Daisy Goodwin
aber hier fürchtete
sie, einen Fehler zu machen. Mrs. Wyndham, da war sie sicher, würde wissen, wie
man es anfing, und Cora hatte keine Skrupel, sie zu fragen, weil sie wusste,
dass Mrs. Wyndhams Wohlwollen für ihr Geschäft grundlegend war.
Cora hatte ihre Mutter nie gefragt,
wie viel Geld sie dafür bezahlt hatte, nach Sutton Veney eingeladen zu werden,
aber in Anbetracht von Mrs. Wyndhams entzückendem Haus in der Curzon Street
und ihrer Kutsche konnte es nicht billig gewesen sein. Mrs. Wyndham war eine
Frau, die von allem den Preis kannte, eine Eigenheit, die Cora langsam zu
schätzen lernte. Die Engländer waren in Gelddingen so seltsam. Da war einmal
Ivos Reaktion auf den Rubens und dann die Sache mit Sybils
Geburtstagsgeschenk. Cora hatte ihr eine Zobelstola geschickt. Sybil war begeistert
gewesen, aber die doppelte Herzogin hatte Cora auf ein Wort beiseitegenommen.
«Sie sollten wirklich nicht so extravagante Geschenke machen, meine liebe
Cora. Es gibt einen feinen Unterschied zwischen Großzügigkeit und Bestechung.»
Die Herzogin hatte sogar versucht, Sybil dazu zu kriegen, den Pelz
zurückzugeben, aber ihre Stieftochter hatte es abgelehnt. Ebenso scharf hatte
die Herzogin reagiert, als Cora in Conyers mit dem Diadem erschienen war, das
ihre Mutter ihr geschenkt hatte, statt mit dem schweren Diamantenkopfschmuck
der Maltravers, den man nicht tragen konnte, ohne Kopfschmerzen zu bekommen.
Als Cora darauf hinwies und erklärte, dass ihr Kopfschmuck einem Diadem
nachempfunden war, das die Kaiserin von Österreich getragen hatte, seufzte die
Herzogin und sagte, sie sei als Herzogin von Wareham immer stolz gewesen, das
Diadem der Maltravers zu tragen. Cora hatte das schwere Diadem der Maltravers
mit Ivos Erlaubnis an Garrard, den Juwelier, geschickt, um es umgestalten zu
lassen, und war erstaunt gewesen, als ein höflicher Brief zurückkam, der sie
bedauernd darüber informierte, dass das Diadem keine Umgestaltung wert sei, da
die Steine nicht echt seien. Als sie es Ivo sagte, lachte er bitter und sagte,
er vermute, seine Mutter habe die Steine verkauft, um
ihre Kleiderrechnung zu begleichen.
Selbst ihre wohltätigen Pläne wurden
für mangelhaft erachtet. Als erste Tat hatte sie das Essen, das übrig blieb,
in voneinander getrennte Mahlzeiten aufteilen lassen, ehe es an die Armen
ausgegeben wurde. Die Bediensteten hatten über die zusätzliche Arbeit gemurrt,
und die Armen hatten nichts getan, um ihrer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen.
Sie hatte vorgeschlagen, für die Dorfkinder eine Schule zu bauen – ein Plan,
den Ivo ursprünglich unterstützt hatte; aber als sie Pläne zeichnen und
Schuluniformen entwerfen ließ, hatte er die ganze Idee als zu teuer und
mühevoll verworfen. Als sie entgegnete, dass das Geld kein Problem sei und
dass sie sich in der Lage sehe, die Leitung der Schule zu übernehmen, seufzte
er und sagte, dass sie manches am Leben in England einfach noch nicht
verstanden habe. Aber da Ivo sie bei diesen Worten in den Arm genommen und sie
geküsst hatte, hatte Cora es hingehen lassen. Wenn das Baby erst einmal da
war, würde noch genug Zeit für Nächstenliebe sein.
Als der Diener hereinkam, um das
Teetablett mitzunehmen, bat sie ihn, den Brief gleich zu Mrs. Wyndham zu bringen.
Mit etwas Glück würde sie morgen schon kommen. Es gab einiges, was Cora mit ihr
zu besprechen hatte.
Cora war nicht die einzige Frau, die
verwirrt war von dem fremden Land. Bertha hatte, seit sie in Lulworth war,
schon mehrmals versucht, mit Jim über ihre Zukunft zu reden, aber sie waren nur
selten allein, und Bertha fühlte sich ständig beobachtet. Die meisten
Bediensteten waren seit Jahren in Lulworth und Neulingen gegenüber skeptisch,
was für Ausländer in besonderem Maße galt. Sie wusste, dass die Haushälterin Mrs. Softley eine
ihrer Nichten zur Zofe der Herzogin hatte machen wollen, was bedeutete, dass
Bertha es sich nicht leisten konnte, Gegenstand von Gerüchten zu sein. Eine
Romanze unter Dienstboten war ein Grund für die sofortige Entlassung. Nur
Butler durften heiraten und in Diensten bleiben. Bertha war recht sicher, dass
Cora sie schützen würde, aber sie wollte Jims Zukunft nicht aufs Spiel setzen.
Wenn er seine Stellung verlöre, ohne ein Empfehlungsschreiben zu bekommen, dann
würde es auch nichts nützen, dass er der Kammerdiener des Herzogs von Wareham
gewesen war. In den neuen palastartigen Hotels war immer Arbeit für erfahrene
Bedienstete mit makelloser Vergangenheit. Wenn Jim
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