Daisy Goodwin
ihr ins Gesicht und schüttelte den Kopf. «Du
verstehst nicht, was ich damit sagen will, nicht? Wie solltest du auch. Meine
Bedenken müssen dir lächerlich erscheinen.»
«Nicht lächerlich, nur verwirrend.
Ich dachte, du wolltest mein Geld, weil es hier viel zu tun gibt.» Sie sah ihn
forschend an und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten.
«Nein, Cora, ich brauchte es. Das
ist ein Unterschied, aber ich sehe schon, du verstehst es nicht.»
Es stimmte, sie verstand es nicht.
Sie hatte das Gemälde gekauft, um ihm zu zeigen, dass sie Lulworth seine Pracht
zurückgeben konnte, aber statt ihm eine Freude zu machen, hatte sie ihn
verletzt. Wie hatte sie ihn so falsch einschätzen können? Ihr wurde klar, dass
sie wirklich sehr wenig über den Mann wusste, den sie geheiratet hatte.
Schließlich kam er zu ihr und sah zu
ihr hinunter. Sie legte die Arme auf seine Schultern, und nach einem kurzen
Augenblick erwiderte er die Geste, indem er seine Arme um ihre Taille legte.
«Oh, Cora, kannst du dir vorstellen,
dass es im Leben Dinge gibt, die sich nicht kaufen lassen?»
Sie sah zu
seinem Gesicht auf und bemerkte die feinen Linien, die zwischen seiner Nase und
seinem Kinn verliefen, und das Zucken seines Augenlids. Sie war erleichtert,
ihn nicht mehr ganz so betrübt zu sehen. Für einen Moment hatte sie das Gefühl
gehabt, er wäre ein Fremder.
«Natürlich
weiß ich das. Soll ich dir eins davon sagen?» Sie lächelte, nachdem sich das
Gespräch wieder auf vertrautem Gebiet bewegte.
Er sah sie prüfend an, und sein
Blick wanderte über ihren Körper. «Du meinst – bist du ...?»
«Ja, das meine ich – ich bin fast
sicher. Heute Morgen war mir übel, und mein Korsett ließ sich nicht wie sonst
schließen.» Sie legte ihre Hände um ihre immer noch sehr schmale Taille.
Er trat
einen Schritt zurück, als würde ihn die Macht ihrer Neuigkeiten nach hinten
drücken, wollte seine Hand Halt suchend auf eine der Kirchenbänke legen, griff
daneben und verlor fast das Gleichgewicht. Cora blickte ihn irritiert an,
diese Unbeholfenheit passte nicht zu Ivo, aber dann richtete er sich auf, und
ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. «Das freut mich. Es war so
traurig, der letzte Maltravers zu sein. Warst du beim Arzt?»
«Noch nicht, ich wollte es dir erst
erzählen, obwohl ein paar Dienstboten schon etwas zu ahnen scheinen.»
«Die wissen immer alles als Erste.
Und kannst du einschätzen, wann es ...»
«Mai. Jedenfalls glaube ich das.
Wissen kann ich es erst, wenn ich beim Arzt war.»
«Mein kluges Mädchen.» Er küsste sie
auf die Stirn.
«Du siehst also, ich hatte meine
Gründe, eine Jungfrau mit Kind zu kaufen», sagte sie mit leichtem Vorwurf in
der Stimme. Ivo ließ übertrieben schuldbewusst den Kopf hängen. «Natürlich
hattest du die. Alles, was du tust, ist vollkommen vernünftig. Ich habe mich
ungehobelt benommen, Cora, verzeih mir.»
Er legte ihr den Arm um die
Schultern und zog sie an sich. Sie musste daran denken, wie sie sich hier in
der Kapelle zum ersten Mal geküsst hatten. Er hatte sich damals unerwartet
verhalten – wie schnell er ihr den Antrag gemacht hatte, mit welcher
Sicherheit er sie geküsst hatte ...
Und jetzt – kannte sie ihn wirklich
besser? Körperlich vielleicht, wenn sie sich jetzt küssten, war es eher wie
ein Gespräch, kein gegenseitiges Erforschen, aber etwas an ihm war für sie
immer noch undurchschaubar. Doch sie schob diese Gedanken beiseite. Was immer
er von dem Rubens hielt, es gab keinen Zweifel daran, dass er einen Erben
wollte.
KAPITEL 17
Bridgewater House
Die Tage wurden langsam kürzer. Cora
sah den Later nenanzünder die Cleveland Row hinunter zum Park
gehen und dem Schein hinter den Vorhängen ein paar Lichtpunkte hinzufügen. Die
Reise von Lulworth hierher hatte sie ermüdet, aber sie hatte auch gemerkt, wie
ihre Lebensgeister erwachten, als die Kutsche vor den Kalksteinsäulen
vorfuhr, die ihr Londoner Haus flankierten. Bridgewater House war ein
Hochzeitsgeschenk ihres Vaters gewesen, obwohl natürlich ihre Mutter es
ausgesucht hatte, nachdem sie hatte erfahren müssen, dass der Herzog kein Haus
in der Stadt besaß. Das Haus verfügte über einen riesigen Saal und eine
Säulengalerie und hatte damit in Mrs. Cashs Augen die richtige Größe. Sie hielt
es für vollkommen angemessen, dass das Haus von demselben Mann erbaut worden
war, der auch Buckingham Palace umgebaut hatte.
Die
Maltravers hatten einst ein Haus in London besessen, in St.
Weitere Kostenlose Bücher