Daisy Goodwin
mit
mir hinzugehen.» Cora lächelte bei dem Gedanken, Ivo zu irgendetwas zu zwingen.
«Oh, ich
glaube, da werden Sie keine Mühe haben, Herzogin. Ihr Mann war schon immer ein
großer Bewunderer des Theaters.» Mrs. Stanley schlug die Augen nieder.
Cora
wusste, dass sie keine Schwäche zeigen durfte. «Der Herzog hat so viele
Interessen, aber wir werden es sicher schaffen, Sie in Ihrem nächsten Stück zu
sehen. Wie heißt es denn?»
«Es heißt Ein idealer Gatte,
Euer Gnaden.» Und mit diesem Satz ging Mrs. Stanley ab.
Cora hoffte, dass niemand ihren
Wortwechsel mit angehört hatte, aber Sir Odo stand hinter ihr und räusperte
sich. «Beachten Sie Mrs. Stanley gar nicht, Herzogin. Sie will Sie nur necken.
Ich bin sicher, dass Wareham sich kaum an sie erinnert.» Er kicherte, und Cora
war wütend auf sich selbst, weil sie überhaupt gekommen war. Vermutlich würde
die Geschichte mit dem idealen Ehemann noch heute Abend überall die Runde
machen. Aber sie würde Odo Beauchamp nicht die Befriedigung gönnen, verletzt zu
wirken. Sie lächelte auf eine möglichst weltläufige Weise. «Ich habe es mir
zur Regel gemacht, Ivo nicht nach seiner Vergangenheit zu fragen. Denn dann
wird er auch nicht nach meiner fragen.» Besser bekam sie es im Moment nicht
hin.
Sir Odo lächelte herablassend. «Noch
Tee, Herzogin? Mrs. Stanley wird uns die Ophelia vorsprechen. Was für ein
Vergnügen.»
Cora lächelte ebenfalls, trank ihren
Tee und setzte sich auf einen malvenfarbenen Samtsessel, um Beatrice Stanleys Darstellung
der wahnsinnigen Ophelia zu sehen. Sie hatte eine melodiöse Stimme und wirkte
beim Spielen so lieblich, dass Cora überrascht war. Als die Vorstellung vorbei war, klatschte sie so laut, wie es
ihre Handschuhe erlaubten, und zwang sich, der Schauspielerin
warm und freundlich zu gratulieren. Dann sah sie sich nach Charlotte um, um
sich zu verabschieden. Sie stand unter
dem Porträt, rauchte eine Zigarette und lachte über etwas, das Stebbings, der
Dichter, gesagt hatte.
«Auf Wiedersehen Charlotte, was für
ein interessanter Abend. Vielen Dank für die Einladung.»
«Oh, ich hoffe, Sie haben sich gut unterhalten.»
Charlotte atmete langsam den Rauch aus. «Sagen Sie, hat Louvain gefragt, ob
Sie ihm Modell sitzen? Er ist verschwunden, ehe ich ihn fragen konnte.»
Cora lachte. «Es war eher ein
Befehl. Er nahm an, ich hätte nichts Besseres zu tun.»
Charlotte verzog den Mund langsam zu
einem Lächeln. «Und werden Sie es tun?»
Cora spürte, wie sie rot wurde,
unerklärlicherweise, aber ehe sie antworten konnte, sagte Charlotte: «Sie
können sich wohl kaum weigern, Louvains letztes Porträt zu sein.»
Cora lachte unbehaglich. «Nun, in
jedem Fall müsste ich einen sehr guten Grund finden. Wenn Sie mich jetzt bitte
entschuldigen.» Sie ging zur Tür. Als sie die Treppe zu der Halle mit dem
Schachbrettboden hinunterging, hörte sie hinter sich Schritte.
«Herzogin!»
Es war Stebbings. Er lächelte
schüchtern. In den Händen hielt er ein gelb eingebundenes Buch. «Darf ich Ihnen
das geben, Herzogin? Ich möchte, dass Sie mein Gedicht lesen. Sie scheinen eine
Frau mit Gefühl zu sein.»
«Danke, Mr. Stebbings, diese Annahme
schmeichelt mir.» Cora nahm das Buch, auf dessen Titel eine Frau mit einer
Maske zu sehen war. Der Gegensatz zwischen dem lebendigen Gelb und dem dunklen
Grün ihres Kleides gefiel ihr.
«Dort drinnen hat es niemand
gelesen, sie reden nur darüber. Aber ich dachte, Sie sind vielleicht anders.»
Cora tat
dieser unsichere junge Mann leid, und sein Interesse an ihr rührte sie. «Ich
werde es lesen und Ihnen schreiben, was ich denke.»
«Sie finden mich im Albany. Ich
werde auf Ihren Brief warten.» Und er nahm ihre Hand und drückte sie so fest,
dass Cora sich um ihr Handgelenk sorgte.
«Auf
Wiedersehen, Mr. Stebbings.»
«Au
revoir, Herzogin.»
Diese
Episode nahm ihrem Besuch bei den Beauchamps den Stachel, und als Cora in ihre
Kutsche stieg, stellte sie fest, dass sie lächelte. Sie war dankbar, zumindest
einen Bewunderer zu haben.
Sie erreichte die Cleveland Row
gerade rechtzeitig, um sich zum Dinner umzuziehen.
Sie bat Bertha, ihr das Abendkleid
aus aprikotfarbenem Musselin mit den schwarzen Bändern zu bringen, weil sie es
für besonders reizvoll hielt.
Reggie Greatorex und Pater Oliver
waren zusammen mit dem Herzog im Salon.
«Liebling,
wie reizend du aussiehst. Hattest du einen angenehmen Nachmittag bei den
Beauchamps?» Er küsste sie auf die Wange.
«Es war auf
jeden
Weitere Kostenlose Bücher