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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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sie darauf, dass er
sie nach unten begleitete. Wo war er? Vielleicht sollte sie zu ihm gehen, sein
Zim mer musste auf demselben Flur liegen. Aber Conyers war so labyrinthisch,
dass sie befürchten musste sich zu verirren. Sie dachte an das Gedicht, in dem
sich die Braut in einer Truhe versteckte und nie gefunden wurde beziehungsweise
erst sehr viel später, als man ein Skelett mit Schleier entdeckte. Die doppelte
Herzogin würde sich gewiss keine große Mühe geben, nach ihr zu suchen. Ihre
Schwiegermutter war stets freundlich zu ihr, aber Cora ließ sich nicht täuschen.
Sie wusste, dass Fanny das Beste aus einer schlechten Situation machte. Fannys
ideale Schwiegertochter wäre ein Mädchen gewesen, das sie selbst ausgesucht
hätte, ein Mädchen aus einer guten Familie, hübsch, jedoch nicht auf
spektakuläre Weise, wohlhabend, aber nicht allzu reich, ein bisschen unelegant,
ein Mädchen, das sich seiner Schwiegermutter in allem fügte. Stattdessen hatte
sie nun Cora, die nicht nur Amerikanerin war, sondern schön gekleidet, unanständig
reich und nur in Maßen fügsam. Cora vermutete, dass die doppelte Herzogin die
königliche Gesellschaft in Conyers versammelt hatte, um ihre Schwiegertochter
daran zu erinnern, wie viel sie noch zu lernen hatte.
    Sie öffnete ihre Zimmertür, an der
sich in einem Messinghalter eine Karte befand, auf der Herzogin von Wareham stand. Cora betrachtete sie wie benommen. Es fiel ihr immer noch schwer,
diesen Titel mit sich selbst in Verbindung zu bringen. Aber wenn ihr Name hier
an der Tür stand, dürfte es nicht allzu schwer sein, Ivo zu finden. Sie ging
den Flur hinunter, der für ein englisches Haus fast schon warm war. Durch eine
der Türen hörte sie eine gedämpfte Stimme, die nach Lady Beauchamp klang, und
dann perlendes Lachen. Cora ging auf der Suche nach ihrem Mann weiter. Sie fand
sein Zimmer am entferntesten Ende des Flurs (genauso gut hätte Herzogin Fanny
sie in unterschiedlichen Gebäuden unterbringen können). An der Tür
befand sich das Namensschild Herzog von Wareham, geschrieben in
derselben spinnenhaften Handschrift. Sie drückte die Klinke nieder.
    «Ivo, bist du da, Liebling? Ich
wollte dich holen, damit du mich aus meinem Elend befreien kannst. Wenn ich
auch nur eine Minute länger warte und meinen Knicks übe, erstarre ich zur
Salzsäule. Ivo?»
    Aber das Zimmer war leer.
Offensichtlich hatte Ivo sich schon angekleidet, denn die Hülle, in der sich
sein Kragen befunden hatte, war leer. Cora sah, dass Ivo das Necessaire der
Beauchamps mitgebracht hatte; unvernünftigerweise ärgerte sie sich, dass Ivo
es benutzte. Sie erinnerte sich an die Manschettenknöpfe in der Schublade, die
ebenfalls schwarze Perlen gewesen waren. Sie öffnete die Schublade, in der
sie gelegen hatten, sie war leer. Plötzlich fühlte sie sich ohne ihren Ehemann
ganz verlassen. Auf der Kommode lag ein Hemd, das er ausgezogen haben musste,
ehe er seine Abendkleidung angelegt hatte. Sie nahm es in die Hände und
versenkte ihr Gesicht darin, um sich von dem vertrauten Duft beruhigen zu
lassen.
    «Was um alles in der Welt machst du
denn hier, Liebling?» Er stand im Türrahmen und lachte sie an.
    «Ich habe
dich vermisst!», sagte Cora trotzig. Er kam zu ihr und küsste sie auf die
Stirn. Sie hob ihm das Gesicht entgegen.
    «Warum bist
du nicht gekommen und hast mich abgeholt? Mir war so langweilig, dass ich dich
suchen gegangen bin.»
    «Oh,
Colonel Ferrers, der Stallmeister des Prinzen, hat mir aufgelauert wegen
irgendwelcher langweiligen Protokollfragen. Ich kann nicht verstehen, warum
Bertie auf diese Dinge derartig viel Wert legt. Aber da er hier ist, werden wir
uns alle an die Regeln halten müssen. Was bedeutet, dass du, meine kleine
Wilde, die ranghöchste anwesende Herzogin bist und mit dem Prinzen zum Dinner
gehen müssen wirst.»
    «Aber deine Mutter ist dafür doch
sicher viel geeigneter. Ich sollte ihr den Vortritt lassen.»
    «Oh, unendlich viel geeigneter, aber
betrüblicherweise sind die Buckinghams eine Erfindung des achtzehnten Jahrhunderts,
wohingegen die Warehams sich bis zu James I. zurückverfolgen lassen, du bist
also Nummer sieben, und die arme alte Mama ist Nummer zwölf. Ferrers hat es im Debrett nachgeschlagen, man wird also nicht drum herumkommen. Jeder hat seine
Nummer, und so sind die Regeln. Der Einzige, der das ändern kann, ist der Prinz
selbst, und ich nehme an, darauf hatte Mama sich verlassen.»
    «O Gott. Dann gib mir lieber einen
Kuss und wünsch mir Glück,

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