Damals im Dezember
Einkaufszentrum. Es war derselbe Supermarkt, in dem ich Rachael und Chris zum Pizzaessen eingeladen und Rachaels Zorn auf mich gezogen hatte. Wir kauften fertigen Zuckerguss und Streusel für die Kekse, Lasagneplatten, Hamburger sowie Ricotta, Cheddar und Parmesan, eine Flasche Wein, ein italienisches Weißbrot, Knoblauch, Cantaloupe-Melone, Prosciutto Crudo, sonnengetrocknete Tomaten, Ziegenkäse und Crostini.
»Was ist das?«, fragte Rachael und musterte den Prosciutto Crudo.
»Prosciutto Crudo, italienischer Schinken.«
»Es sieht nicht wie Schinken aus.«
»Das ist so, weil er roh ist, crudo .«
»Wie kocht man ihn?«
Ich lächelte. »Das macht man nicht. Man kann ihn so essen.«
»Roh?«
»Stell ihn dir als Schweine-Sushi vor.«
Sie starrte mich an, als wolle sie herausfinden, ob ich sie auf den Arm nahm oder nicht. »Das hast du dir doch ausgedacht, nicht?«
»Nein. Er schmeckt gut. Sechzig Millionen Italiener können sich nicht irren. Es sei denn, es geht um Politik. Oder um Rohrleitungen. Jedenfalls schmeckt er wirklich gut mit Cantaloupe. Vertrau mir, du wirst es mögen.«
»Gut«, sagte sie. »Ich vertraue dir.«
Wir fuhren zu Rachael zurück, räumten die Lebensmittel ein und versteckten die Geschenke, die wir gekauft hatten, im Garderobenschrank. Dann holten wir Chris von den Nachbarn ab, die ein paar Türen weiter den Flur entlang wohnten. Als Chris mich sah, rannte er auf mich zu und sprang an mir hoch.
»Er hungert nach männlicher Zuwendung«, erklärte Rachael und fügte hinzu: »Vermutlich gilt das für uns beide.«
Chris und ich spielten mit seiner Playstation, während Rachael den Plätzchenteig machte. Dann rollte sie den Teig auf ihrem Küchentresen aus, und wir stachen die Plätzchen mit Keksformen in der Form von Zuckerstangen und Stechpalmenblättern aus und legten sie auf Backpapier. Nachdem sie gebacken worden waren, ließen wir sie abkühlen und überzogen sie anschließend mit dem weißen Zuckerguss. Dann verzierte Chris die Plätzchen mit roten und grünen Streuseln. Den größten Teil der Kekse legten wir auf Teller (nachdem wir mindestens ein Dutzend von ihnen selbst gegessen hatten) und überreichten sie Rachaels Nachbarn. Dann fuhren wir zu Carlos und Carmen.
Auf unser Klingeln kam Carlos an die Tür. Ich stellte ihm Rachael und Chris vor, und er bat uns herein. Carmen war in der Küche und kochte, während zwei ihrer Enkel zu ihren Füßen hockten. »Seht mal, Kinder!«, rief Carlos. »Mr Crisp hat ein paar Plätzchen mitgebracht.«
Die Kinder sprangen aufgeregt hoch und schrien wie aus einem Munde: »Ich will einen! Ich will einen!«
Chris hielt ihnen den Teller hin.
»Erst mal nur einen«, ermahnte Carmen die Kinder.
»Sind das Duanes Kinder?«, fragte ich.
Carlos nickte. »Ja. Er fühlt sich heute Abend nicht wohl. Tasha ist bei ihm zu Hause und kümmert sich um ihn.« Ich sah, wie sein Blick traurig wurde, und fragte nicht weiter nach Duane.
Zweiundvierzigstes Kapitel
Der größte Friede entsteht oft durch Hingabe.
Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
Carlos und Carmen luden uns ein zu bleiben, und so war es nach elf Uhr abends, als wir schließlich wieder bei Rachaels Wohnung ankamen. Chris war während der Rückfahrt eingeschlafen, und ich trug ihn zur Wohnung hoch. Rachael bat mich, ihn in ihr Bett zu legen.
»Er muss noch seine Tabletten nehmen«, sagte sie. Sie verließ das Zimmer und kam mit zwei Tabletten und einem Becher Wasser zurück.
»Er nimmt sie abends?«
»Zwei am Abend«, erklärte sie, »und drei am Morgen.« Sie hob seinen Kopf an. »Komm, mein Sohn«, bat sie. »Nimm deine Tabletten.« Er wachte so weit auf, dass er die Tabletten schlucken konnte. Dann half sie ihm, seinen Pyjama anzuziehen, küsste ihn und deckte ihn zu. Er schlief sofort wieder ein.
Rachael schloss die Schlafzimmertür, und wir holten die Geschenke aus dem Schrank im Flur und packten sie im Wohnzimmer ein. Dann legten wir sie unter den Weihnachtsbaum – eine kleine Douglastanne, die mit silbernen Girlanden und kleinen, blinkenden, mehrfarbigen Lichtern geschmückt war. Die Geschenke füllten die gesamte Zimmerecke. Wir setzten uns aufs Sofa und betrachteten den Baum.
»Du hast gesagt, dass du nur ein paar Dinge kaufen würdest«, meinte sie.
»Ich habe gelogen.«
»Das hast du allerdings. Nun stehst du im schwarzen Buch des Weihnachtsmanns.«
»Zweifellos«, bestätigte ich und sah seufzend den Baum an. »Es gibt wenige Dinge, die so friedlich wie ein
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