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Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg)

Titel: Dalamay (Mein Leben ging einen anderen Weg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samarkand
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liebgewonnenen Spaziergänge zu machen, wandte ich mich nach nur wenigen hundert Metern nach rechts. Ich ging entlang der schützenden Mauer, die mich vor dem Sturz in die Tiefe rettete. Diesen Weg war ich nur einige wenige Male gegangen, da er irgendwann an einer Felswand endete und unterwegs nichts Besonderes zu sehen war. So meinte ich jedenfalls. Aber heute war ich rastlos, war ich ziellos. Ich kam an die Stelle, an der eine schmale, ziemlich steile Treppe nach unten führte. Sie endete auf einer kleinen Plattform am Atlantik. Nur an Tagen, an denen das Meer etwas ruhiger war, konnte man diese Plattform sehen. Ich hatte diese Plattform schon so oft gesehen, aber es hat mich nie dorthin gezogen. Heute war es anders und ohne zu überlegen, kletterte ich vorsichtig die schmalen Stufen hinab. Dort unten angekommen, kam mir die See ruhiger, die Luft klarer und salziger vor. Ich spürte eine Intimität wie nie zuvor. Ich breitete meine Arme weit aus und atmete tief ein und aus. Das Kreischen der Möwen hörte ich hier intensiver. Ich schmeckte die Gischt auf meinen Lippen, ich fühlte mich eins mit der Natur und als ich weiter tief ein- und ausatmete, überkam mich ein mir bis dahin unbekanntes Gefühl. Ich spürte Freiheit. Buchstäblich hörte ich das Sprengen der Ketten, die sich im Laufe meines Lebens um meine Brust gespannt hatten. Ich lachte laut und die Welt lachte zurück. Ich kann Euch nicht sagen, wann ich jemals laut gelacht hätte, außer damals auf der Reise hierhin, zusammen mit meinen Freunden. Lang vorbei, nie vergessen, aber dennoch …
    Aber hier, hier unten am Ende der Welt fühlte ich Freiheit, fühlte ich Glück. Meine Unruhe legte sich. Es war noch früh am Tag und so wollte ich noch nicht zurück. Dort unten war ein Felsvorsprung, den man von oben nicht sehen konnte und ich ließ mich nieder. Entspannt lehnte ich meinen Kopf an die Steilwand und ließ mir die bretonische Juni-Sonne ins Gesicht scheinen. So verharrte ich eine ganze Zeit und genoss dieses Gefühl meines ganz persönlichen Glücks und der Freiheit. Nach einer unbestimmten Zeit öffnete ich die Augen und schaute eine Weile dem sachten Wellenspiel zu. Ich verließ meinen Sitzplatz und spazierte am Rand der kleinen von Naturgewalten geformten Plattform. Als ich ungefähr die Hälfte der Plattform abgegangen war, stellte ich mich mit dem Rücken zum Meer und schaute den Weg zur Steilküste hinauf, den ich hinabgestiegen war. Als mein Blick wieder unten weilte, sah ich eine schmale Felsspalte. Ich lief noch ein Stück weiter und blieb bei der Felsspalte stehen. Die Sonnenstrahlen warfen ihr Licht genau dort hinein, so dass ich nichts sehen konnte. Es roch nach Meer, es roch nach Salz. Ich wartete ein wenig, bis die Sonne weitergewandert war und spähte vorsichtig in die Spalte hinein. Erkennen konnte ich nichts, aber der Spalt war breit genug für mich und ich schlüpfte hinein. Es war dunkel und angenehm kühl dort und so wartete ich ein wenig, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ein schmaler Gang führte hinein. Ich konnte nicht sehen, wie lang dieser Gang war. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Meine rechte Hand fuhr an der steinigen Wand entlang. Ich hatte mich vielleicht zwanzig Meter vorangetastet, erkennen konnte ich nicht viel, als ich mit meiner rechten Hand spürte, dass sich der Gang nach links wendete. Ich folgte der Biegung und war so damit beschäftigt, einen Fuß vor den anderen zu setzen, dass ich gar nicht bemerkte, wie es immer heller wurde. Bis ich um die Biegung herum war. Da erwachte ich aus meiner Versunkenheit, als ich merkte, dass ich meine Füße sehen konnte. Ich schaute auf und sah in einiger Entfernung ein helles Licht. Die Lichtquelle konnte ich von meinem Platz aus nicht erkennen. Ich rief ein leises Hallo in die Helligkeit hinein. Dann wurde ich mutiger und rief lauter. Keine Antwort. Da ich annahm, dass ich noch genug Zeit hatte, ging ich weiter. Immer auf das Licht zu. Nach ungefähr hundert Metern konnte ich sehen, was die Lichtquelle ausmachte. Es war ein riesiger steinerner runder Trog in dem eine große Flamme ihr warmes Licht verbreitete. Langsam näherte ich mich dem Trog und ich sah, dass sich dieser links am Eingang zu einer Höhle befand. Noch einmal rief ich laut Hallo und erhielt abermals keine Antwort. Das steinerne Gefäß war fast so groß wie ich und ich konnte gerade so über dessen Rand schauen und den Boden des Gefäßes erkennen, aber was die Flamme

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