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Daisy Sisters

Titel: Daisy Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ab und trinkt von der Milch, aber Lasse Nyman ist hungrig. Er pellt die Wursthaut ab und stopft sich den Mund voll, als ob er seit vielen Tagen nichts gegessen hätte.
    Als alles aufgegessen ist, wirft er die leere Flasche in den Straßengraben, zündet sich eine Zigarette an, und jetzt kommt der Augenblick der Wahrheit. »Wir brauchen Geld«, sagt er und bläst den Rauch durch die Nase aus. »Geld. Ohne das können wir gar nichts machen. Man kann, zum Teufel,noch nicht mal denken, wenn man kein Geld hat. Verstehst du?«
    »Ja.«
    »Nein, tust du nicht. Aber du wirst es lernen.«
    Er trommelt nervös auf das Lenkrad, er denkt an die paar Kronen, die er in der Tasche hat. »Du solltest jemanden becircen können«, sagt er schließlich und sieht sie an.
    »Was?«
    »Wir suchen uns einen Bauernhof, wo ein einsamer Kerl wohnt. Und dann gehst du einfach rein und sagst, dass er deine Brüste ansehen kann. Und dir an die Möse fassen. Dann komm ich rein, und rückt er nicht mit seinem Geld raus, dann drohen wir ihm, zur Polizei zu gehen. Du kannst anfangen zu schreien und sagst, dass er versucht hat, dich zu vergewaltigen oder so was. Da wirst du schon sehen, dass er das rausrückt, was er hat. Verstehst du?«
    Ja, und ob. Sie errötet, ist aber innerlich ganz kalt.
    »Das mach ich nicht«, sagt sie mit zitternder Stimme. »Ich will nach Hause.«
    Und dann fängt sie an zu weinen.
    Er schlägt sie nicht fest, aber der Schlag kommt schnell, eine Ohrfeige aus dem Nichts. Eine Ohrfeige und noch eine. Und dann ist er über ihr, klemmt sie im Vordersitz fest, küsst sie, bricht die Lippen auf, während er gleichzeitig an ihrer Brust zerrt und zieht, er klemmt sie zwischen den Beinen fest. Sie kämpft gegen ihn an, so fest sie es vermag, aber er ist stark, die Angst macht ihn stark. Plötzlich geht die Tür auf, und sie fallen fast aus dem Auto. Schnell hält er sich am Lenkrad fest und zieht sich wieder hoch. »Rein mit dir«, schreit er. »Zum Teufel … Da kommt einer.«
    Und als es nicht schnell genug geht, beugt er sich über sie und reißt sie ins Auto, indem er sie an den Haaren zieht. Das tut so furchtbar weh, sie schreit und weint.
    Und jetzt fängt er auch an zu schreien. »Wenn du nicht aufhörst, schlage ich dich tot«, brüllt er. »Hör jetzt auf …«
    »Schlag mich nicht mehr! Ich werde, ich werde …«
    Er startet das Auto und fährt, schnell, schnell. »Halt die Klappe«, zischt er. »Halt die Klappe.«
    Sie drückt sich in ihre Ecke. Mama, denkt sie. Hilf mir …
    Lasse Nyman ist verzweifelt. Die lange Flucht, die ständige Unruhe, die an ihm nagt, hat seine Nerven strapaziert. In ihm ist eine überhitzte Einsamkeit, die plötzlich aufzuflammen droht. Immer öfter stellt er sich vor, eins von seinen Autos direkt gegen eine Bergwand zu steuern, um mit allem Schluss zu machen. Aber immer ist da noch etwas, was ihn abhält, etwas, von dem er nicht weiß, was es ist.
    Aber wenn einer weint, macht ihn das vollkommen hysterisch. Das hält er nicht aus, das ist, als ob ihn jemand mit einer glühenden Zigarette brennt.
    Er fährt weiter. An einer kleinen Gulf-Tankstelle füllt er den Tank voll, und dann biegt er wieder auf Nebenwege ab.
    Sie sind irgendwo außerhalb von Mariestad.
    »Es wird so gemacht, wie ich es gesagt habe«, sagt er. »Es ist das Beste, du gewöhnst dich daran.«
    Sie antwortet nicht, wagt nicht, etwas dagegen zu sagen. Ein einziger Gedanke rührt sich in ihr, wie kann sie von ihm wegkommen? Wie kann sie wieder nach Hause kommen? Weg von diesem Kerl hier, der sie betrogen, ihr den größten Schmerz ihres Lebens bereitet hat?
    Ein Hof außerhalb von Mariestad, einsam gelegen, nicht weit von Ullervad. Welche Überlegungen Lasse Nyman den Wagen verlangsamen und forschend das Bauernhaus betrachten lassen, weiß sie nicht. Es ist Nachmittag geworden, der 15. September 1956. Es sind viele Stunden vergangen, seit sie zum letzten Mal ein Wort gewechselt haben, die kleinenWege zeichnen ein unendliches Labyrinth in ihr. Hier kann sie nicht fliehen, er würde sie sofort wieder einfangen.
    Die Außentür des einsam gelegenen Hauses öffnet sich plötzlich, ein älterer Mann kommt raus und geht mit schleppendem Schritt zum Holzschuppen. Lasse Nyman und Eivor folgen seinen Bewegungen mit den Augen.
    »Hätte er eine Alte, würde sie das Holz holen«, sagt Lasse Nyman mit leiser Stimme. Jetzt kann er nicht länger warten, jetzt muss etwas geschehen.
    Er wendet sich an Eivor. »Du machst es so, wie ich es gesagt

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