Damals im Dezember
Dann erfuhr ich, dass ich bankrott war. Als ich ihr erzählte, dass ich pleite bin, hat sie mich verlassen.«
»Das tut mir leid«, sagte Rachael.
»Mir auch«, meinte ich. »Im Nachhinein denke ich mir, dass es so besser ist. Ich hätte nie erfahren, wie sie wirklich ist, wenn ich nicht alles verloren hätte.«
»Trotzdem tut es weh, jemanden zu verlieren«, erwiderte Rachael. »Mir fehlt Rex noch immer. Ich wünschte, wir wären einfach arm geblieben. Damals waren wir glücklich. Unsere glücklichste Zeit war die, in der wir uns gemeinsam abgemüht haben, über die Runden zu kommen.«
»Wow«, seufzte ich. »Genau deswegen hat mich Candace verlassen.«
»Sie heißt Candace?«
Ich nickte.
»Das ist ein schöner Name.«
»Sie ist eine schöne Frau. Aber sie wollte solche Zeiten nicht durchmachen. Sie war der Meinung, dass uns das zerstören würde.«
»Nicht, wenn man sich liebt«, widersprach Rachael.
»Das ist eine gute Antwort.« Ich sah sie ein paar Augenblicke lang nachdenklich an und fragte sie dann: »Bist du einsam?«
Sie lächelte traurig und antwortete: »Chris hält mich auf Trab, und diese Arbeit …«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, insistierte ich.
Sie lächelte leicht. »Auf die schlimmste Weise.«
»Ich auch. Was machst du Weihnachten?«
Einundvierzigstes Kapitel
Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich Weihnachten heimgekehrt bin, zum Haus meines Vaters. Aber obwohl die Lichter brannten, waren die Türen verschlossen. Ich klingelte und klopfte, aber niemand hat reagiert. Ich blickte durch das Wohnzimmerfenster. Das Haus war voller Menschen und Geschenke. Man hörte Musik und Gelächter. Inmitten von allem konnte ich meinen Vater erkennen. Er drehte sich um und sah zu mir hin, dann wandte er sich ab. Wie oft ich auch klopfte, er öffnete die Tür nicht. Er ließ mich nicht hinein.
Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
Rachael und ich beschlossen, Weihnachten gemeinsam zu verbringen. Während unserer Unterhaltung an jenem Abend erfuhr ich auch, dass sie nicht viel für Chris zu Weihnachten gekauft hatte, weil sie es sich nicht leisten konnte.
»Ich finde, wir sollten zusammen Weihnachtseinkäufe machen«, schlug ich vor.
»Ich kann es mir wirklich nicht leisten, noch mehr zu kaufen.«
»Das weiß ich, aber ich kann es. Ich habe bei meiner anderen Arbeit einen großen Bonus erhalten.«
»Das ist lieb von dir«, meinte Rachael, »aber du brauchst das wirklich nicht zu tun.«
»Ich habe sonst niemanden, dem ich etwas schenken kann. Was für ein Weihnachten wäre das denn? Du tust mir einen Gefallen damit.«
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Gut. Aber nur ein paar Sachen.«
Am Heiligen Abend holte ich Rachael frühmorgens ab, und wir fuhren zum Einkaufszentrum. Einkäufe an diesem Tag sind immer riskant, aber wenn er dann noch auf einen Samstag fällt, begibt man sich in einen regelrechten Nahkampf. Trotz des Wahnsinns ringsum gelang es uns, alles zu besorgen, was sich Chris gewünscht hatte, und auch noch ein paar Sachen darüber hinaus. Danach gingen wir essen.
»In den Kaufhäusern ging es ja verrückt zu«, meinte Rachael. »Die Leute sind tatsächlich so dumm, mit ihren Einkäufen bis zur letzten Minute zu warten.«
»Mit ›Leute‹ meinst du auch uns, stimmt’s?«, fragte ich.
Sie lachte. »Vermutlich.«
»Also, du Dummkopf, was willst du heute Abend tun?«
»Ich hatte vorgehabt, Plätzchen zu backen und sie den Nachbarn zu bringen.«
»Hört sich gut an. Was ist mit dem Weihnachtsessen morgen? Was wollen wir machen?«
»Wir?«, fragte Rachael. »Kannst du kochen?«
»Ich bin ein hervorragender Koch«, versicherte ich ihr. »Ich kann eine super Lasagne mit drei verschiedenen Käsesorten machen. Dafür brauch ich noch nicht einmal ein Rezept. Das hab ich hier oben.« Ich zeigte auf meinen Kopf.
»Ich liebe Lasagne«, sagte Rachael. »Und Christopher ebenfalls.«
»Ich hab eine Idee. Wie wäre es, wenn wir ein italienisches Weihnachtsessen machen? Lasagne, Bruschetta und Cantaloupe mit Prosciutto. Ich koche.«
Sie sah mich erstaunt an. »Wirklich? Du machst das Weihnachtsessen?«
»Alles. Du brauchst mir noch nicht einmal zu helfen.«
»Darf ich helfen, wenn ich das möchte?«
»Wenn du ganz versessen darauf bist.«
»Möglicherweise. Klingt, als würde es Spaß machen.«
»Super. Also dann italienisch. Das wird ein Weihnachtsfest, das man nicht so schnell vergisst.«
Nach dem Essen fuhren wir zum Supermarkt, der fast so überfüllt war wie das
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