Daisy Sisters
festgelegt. Ein Monat Ankündigungszeit, um seine Tochter zu verheiraten, ist eben nicht ausreichend.
Sieben Personen werden es, Eivor und Jacob wollten die Feier in der engsten Familie abhalten. Eivor hätte sich schon vorstellen können, Liisa einzuladen, aber dann hätte Jacob darauf mit einem seiner besten Freunde reagiert, und so wäre es immer weitergegangen. Nein, die engste Familie, und das sind sieben Personen, das Brautpaar eingeschlossen. Aus Sandviken ist Rune als Abgesandter gekommen. Insgeheim hat er bestimmt darüber gemurrt, dass das Brautpaar kirchlich geheiratet hat, und sein stiller Protest während der Zeremonie bestand darin, dass er seinen schmerzenden Beinen einen Klaps mit dem Gesangbuch gab.
Elna hat alles sehr mitgenommen. Mit dem ersten Gefühl der Sorge, dass Eivor eine Leidensgenossin von ihr geworden ist, war sie nie ganz fertig geworden. Wie sehr Eivor auch beteuerte, alles sei geplant gewesen, so spürt sie doch, dass ein Gegenwind weht. Aber es muss ja nicht falsch sein, nur weil es schnell gegangen ist.
Von Jacobs Seite gibt es nur Linnea und Artur; die Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits sind längst gestorben.
Linnea hat Tischtücher und Porzellan von einer Freundin vom kalten Buffet im Stadthausgrill geliehen, Kinder aus der Nachbarschaft haben große Sommerblumensträuße gepflückt, in der Küche stehen die mit Essen beladenen Platten, und während des Kirchgangs hat die alte Sara, die in der Wohnung über ihnen wohnt, das Feuer unter den Töpfen in Gang gehalten.
Aber gerade als man zum ersten Mal anstoßen will, schellt es an der Tür, und es kommt ein Telegramm.
Jacob liest: Die Zeit ist aus den Fugen geraten, wir grüßen euch aus Trandared. Glückwunsch!
»Das ist ein verdammt seltsames Telegramm«, sagt Artur und sieht seinen Sohn Jacob streng an, als hätte er es selbst geschrieben.
»Roger«, sagt Jacob. »Er hat einen etwas merkwürdigen Humor …«
»Trandared?«, fragt Rune.
»Das ist ein Stadtteil hier in Borås«, erklärt Linnea.
Dann dröhnt Arturs Stimme, er bringt einen Toast aus, und endlich können sie anfangen zu essen.
Eivor nippt nur am Glas, sie ist schwanger, und in der Mütterberatungsstelle hat sie erfahren, dass sie keinen Alkohol trinken darf. Außerdem fühlt sie sich inzwischen doch oft schlecht und will nicht riskieren vom Tisch aufspringen zu müssen, um sich zu übergeben. Die Toilette liegt ja gleich nebenan, sodass alle am Tisch sie hören würden …
Rune gönnt sich einen Nachschlag im Schnapsglas. Klarer muss es sein, nichts anderes duldet sein Magen. Er denkt, dass er der Älteste in der Versammlung ist und dass er eine Rede auf Eivor halten muss, da sie nun mal keinen Papa hat,der das tun kann. Erik wird natürlich nichts sagen, das traut er sich nicht. Er ist wohl nett und hat seine Verantwortung sowohl für Elna als auch für Eivor übernommen, aber unentschlossen ist er, das wird er nicht los.
Der Schnaps wärmt, und der Druck im Bein lässt nach. Elna sitzt neben diesem massigen Schriftsetzer, der ein richtiger Kerl zu sein scheint. Mit dem ist es sicher möglich, ein paar Worte zu wechseln, wenn sich die Gelegenheit ergibt … Und seine Linnea ist patent. Nein, das sind gute Leute, auch wenn man sie kaum kennt. Und zum Teufel, was ist das Essen gut … Mutter soll ruhig zu Hause sitzen und die Katze streicheln und sich ärgern …
Jacob sitzt da und fürchtet weitere seltsame Telegramme von seinen Kameraden. Und, noch schlimmer, dass sie einen Streich ausbrüten und hier zu Hause auftauchen. Wenn nur dieses Essen hier schon vorbei wäre und sie aufbrechen dürften in dieses Sommerhaus …
Bier und Branntwein, Essen und Zigarren. Ohne dass jemand es richtig merkt, ist ein Gespräch kreuz und quer über den Tisch hinweg in Gang. Nur Eivor ist still, aber sie kann ja auch nicht trinken. »Zweiundzwanzig Öre«, sagt Artur eben zu Rune, der gefragt hat, wie viel die Schriftsetzer bei der letzten Lohnerhöhung bekommen haben. »Das merkt man, wie du dir denken kannst. Die Brieftasche wurde so schwer, dass man einen Kran brauchte, um sie anzuheben.« Rune nickt. Ganz offensichtlich, Artur ist ein richtiger Teufelskerl. Zweiundzwanzig Öre sind Katzenscheiße, das ist nicht dumm formuliert, einen Kran, um die Brieftasche anzuheben …
»Da habt ihr auf jeden Fall mehr bekommen als wir«, sagt er. »So ein verdammter Narr bei uns auf der Arbeit hat ausgerechnet, dass er nur einhundertzweiundvierzig Jahre sparen
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