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Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Titel: Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samarkand
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gesteckt. Es war figurbetont geschnitten, doch sehr bequem in einem sehr schönen Grauton gehalten und mit schwarzen Samtknöpfen verziert. Dazu passend hatte meine Mutter zierliche schwarze, aber nicht zu hohe Schuhe ausgewählt. Natürlich hatte sie auch an eine kleine Handtasche und Handschuhe gedacht. Beides war aus wunderbar weichem Leder gefertigt.
    Sonja richtete mir die Haare einfach, aber stilvoll für die Reise her. Als Farbtupfer hatte meine Mutter eine Bluse in einem kräftigen Rotton mit hohem Kragen herausgesucht. Als ich fertig war, setzte sie mir eine farblich auf meine neue Bluse abgestimmte kecke kleine Kappe auf die Haare. Das Ensemble war wirklich wunderhübsch, nur fühlte ich mich überhaupt nicht so. Und das Hütchen auf meinem Kopf hatte mit meiner Stimmung gar nichts gemeinsam. Ich seufzte. Meine Mutter zog fragend ihre rechte Augenbraue hoch, so wie sie es immer tat, wenn etwas sie störte. „Gefällt Dir etwas nicht?“
    „ Nein, nein, das ist es nicht. Es sieht wirklich wunderschön aus. Wie immer“, antwortete ich ihr. Ich hatte wohl recht resigniert geklungen. Sie sah mir in die Augen. Dann sagte sie nur noch: “Du hast etwas zu viel getrunken. Pass auf, dass Dir in der Kutsche nicht übel wird.“
    Sonja schaute verstohlen zu mir herüber, als sie gerade dabei war, noch einmal die Reisetasche zu überprüfen, in der sich ein paar Dinge befanden, die ich des Öfteren tagtäglich auf meiner Reise durch Frankreich benötigen würde. Ich zuckte die Schultern und durch den Champagner ein wenig mutiger als sonst sprach ich meine Mutter an: „Mutter, niemand hat mir irgendetwas erzählt. Wie lange die Reise voraussichtlich dauern wird? Und wo wir nächtigen werden? Wird ...“
    Meine Mutter unterbrach mich mitten im Satz . „Ihr? Nein. Nein, auch ich habe gestern erst erfahren, dass Jacques beruflich noch hier in der Nähe zu tun hat und Du alleine fahren wirst.“
    Ich schaute ungläubig von meiner Mutter zu Sonja und konnte nicht glauben, was ich da soeben gehört hatte. Eine Frage allerdings konnte ich nicht hinunterschlucken. „Und wieso bleibe ich dann nicht noch so lange hier, bis auch Jacques hier alles erledigt hat und wir fahren dann gemeinsam?“
    Nicht, dass ich viel Wert darauf gelegt hätte, länger als nötig zusammen mit diesen Menschen unter einem Dach zu sein, aber so ganz alleine meinem neuen Heim entgegenzufahren, machte mich sehr unsicher.
    „Nein, wir haben uns dagegen entschieden. Jacques muss weiterreisen nach Köln und erst da wird es sich herausstellen, ob er nicht vielleicht auch noch geschäftlich nach Brüssel muss, und niemand möchte Dir diese Strapazen antun. Die Strecke quer durch Frankreich wird Dich schon genug mitnehmen.“
    „ So werde ich ganz allein in Pointe du Raz ankommen?“, flüsterte ich ganz benommen.
    „ Nun ja“, antwortete meine Mutter, „natürlich nicht völlig alleine. Zwei Kutscher und ein Page begleiten die Kutsche. Und für Deine Gesellschaft haben wir gesorgt. Eine ältere Dame hier aus Saarlouis möchte ihre Schwester in Carhaix-Plouguer besuchen. Das ist kurz vor Deinem Ziel und so musst Du nur einen Tag alleine reisen, bis Du in Pointe du Raz ankommst.“
    Ich konnte nichts sagen. Ich stand hier in meinem Zimmer, starrte die Wand an und fühlte mich so leblos und kalt, wie noch nie zuvor. Hier wohnte ich immerhin. Hier kannte ich die Gewohnheiten und Gepflogenheiten. Dort war ich neu. Dort kannte ich keine Menschenseele. Dort wusste ich nicht, was von mir erwartet wurde. Wieder hatten andere Menschen, dieses Mal auch mir fremde Menschen meinem Schicksal eine Wendung gegeben. Und wieder bäumte ich mich nicht auf. Wieder einmal sträubte ich mich nicht. Wie auch? Ich hätte gar nicht gewusst, wie. So war mein Weg besiegelt. Meine Mutter schien sich das Muster auf dem Teppichboden einprägen zu wollen. Langsam entglitt ihr die Situation. So straffte sie die Schultern und sah kurz noch einmal zu mir. „Halte Dich nicht mehr zu lange auf, die Kutsche steht schon bereit.“
    Mit diesen Worten verließ sie den Raum. Langsam erwachte ich aus meiner Benommenheit und nahm wieder Sonja wa hr, die immer noch reglos im Zimmer stand. Ich ging zu ihr, um mich zu verabschieden. „Auf Wiedersehen, Sonja. Ich wünsche Dir alles Gute und viel Glück.“
    Sie antwortete mir : „Das wünsche ich Dir auch von ganzem Herzen. Du wirst es brauchen.“
    Ganz plötzlich schlang sie ihre Arme um mich und drückte mich kurz an sich. Ihr Körper

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