihrem ein paar kleine Schubladen
für Manschettenknöpfe hatte. Sie zog die Schublade an ihrem winzigen goldenen
Griff auf und fand darin Manschettenknöpfe, die aus schwarzen Perlen bestanden,
und eine Karte, auf der in engen kursiven Buchstaben die Worte standen: Möge
Deine Ehe so glücklich sein wie meine. Sie wollte die Karte schon
zurücklegen, aber dann riss sie sie, verärgert über die ganze britische
Unaufrichtigkeit, mittendurch. Cora fragte sich, ob es Sir Odo gewesen war, der
sie dort hineingelegt hatte, mit seinem glänzenden Gesicht und der hohen
Stimme, oder seine gutaussehende, mürrische Frau.
Sie schob die Schublade zu und sah
sich verstört um. Ihr Blick fiel auf einen Vogelkäfig, in dem ein winziger
vergoldeter Vogel auf einer Stange saß. Cora stieß ihn ein paarmal an, und
der goldene Vogel begann die Melodie von Dixie zu
zwitschern. Es war ein Geschenk von Mutters Cousinen in South Carolina – wer
würde auch sonst etwas so Exzentrisches schenken? Aber das fröhliche Lied
scheuchte Cora auf. Der Druck in ihrem Kopf ließ nach, und obwohl sie die
Stimme der Herzogin immer noch hören konnte, öffnete sie die Tür. Sie winkte
der versammelten Gesellschaft und ging die vierundzwanzig marmornen Stufen zu
ihrem Bett hinauf. Oben fiel ihr wieder ein, dass Teddy ihr als Hochzeitsgeschenk
ein Fahrrad versprochen hatte, und bei dem Gedanken daran, wie unfein und
praktisch es sich zwischen all dem Gold und dem Glanz unten ausnehmen würde,
musste sie fast lächeln.
KAPITEL 14
Flora
Dursheimer freier Tag
Flora Dursheimer lief die Nase. Seit sechs
Uhr früh stand sie jetzt an der Ecke Wall
Street und Broadway. Sie war in ihrem Zuhause in der Orchard Street früh
aufgebrochen, weil sie dachte, dann wäre sie als Erste an der Kirche, aber zu
ihrem Ärger hatten sich dort bereits mehrere Frauen versammelt. Flora hatte
ihren Platz neben diesen Frauen eingenommen, die an der Stelle standen, die
sie für ihren rechtmäßigen Platz hielt, und sie so knapp wie möglich gegrüßt.
Keiner dieser Eindringlinge hatte zur Braut eine solche Verbindung wie sie.
Flora hatte den Hut gemacht, den Cora Cash auf der Fotografie getragen hatte,
die Town Topics neben der Ankündigung ihrer Verlobung abgedruckt hatte.
Es waren Floras geschickte Finger gewesen, die den goldenen Kolibri direkt
unter der Straußenfeder befestigt hatten. Es war der Vogel gewesen, der Coras
Blick auf sich gezogen hatte, als sie Madame Rochas' Hutgeschäft betreten
hatte.
Flora hatte hart an ihm gearbeitet,
härter als nötig womöglich, da sie pro Stück bezahlt wurde, aber als Miss
Cash, die Erbin der Saison, beim Anblick ihres Hutes die Hand gehoben hatte,
war das ein erhebendes Gefühl gewesen. Sie hatte ihn im Geschäft aufprobiert
und Flora erlaubt, ihn auf ihrem
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