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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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Zimmer.
    Mrs. Wyndham blickte ihr mitleidig
nach. Armes Kind. Vielleicht hätte sie nicht über die Qualen der Geburt sprechen
sollen. Sie überlegte, ob sie auf Coras Rückkehr warten sollte. Nein, sie hatte
eine Verabredung zum Lunch im Portland Place. Sie würde eine Nachricht
hinterlassen. Sie holte ein Blatt Papier mit Monogramm hervor und schrieb: «Mir
ist bewusst, dass Sie in dieser heiklen Zeit ohne den Schutz und die Hilfe
einer Mutter sind. Bitte gestatten Sie mir, Ihnen in jeder Weise beizustehen,
in der das einer älteren Landsmännin möglich ist. Ihre Freundin, Madeleine
Wyndham.»
    Vielleicht, dachte Mrs. Wyndham, als
ihre Kutsche in die Pall Mall einbog, hätte sie Cora warnen sollen, bei
Charlotte Beauchamp auf der Hut zu sein.
Letztes Jahr hatte es Gerüchte über eine Liaison mit Louvain, dem Maler, gegeben; in Anbetracht der Tatsache, dass
Charlotte bisher noch keinen Erben geboren hatte, konnte man
dieses Verhalten wohl kaum umsichtig nennen. Aber dann wurde Mrs. Wyndham von dem Schaufenster von Swan and
Edgar abgelenkt, in dem ganz wunderbare Nachmittagskleider ausgestellt waren,
und der Augenblick war vorbei.

KAPITEL 18

    Ein idealer
Ehemann
    Der Teppich vor dem Haus der Beauchamps
in Prince's Gate war, wie Cora auffiel, grün und nicht wie üblich
rot. Es sah aus, als wäre zwischen der Tür und dem Bürgersteig ein Stück Rasen
ausgerollt worden. Als sie mit ihren silbernen Schuhen den Teppich betrat,
wünschte Cora, Ivo wäre bei ihr. Als sie ihm von Charlottes Einladung erzählt
hatte, hatte er das Gesicht verzogen. «Bei den Beauchamps zu Hause, mit all ihren
Künstlerfreunden? Ehrlich, Cora, ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen.»
    Cora hatte eine Schnute gezogen,
aber Ivo ließ sich nicht dazu bringen, seine Meinung zu ändern. Jedes Mal, wenn
sie die Einladung erwähnte, lachte er und sagte, er sei zu sehr Philister, um
zu den Beauchamps zu gehen. Als sie die Stufen zum Salon hinaufging, hörte sie
anschwellenden Lärm und Gelächter. Drinnen trat zum Glück Charlotte auf sie zu,
um sie zu begrüßen.
    «Cora, ich
freue mich so, dass Sie da sind.» Sie nahm Coras Hand in ihre und sah ihr so
aufmerksam in die Augen, dass Cora errötete. «Gucken Sie doch nicht so besorgt,
ich verspreche, dass es sehr unterhaltsam wird, überhaupt nicht wie in Conyers.
Louvain ist hier, und Stebbings, der Dichter, und er hat ein paar Männer
mitgebracht, die eine neue Zeitschrift herausgeben.»
    Cora folgte der Gastgeberin. Sie sah
sofort, dass Charlotte recht hatte, dies war eine vollkommen andere GesellSchaft. Nirgendwo Diamanten, nicht
einmal verschmutzte. Das Licht war gedämpft, es gab keine Kronleuchter, nur
Wandleuchten mit farbigen Glasschirmen, die das Zimmer in ein eigentümliches
gelbes Licht tauchten, als wäre es in Aspik erstarrt. Die Männer wirkten
blasser als sonst, und einigen fielen die Haare bis auf die Schultern. Charlotte
sah wie immer sehr elegant aus in malvenfarbenem Chiffon mit schwarzer Spitze,
aber Cora fiel auf, dass einige der älteren Frauen merkwürdig lockere Kleider
trugen, die überhaupt keiner Mode zu entsprechen schienen. Sie bemerkte
erstaunt, dass manche Frauen in der Öffentlichkeit rauchten.
    Charlotte
führte sie zu zwei Männern, die sich eine Zeitschrift mit schwarz-gelbem
Titelblatt ansahen. «Sie wollten ihn nicht. Er hat einen Beitrag eingeschickt,
aber Aubrey hat ihn abgelehnt», sagte einer von ihnen.
    «Wahrscheinlich nicht ernsthaft
genug. Armer Oscar.»
    Charlotte klatschte in die Hände.
«Gentlemen, darf ich Ihnen meine neue Herzogin vorstellen. Mr. Louvain und Mr.
Stebbings.»
    Cora streckte die Hand aus und
lächelte. «Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich habe Ihr Bild von Mamie
Rhinebacker zwar nie gesehen, Mr. Louvain, aber letztes Jahr hat man in New
York über nichts anderes gesprochen. Und, Mr. Stebbings, nehmen Sie es mir
nicht übel, dass ich Ihr Werk noch nicht gelesen habe, aber ich bin neu in
diesem Land.»
    Charlotte
lachte. «Meine Güte, niemand hier hat Stebbings' Buch gelesen, obwohl wir es
natürlich alle unbedingt vorhaben.» Sie warf dem Dichter einen
besitzergreifenden Blick zu.
    Cora sah, dass Stebbings
zusammenzuckte, und versuchte ihm durch ihren Händedruck ihre Zuneigung zu ver
mitteln. Er hatte strohblondes Haar, und seine Haut war so von Sommersprossen
übersät, dass die Röte, die über sein Gesicht kroch, kaum wahrnehmbar war.
    «Ich werde es ganz bestimmt lesen,
Mr. Stebbings. Ich liebe Poesie.» Der Dichter

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