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Daisy Sisters

Titel: Daisy Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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entschlossen, sie will offensichtlich allein mit ihr sein, also erhebt sich Eivor und geht raus auf die Straße.
    Da draußen trifft sie auf einen Mann mit einem Affen auf der Schulter. Sie ist erschrocken, als er vorbeigeht und das verschrumpelte Altmännergesicht des Affen beinahe ihr Haar streift.
    Vivi will also allein mit Elna sein. Sie ist wütend geworden, Elna schottet sich ab, und nun wird Vivi versuchen, das Ganze zu lösen. Aber worüber werden sie sprechen?
    Eivor ist neugierig. Sie hätte so gern zugehört, und Elna wird ihr wohl niemals etwas darüber erzählen. Wenn Eivor zurückkommt, wird sie wieder wie immer sein, als ob absolut nichts geschehen wäre.
    Eivor streift umher, sieht sich die Schaufenster an, die Menschen. Wenn sie in eine andere Kneipe ginge und sich volllaufen ließe? Einen Zehner hat sie in ihrem Portemonnaie, und sie sieht älter aus, als sie ist, wenn es denn in diesem Land für Alkohol eine Altersbegrenzung gibt. Wenn sie das täte und dann zurückkehrte auf schwankenden Beinen?
    Oder wenn sie gar nicht zurückkäme? Wenn sie verschwände hier auf der Straße, ein Verschwinden, wie man es an dunklen Winterabenden besingt?
    Dann könnte sie dasitzen mit ihrer Sorge und ihrer Schuld, und in dreißig Jahren würde sie zurückkommen und sagen, sie habe einen etwas längeren Spaziergang gemacht.
    Der Gedanke ist natürlich sinnlos, aber das ändert nichts daran, dass er lockt und brennt. In die Welt hineinzuverschwinden. Ein Rätsel zu werden …
    Sie bleibt vor der Kellertür der Kneipe stehen. Soll sie runtergehen? War sie lange genug weg? Sie geht wieder Richtung Stöget, betrachtet die Auslagen in den Schaufenstern.
    Als sie schließlich in die Kneipe zurückgeht, sagt Vivi: »Jetzt haben wir geredet, Elna und ich«, und Elna lächelt und nickt. Eivor bringt es nicht übers Herz zu fragen, worüber, Antwort bekommt sie ja sowieso nicht. Aber wenn Mutter jetzt nicht mehr schmollt, so kann sie froh sein.
    Und dann streifen sie in Kopenhagen herum, jede mit ihren Geheimnissen. Elna, die ihr Schmollen aufgegeben hat, sehnt sich raus, will nicht schon alt sein in den Dreißigern.Vivi, die zuhört und Ja sagt, sie hat recht, etwas geht immer . Mit Lust und Freude kann vieles erreicht werden. Das weiß sie wohl, sie, die das ganze Meer, das in ihr stürmte, zur Ruhe gebracht hat.
    Und Eivor, die das Bild ihres Gesichts als Suchmeldung in der Zeitung sieht. Eine Verschwundene, die Sorge und Schuldgefühle hinterlässt …
    Vivi geht zwischen Mutter und Tochter und hat beide untergehakt. Es regnet nicht mehr, und sie schauen und kommentieren, fragen und antworten. Erst als der Sommerabend bereits hervorbricht, kehren sie mit der Fähre zurück, und kein einziges Mal fragt Elna, wie es den Männern wohl ergangen ist, die ganz alleine in Malmö zurückgeblieben sind.
    Dieser Julitag war das Paradies für die Kneipen, denn in Ermangelung einer Alternative und in vollem Verständnis für Anders hat Erik gleich nach einer Kneipe gesucht, wo sie ihre Zeit über einer nie versiegenden Batterie von Flaschen vertrödeln konnten. Sie haben dagesessen und Unsinn geredet, sich das merkwürdige Skånisch angehört, Würstchen gegessen, getrunken und gepisst. Der Rausch ist schwach, kaum spürbar.
    »ASEA«, sagt Erik, nach welchem Ordnungsprinzip sein Gehirn funktioniert, weiß Anders nicht. »ASEA … diese verdammten Italiener saßen in Unterhosen da und haben Wein getrunken.«
    »Jaa«, sagt Anders.
    Was soll er sagen? In Schweden sitzt man nicht draußen vor seinem Zelt in Unterhosen und trinkt – schon gar nicht Wein.
    »Zigeuner«, sagt Erik.
    »Das ist vielleicht nicht ganz richtig«, murmelt Anders.
    »Natürlich, zum Teufel, waren das Zigeuner«, sagt Erik wieder. Und da hat es keinen Zweck, etwas zu entgegnen.
    Ein Glück, dass man nicht da arbeitet!
    Gibt es wirklich nicht genügend Schweden, die da arbeiten können? ASEA baut doch, zum Teufel, elektrische Loks! Das ist doch ein angesehenes Unternehmen. Merkwürdig, sehr merkwürdig …
    Noch ein Pils. Es ist heiß in Malmö.
    »Hei, wie das geht«, sagt Erik und hebt das Glas.
    Diese Nacht schlafen sie in Vivis Wohnung, auf Matratzen und Feldbetten. Alle hatten einen inhaltsreichen Tag, obwohl eigentlich keiner meint, dass er etwas zu erzählen hätte.
    Aber zwei von ihnen liegen fast die ganze Nacht wach. Anders, der von Vivi in ihr eigenes Zimmer und Bett dirigiert wurde, und Vivi selbst, auf einer Matratze auf dem Boden in der engen

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