Daisy Sisters
antwortet es.
»Sie heißt Kristina Lindén«, sagt einer der Polizisten, der bisher nichts gesagt hat. »Sie ist dreizehn«, fährt er fort.
»Minderjährig also«, sagt der ältere Polizist.
»Ich bin siebzehn«, lallt Kristina Lindén.
»Du kommst mit«, sagt der Polizist und versucht, sie vom Boden hochzuziehen. Ein dumpfes Murren ist von ihren Kameraden zu hören.
»Raus«, sagt der ältere Polizist, als Kristina Lindén zwischen zwei Polizisten fortgeschleppt wird. »Und haltet die Klappe im Treppenhaus.«
Der ältere Polizist wartet, bis alle verschwunden sind. Dann wendet er sich an Eivor, und da beginnt sie zu weinen. Gleichzeitig kommt Jacob zurück und holt sein Feuerzeug, das er vergessen hat. Er nimmt es und verschwindet hastig.
»Du hast wohl auch einen Namen«, sagt der Polizist.
»Eivor Maria Skoglund«, schluchzt sie.
»Und du wohnst hier?«
»Ja.«
»Wir wollen hoffen, dass du nicht hinausgeworfen wirst«, sagt er. »Von wem hast du die Wohnung gemietet?«
»Fåhreus.«
»Aha«, sagt er. »Jaja … Mach so was bloß nicht wieder. Und hör auf zu heulen. Das bringt deine Gardinen nicht wieder in Ordnung.«
»Ich wollte das nicht«, sagt sie.
»Das glaub ich wohl«, sagt der Polizist. »Ich gehe jetzt. Schließ hinter mir ab. Die kommen nicht zurück. Aber es könnte wütende Nachbarn geben.«
Während ihre Tränen fließen, beginnt sie aufzuräumen. Die ganze Zeit sieht sie Unnis Kaugummi kauenden Mund und aufreizenden Blick vor sich.
Und Frau Fåhreus. Die wird sie jetzt wohl doch noch kennenlernen.
Sie hängt die Gardinen wieder auf. Sie haben einen großen Riss bekommen, und jemand hat seine öligen Finger daran abgewischt. Dann schmiegt sie sich in ihr Bett, rollt sich zusammen, so eng, wie es geht. Das ist die einzige Art zu fliehen, und sie denkt plötzlich daran, wie sie auf der Höllenfahrt mit Lasse Nyman versucht hat, sich auf die gleiche Weise auf dem Rücksitz des Autos zu verstecken. Aber damals konnte sie nach Hause zurückkehren, Schutz suchen hinter Elnas und Eriks Rücken. Jetzt hat sie nur sich selbst.
Eivor wacht davon auf, dass es an der Tür klingelt. Sie zuckt zusammen und setzt sich im Bett auf, ihr erster Gedanke ist wie ein Eiszapfen, der auf ihr Herz zielt; sie hat verschlafen. Aber warum liegt sie angezogen …
Es klingelt wieder, und sie stolpert zur Tür. Das kann doch nicht jetzt schon Frau Fåhreus sein …
Es klingelt wieder, und sie weiß, dass sie als verschwommener Schatten durch die geriffelte Außentür zu sehen ist. Sie muss öffnen, und sie tut es.
Es ist Jacob, Jacob Halvarsson, dessen Nachnamen sie noch nicht kennt. Er streicht sein helles Haar aus der Stirn und sagt nichts, steht nur da und sieht verloren aus.
»Ich habe nichts vergessen«, sagt er schließlich und schüttelt den Kopf über seinen dummen Satz.
Eivor schaudert, es ist kalt im Treppenhaus. Etwas muss er immerhin wollen, wenn er zurückgekommen ist.
»Ich hab geschlafen«, sagt sie und merkt, dass sie zittert. »Willst du hier stehen bleiben, oder willst du reinkommen?«
»Ja, danke«, sagt er, und zu ihrer Verwunderung errötet er.
Er setzt sich aufs Sofa, und sie kuschelt sich auf dem Stuhl zusammen und zieht die Füße unter sich. Er blättert unruhig zwischen den Schallplatten, und sie fragt sich, warum er gekommen ist.
Schließlich gibt er sich einen Ruck und schaut sie an. »Das war schade, das da heute Nacht«, murmelt er. »Das … Ja, das war blöd.«
»Was waren das für Typen?«
»Rogers Kumpel. Nein, er kennt sie gar nicht alle. Verdammte Streithammel. Sie müssen das Auto entdeckt haben. Ein reiner Zufall.«
»Ich kenne keinen von ihnen.«
»Sie kommen aus Fritsla. Außer dem Mädchen. Sie wohnt hier in der Stadt.«
»Die, die erst dreizehn ist?«
»Ja, die.«
Als er einmal in Fahrt gekommen ist, geht es leichter. Er sieht sich im Zimmer um, sieht die Scherben der Vase. »Es ist wohl doch nicht ganz so schlimm geworden.«
»Ach nee?«
»Ja … Verdammt, sie hätten schließlich Feuer in dem alten Kasten hier legen können. Ich meine … der steht doch noch.« Er sieht so hilflos aus, dass sie lächeln muss, so müde sie auch ist.
»Worüber lachst du«, fragt er beunruhigt.
»Nichts. Wie spät ist es?«
Er sieht auf seine Armbanduhr. Lange, mit steigender Verwunderung. »Die ist stehen geblieben«, sagt er. »Aber es ist wohl ungefähr neun …«
Er nimmt das Angebot einer Tasse Kaffee an, und als siein der Küche steht und darauf wartet,
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