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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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englische Mädchen
schon in der Schule davon träumt, einmal Euer Gnaden genannt zu werden. Was
das betrifft, können Sie von mir kein Mitleid erwarten, Cora.»
    Cora
lachte. Charlotte war wirklich gute Gesellschaft.
    «Aber englische Mädchen üben ihr
Leben lang dafür. Es gibt so vieles, was ich wissen sollte. Ivo ist ja nachsichtig,
aber die Dienstboten sind gnadenlos. Jedes Mal, wenn ich um etwas bitte, sagen sie, ganz
wie Sie wünschen, Euer Gnaden, und dann weiß ich, ich habe
gesündigt. Ich habe Bugler gebeten, mir in der Bibliothek ein
Feuer zu machen, und er hat mich angesehen, als hätte ich ihn geschlagen. Er
sagte: 'Ich werde einen Diener schicken, der sich darum kümmert, Euer
Gnaden.' Bis der dann kam, habe ich vor Kälte gezittert.» Sie zog eine
Schnute.
    «Sie haben den Butler gebeten, Feuer
zu machen? Aber das ist ein ernsthafter Fall von Majestätsbeleidigung. Ich bin überrascht, dass Bugler nicht seine
Kündigung eingereicht hat. Als Butler eines Herzogs ist man ja fast genauso
wichtig wie ein Herzog.» Charlotte imitierte vollkommen zutreffend Buglers
würdevollsten Gesichtsausdruck.
    Cora klingelte nach dem Tee.
«Wenigstens sind die Be diensteten hier in London neu, ich muss mir also keine
Sorgen darum machen, ob ich ihre Gefühle verletze.»
    Charlotte
beugte sich zu Cora. «Am Donnerstag kommen nicht viele Leute. Sie müssen auch
kommen. Louvain wird da sein.» Sie beobachtete Cora, um zu sehen, ob der Name
ihr etwas sagte.
    «Der Maler? Ich dachte, er lebt in
Paris. Meine Mutter hat versucht, sich von ihm porträtieren zu lassen, aber er
war zu beschäftigt, um nach Amerika zu kommen. Sie hat sich sehr geärgert.»
Cora erinnerte sich noch lebhaft an den Zorn ihrer Mutter, zumal Louvain nicht
zu beschäftigt gewesen war, um im selben Frühjahr die Töchter der
Rhinelanders zu malen.
    Charlotte lächelte. «Er ist sehr
wählerisch. Ich habe ihm letztes Jahr gesessen. Fünfzehn Sitzungen in seinem
zugigen Studio am Fluss. Er hat darauf bestanden, mich in meinem Reitkleid zu
malen – und hat mich die ganze Zeit Diana genannt. Ich hätte aufgegeben, aber
Odo war unerbittlich, und Louvain kann auch sehr charmant sein, wenn er sich
einmal dazu durchgerungen hat.» Charlotte zuckte mit den Schultern, sodass die
Federn auf ihrem Hut bebten. «Er hat jedem erzählt, dass er keine Porträts mehr
malt, aber ich bin sicher, wenn er Sie trifft ...» Sie deutete auf Cora, die
ein herrliches Nachmittagskleid von Madame Vionnet trug. «Eine amerikanische
Herzogin, wie sollte er da widerstehen?» Sie unterbrach sich, als der Diener
den Tee hereinbrachte. «Oh, Gott, ist es schon so spät? Dann muss ich fliegen.
Also, bis Donnerstag.» Charlotte stand auf und schüttelte ihre violetten Röcke
so, dass die kleine Schleppe in der perfekten Form auf den Boden fiel.
    Cora dachte über Louvain nach. Sein
Porträt von Mamie Rhinebacker an ihrem Frisiertisch hatte letztes Jahr die New Yorker Gesellschaft entzweit. Ihre
Mutter hatte es abgeschmackt gefunden, aber Teddy hielt es für ein
Meisterwerk.
    «Ich habe verschiedene
Verpflichtungen, doch soweit ich weiß, haben wir für diesen Abend keine Pläne.»
Das klang ziemlich umständlich, aber Cora wollte der anderen Frau noch nichts
von ihrer Schwangerschaft sagen. Charlotte schien nicht zu merken, dass Cora
Ausflüchte machte, sie nahm ihren Pelz und ging. Als Mündel der doppelten Herzogin
war sie fast ein Ehrenmitglied der Familie Maltravers, daher ihre Anwesenheit
in Conyers; und doch konnte Cora sich nicht erinnern, dass Ivo jemals von ihr
gesprochen hatte. Sie hatte mehrmals versucht, mehr aus Ivo herauszubekommen,
aber Ivo konnte einem Gespräch, wie ihr nach und nach klarwurde, jede beliebige
Wendung geben, und über die Beauchamps sprach er nicht gern.
    Cora klingelte nach dem Diener,
damit er den Tee abräumte, und ging zum Schreibtisch hinüber. Sie nahm das
Briefpapier heraus, in dessen Kopf eine kleine Krone geprägt war (ihre Mutter
hatte es ihnen zusammen mit dem Haus geschenkt), und schrieb ein paar Zeilen an
Mrs. Wyndham, in denen sie um ihren Besuch bat. Als sie das erste Mal nach
London gekommen war, hatte sie die ältere Dame als etwas beängstigend
empfunden, aber inzwischen konnte sie mit ihrer unerbittlichen Weltlichkeit
umgehen. Sie wusste, dass es an der Zeit war, sich als Herzogin zu geben; sie
erinnerte sich mit Grausen an die Drohung des Prinzen, Lulworth zu besuchen. In
New York hätte sie genau gewusst, wie sie es anzufangen hätte,

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