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Damals im Dezember

Damals im Dezember

Titel: Damals im Dezember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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Krankenversicherung bekommen, die dafür aufkommt. Aber bei Crisp’s gibt es einen vollständigen Versicherungsschutz.«
    »Macht es dir etwas aus, wenn ich frage, was für Gesundheitsprobleme das sind?«
    Sie zögerte. »Emotionale. Er geht jede Woche zu einem Therapeuten. Und er nimmt ein paar Medikamente gegen ADHS.«
    Ich nickte teilnahmsvoll. »Er ist ein lieber Kerl.«
    »Er ist ein gutes Kind«, meinte sie. »Kein Kind sollte das durchmachen müssen, was er durchgemacht hat.« Sie sah mich an. »Der Mann, dem Crisp’s gehört, ist ein Familienmensch. Er sorgt für uns.«
    »Er ist ein guter Mann«, bestätigte ich.
    »Du sagst das, als würdest du ihn kennen.«
    Nach kurzem Zögern erklärte ich: »Ich bin ihm einmal begegnet.«
    »Ich würde ihm auch gern einmal begegnen«, meinte sie. »Ich möchte ihm danken.« Sie rührte ihren Kaffee um. »Ich habe eine Frage an dich. Wieso weißt du so viel über Copyshops?«
    »Ich erzähle es dir, aber …«
    »Dann musst du mich umbringen?«
    Ich lachte. »Nein. Aber du musst mir versprechen, es niemandem zu verraten.«
    »Das kann ich.«
    »Ich war Regionalmanager für Crisp’s. Ich habe zwölf Shops gemanagt.«
    Sie sah mich überrascht an. »Weiß Wayne das?«
    »Nein.«
    »Warum erzählst du ihm das nicht?«
    Ich überlegte, was ich ihr antworten konnte. »Ich habe meine Gründe.«
    Sie wirkte beunruhigt. »Ist etwas passiert?«
    »Das könnte man so sagen.« Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee.
    »Du wirst es mir nicht erzählen«, meinte sie.
    »Lieber nicht.«
    »Na gut.« Sie hob ihren Becher.
    »Reden wir lieber über dich«, schlug ich vor.
    »Was willst du wissen?«
    »Wo ist der Vater von Chris?«
    Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Sie stellte ihren Becher ab.
    »Tut mir leid«, lenkte ich ein. »Das war brüsk. Du musst es mir nicht sagen.«
    Sie senkte lange Zeit den Blick, und ich wusste nicht, was sie dachte. Dann sagte sie: »Er hat sich das Leben genommen.« Ihre Augen begannen, sich mit Tränen zu füllen. Ich streckte meine Hand nach ihrer aus. Als sie wieder sprechen konnte, erzählte sie: »Mein Mann hat Immobilien verkauft. Wir sind nach Vegas gekommen, weil der Immobilienmarkt hier explodiert ist. Anfangs war es toll. Wir haben mehr Geld verdient, als ich mir je erträumt hatte. Wir kauften ein hübsches kleines Haus in Henderson, und Rex kaufte sich eine speziell angefertigten Chevy Corvette. Alles lief wirklich gut.« Sie wischte sich mit einer Serviette über die Augen. »Wir wollten eigentlich noch damit warten, ein Baby zu bekommen, bis wir besser etabliert waren, aber mit all dem Geld brauchte ich nicht zu arbeiten, und so wurde ich schwanger.
    Kurz nach Chris’ Geburt begann Rex, ständig bis spät in die Nacht zu arbeiten. Dann brachte er immer weniger Geld nach Hause. Es war nicht sehr viel weniger, aber doch genug, dass wir uns einschränken mussten. Er hat mir erzählt, der Markt wäre härter geworden, und er müsste mehr arbeiten, um unsere Ausgaben decken zu können.
    Verschwiegen hat er mir dabei, dass er spielsüchtig geworden war. Er hatte mit einigen seiner Kunden zu spielen begonnen, und es geriet einfach außer Kontrolle. Er begann, all seine Mittagspausen in Kasinos zu verbringen. Das ging eine ganze Zeit so. Er veränderte sich. Ich hatte keine Ahnung, was los war. Zunächst dachte ich, dass er möglicherweise eine Affäre hatte. Wenn mir jemand gesagt hätte, was er wirklich trieb, hätte ich es nicht geglaubt. Als wir uns kennengelernt haben, waren Quartett und Patience die einzigen Kartenspiele, die er kannte. Ich glaube nicht, dass er je einen einarmigen Banditen ausprobiert hat.
    Aber als er erst einmal Feuer gefangen hatte, änderte sich alles. Er hielt seine Termine nicht mehr ein und wurde schließlich von der Maklerfirma entlassen, für die er arbeitete. Als sich die Lage dann verschlimmerte, verschwanden einige Sachen aus unserem Haus. Eines Tages war bei uns eingebrochen worden, als ich nach Hause kam. Unsere Fernseher, Computer und unser Schmuck waren fort. Ich hätte Verdacht schöpfen müssen, denn der Einbrecher schien gewusst zu haben, wo alles war.
    Einen Monat später verschwand mein Ehering. Ich dachte, es wären unsere Putzkräfte, aber ich konnte es nicht beweisen. Ich entließ sie; wir konnten sie uns ohnehin nicht mehr leisten. Aber auch als sie nicht mehr kamen, verschwanden weiterhin Dinge.
    Eines Tages öffnete ich dann einen Brief mit einem Kontoauszug. Zunächst dachte ich, es

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