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Daisy Goodwin

Daisy Goodwin

Titel: Daisy Goodwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine englische Liebe
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zwinkerte mit seinen farblosen Wimpern und murmelte etwas
Unverständliches. Cora hatte das Gefühl, ihn in Verlegenheit gebracht zu haben,
deshalb wandte sie sich Louvain zu, der ihr in die Augen sah und zurückhaltend
lächelte. Als sie zurück zu Charlotte ging, war ihr bewusst, dass der Dichter
ihr nachsah.
    «Ich bin gespannt auf Ihr Porträt,
Charlotte», sagte sie, drehte sich um und sah an der Wand hinter ihr das Bild hängen. Louvain hatte Charlotte in
ihrem Reitkleid gemalt, den Hut in der einen und die Gerte in der anderen Hand.
Cora verstand sofort, warum Louvain darauf bestanden hatte, Charlotte als
zeitgenössische Diana zu malen. Charlottes ernstes, blasses Gesicht hatte
einen wachsamen und widerspenstigen Ausdruck und sogar etwas Raubtierhaftes.
Die Hand mit der Gerte wirkte, als wäre sie bereit, jeden Moment zuzuschlagen,
und ihr Mund, als würde er gleich den Coup de grace verkünden. Sie
wirkte leicht derangiert, als wäre sie gerade vom Pferd gestiegen. Sie war
schön, aber, wie Cora fand, auch beunruhigend. Aber dann sah sie Charlotte an,
die heute Abend ganz Sanftheit und Lächeln war, und fragte sich, ob sie mit
dieser Einschätzung richtiglag.
    «Sie sind Lady Beauchamp gerecht
geworden, Mr. Louvain», sagte sie zu dem Maler, der sich zu ihnen gesellt
hatte, während der junge Dichter immer noch
auf demselben Fleck stand und zu ihnen herübersah. «Ich habe sie reiten sehen,
und sie ist vollkommen furchtlos.»
    «Danke. Ein Porträt zeugt vor allem
vom Austausch zwischen dem Modell und dem Künstler. In Lady Beauchamps Fall war mir gleich klar, dass ich
nur ihre Beute sein kann.» Er deutete Charlotte eine ironische Verbeugung an.
    Charlotte
lachte und ging weg.
    «Und hat sie Sie gefangen, Mr.
Louvain?», wagte Cora zu fragen.
    «Ich bin nicht sicher, ob das ihre
Absicht war, Herzogin», antwortete Louvain.
    Cora spürte den heigen Blick des
Malers auf sich ruhen. Sie sah ihn an und stellte fest, dass seine Augen
hellblau waren, so hell, dass sie fast farblos wirkten. Cora war es gewohnt,
angesehen zu werden, aber normalerweise hatte sie das Gefühl, dass es den
Leuten dabei um ihre Kleider und ihr Geld ging; Louvain sah sie an. Er kniff
leicht die Augen zusammen; sie konnte in seinem Blick weder Bewunderung noch
Neid erkennen. Nein, er vermag sie. Sie verschränkte schützend die Arme und
zwang sich zu sprechen.
    «Dann sind Sie glücklich
davongekommen. Ihr Modell sieht aus, als würde es kein Mitleid kennen. Ich bin
überrascht, dass Sie ihr nicht Pfeil und
Bogen in die Hand gegeben haben», sagte Cora. Sie wusste kaum, was sie sagte,
sie wollte einfach das Gespräch am Laufen halten – dieser Blick aus den hellen
Augen irritierte sie.
    «Glauben
Sie, die braucht sie?» Louvain lächelte.
    Er hatte,
wie Cora auffiel, einen sehr schönen Mund, die Oberlippe war eine männliche
Version von Amors Bogen. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug, nur die
gelbe Nelke an seinem Revers deutete darauf hin, dass er Künstler war.
    «Wahrscheinlich nicht, ihre Absicht
ist sehr eindeutig.» Cora wollte fortfahren, als sie hinter sich eine Stimme
vernahm.
    «Und welche
Absicht soll das sein, Herzogin?» Sir Odo stand neben
ihr, seine Haut glänzte wie immer, und auf den Wangen hatte er rote Flecken. Er
hatte seine Haare auf eine schöngeistige Länge wachsen lassen, und sie hingen
zu beiden Seiten seines Gesichts herab wie die Ohren eines Spaniels.
    «Sie möchte Erfolg haben.» Cora gab
sich Mühe zu lächeln. Sie fühlte sich in die Enge getrieben.
    «Ja, sie führt die anderen gerne
an.» Sir Odo lachte und gab dabei etwas Speichel von sich. «Eine Schande, dass
Louvain keine Porträts mehr malt. Ivo wird ein paar neue Bilder brauchen, um
alle zu ersetzen, die Herzogin Fanny verkauft hat, hm?» Zu Coras Erleichterung
entfernte sich der Baronet, um mit einem Diener zu sprechen.
    Louvain sah
sie immer noch an. Cora merkte, wie die Härchen auf ihren Armen kribbelten. Der
Maler nickte. «Tatsächlich möchte ich Sie gerne malen.»
    «So schnell? Sie schmeicheln mir.»
Cora versuchte, woandershin zu sehen, aber es gelang ihr nicht. «Und womit wollen
Sie den Hintergrund füllen, Mr. Louvain? Ich hoffe, Sie wollen mich nicht in
meiner ganzen Oberflächlichkeit zeigen.» Sie lachte aufgeregt.
    «Das
glauben Sie? Ich könnte mir denken, dass ich andere Dinge sehe, die Sie
vielleicht lieber verbergen würden, aber ich glaube nicht, dass Sie vor
irgendetwas Angst haben müssen. Und es ist nicht meine

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