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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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Geheimnis.
Cora hatte doch sicher jemanden, der ihr das Haar machte und das wusste.
    Schließlich war Cora zufrieden,
senkte die Arme und bewegte ihren Kopf ein bisschen, um ihr Werk zu
überprüfen. Als sie sich umdrehte, flatterte der Spitzenschleier über ihrem
Gesicht, und Flora sah, wie bleich sie war; außerdem musste sie auf ihrer
Unterlippe gekaut haben. Sie sah anders aus als das lächelnde Mädchen, das bei
Madame Rochas mit ihrem Verlobungsring gespielt hatte – ernster, weniger zuversichtlich,
und unter ihren Augen waren violette Schatten zu sehen, die vorher nicht da
gewesen waren. Flora war enttäuscht, sogar ein bisschen verwirrt. Sie war
hergekommen, um eine strahlende Braut zu sehen – violette Schatten konnte sie
auch im Spiegel sehen. Flora nahm zwei Finger in den Mund und gab den lautesten
Pfiff von sich, den sie zustande brachte. Der irische Polizist zog an ihrem
Bein.
    «Hey, wollen Sie mich in
Schwierigkeiten bringen? Ich soll hier für Ordnung sorgen.»
    Aber Flora
ignorierte seinen Einwand. Cora hatte den Pfiff gehört und drehte sich in ihre
Richtung. Flora winkte wild mit den Armen, so wild, dass der Polizist seine
Hände auf ihre Oberschenkel legen musste, um sie festzuhalten. Solche
Freiheiten hatte die Hutmacherin bisher noch keinem Mann gestattet, aber in
diesem Moment nahm sie es gar nicht wahr. Cora sah sie direkt an und lächelte,
dasselbe Lächeln, mit dem sie Flora angesehen hatte, als sie den Hut
aufprobierte. Flora triumphierte; sie hatte die Situation gerettet, sie allein
hatte der Welt gegeben, was sie wollte, eine strahlende Braut. Mit
Besitzerstolz sah sie, wie eine der Brautjungfern Cora ihr Bouquet gab. Die
Blumen hatten, das hatte Flora gelesen, den ganzen Weg aus Lulworth, dem
Zuhause des Herzogs in England, gemacht. Flora verstand nicht ganz, warum etwas
so Empfindliches wie Blumen einen so langen Weg zurücklegen musste; Juwelen,
das verstand
sie, aber Blumen ... Doch in Town Topics hatte gestanden, dass alle
Herzoginnen Blumen aus Lulworth trugen, und es war eine Tradition, die der
Herzog nicht brechen wollte, nur weil er eine Amerikanerin heiratete. Flora
konnte sich an ihre Überfahrt von Deutschland nach Amerika kaum erinnern – nur
an den Geruch des Schiffes. Sie stellte sich vor, dass Coras Blumen auf einem
weißen Kissen in ihrer eigenen Kabine gelegen hatten, und dachte daran, wie
ihre Mutter ihre Schulter ergriffen hatte, als sie sich an Deck drängten.
    Aber jetzt
nahm Cora mit der freien Hand den Arm ihres Vaters. Orgelklänge drangen aus
den offenen Türen der Kirche. Flora beobachtete, wie die Mengen von Satin und
Spitze die Stufen emporgezogen wurden. Als sie verschwanden und die großen
Türen sich schlossen, merkte Flora, wie ihr Körper erschlaffte. Sie glitt in
die Arme des Polizisten, der sie aufrecht hielt, als die Menge um sie herum brandete.
    Flora
Dursheimer war nicht die einzige Frau, die an diesem Tag ohnmächtig wurde. Wie Town Topics später berichtete, gab es vier Fälle von Ohnmacht, eine
leichte Gehirnerschütterung und eine Frau, die frühzeitig Wehen bekam. Die
Zeitung kommentierte, dass es für alle Betroffenen eine Erleichterung war, dass
die New Yorker Polizei es geschafft hatte, die Verletzungen in der Menge auf
ein Minimum zu beschränken.

KAPITEL 15

    Ein so stimmungsvolles Haus
    Möchten Sie heute Abend Ihre schwarzen
Perlen tragen, Miss Cora? Soll ich sie für
Sie anwärmen?» Bertha versuchte, sich daran zu gewöhnen, ihre Herrin Euer
Gnaden zu nennen, aber sie dachte nicht immer daran. Anfangs hatte Cora sie
korrigiert, aber jetzt hatte sich die erste Begeisterung über ihren neuen Titel
gelegt, und diese Erinnerung an ihre Mädchenzeit machte ihr nichts aus.
    «Ja, danke, Bertha. Heute Abend wird
der Prinz anwesend sein. Ivo sagt, dass er durchaus bemerkt, was Frauen
tragen. Als Ivos Tante dasselbe Kleid in einer Woche zweimal trug, soll der
Prinz gesagt haben: 'Habe ich das nicht schon gesehen?' Sie musste gehen
und sich etwas Neues anziehen, und als sie nichts Neues hatte, musste sie
vorgeben, krank zu sein, und das Essen von einem Tablett einnehmen.»
    Ein
derartiges Problem würde Cora kaum bekommen, die mit nicht weniger als vierzig
Schrankkoffern nach Conyers gekommen war. Aber heute Abend trug Cora tatsächlich
ein Kleid, das sie schon einmal getragen hatte: ihr Hochzeitskleid, das am
Ausschnitt und an den Ärmeln geändert worden war, sodass es jetzt ein
Abendkleid war. In New York war es Sitte, dass eine Braut ihr

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