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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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Fertigkeiten, die sie sich bei diesen erfahrenen Liebhabern angeblich angeeignet hatte. Der Junge verstand, worauf es ihr bei diesen Themen ankam, und er ging zum Schein darauf ein, indem er ihre Attraktivität scherzhaft übertrieben lobte. Das bemäntelte eine Zeit lang ganz gut sein nicht vorhandenes Verlangen nach ihr.
    »Du kriegst sicher jeden, den du willst«, flüsterte er ihr beim Schein des Lagerfeuers zu, während die beiden anderen Paare bereits heftig miteinander zugange waren. Er war auf angenehme Weise betrunken und fühlte sich entspannt.
    »Das kannst du mir glauben«, flüsterte sie zurück.
    »Zeig mir doch mal, was du kannst.«
    Und bereitwillig beugte sich Renate nach unten, fasste ihm an die Badehose, ließ sich von dem schlaffen Inhalt nicht beirren, zog seine Badehose aus und streichelte seinen Schwanz. Der Junge legte sich auf den Rücken und sah in den Sternenhimmel. Die Nacht war warm, seine Gedanken wanderten weg von diesem Ort, er vergaß Renate, und schon wurde sein Penis steif. Glücklicherweise verlangte Renate nicht von ihm, dass er sie anfasste – dann wäre es gleich wieder aus gewesen mit seiner Erektion -, sondern schien richtig wild darauf zu sein, ihm zu beweisen, über welche erotischen Fähigkeiten sie verfügte.
    Und tatsächlich, sobald er nicht mehr an Renate dachte, konnte er das, was sie mit ihm machte, genießen. Sein Schwanz wurde härter und härter, er fing an zu stöhnen, Bilder kamen und gingen – Bilder, die nichts mit dem zu tun hatten, was hier passierte -, er hob sein Becken fast schon gewaltsam ihrem Mund entgegen, schließlich nahm sie ihre rechte Hand zu Hilfe, rieb und rieb, und in einem weiteren Stöhnen, das beinahe schon ein Schrei war, explodierte er zuckend in ihre Hand.
    Gleich darauf wurde ihm übel. Er stand hastig auf, zog seine Badehose wieder an und übergab sich in den See. Renate stand hinter ihm, klopfte ihm sacht und fürsorglich auf den Rücken und merkte nicht, dass diese Berührung immer neue Übelkeitsschwälle in ihm auslöste. Der Junge wagte nicht, es ihr zu sagen, sondern ließ sie gewähren. Er wusste, dass er sich jetzt zusammenreißen musste, sonst würde er nicht nur Renate verlieren, sondern auch die anderen. Im Lauf der Wochen hatte er sich an die Gesellschaft der anderen gewöhnt – und das in einem Maße, dass es ihm plötzlich nicht mehr besonders reizvoll erschien, allein zu sein. Er hätte nicht sagen können, was ihm daran gefiel, mit Leuten seines Alters zusammen zu sein, die ihn offensichtlich akzeptierten.
    Tatsache war, dass er nicht mehr darauf verzichten wollte. Jedenfalls jetzt noch nicht. Das hieß aber: Er musste sich auf irgendeine Weise mit Renate arrangieren. Sie durfte auf keinen Fall erfahren, dass er sich nichts daraus machte, sie anzufassen oder – er schüttelte sich innerlich – mit ihr zu schlafen, so wie es Bena mit ihrem Freund tat. Als es ihm wieder besser ging, gab er ihr einen sachten Kuss auf die Lippen und bedachte sie mit einem tiefen Blick, der sie fürs Erste zufrieden stellte.
    »Tut mir Leid«, flüsterte er.
    »Macht doch nichts. Geht’s dir besser?«
    »Ja, danke.«
    Die beiden anderen Pärchen hatten nichts von ihrem Intermezzo mitbekommen, so beschäftigt waren sie miteinander. Der Junge sah auf sie herunter. Auf einen Außenstehenden wie ihn wirkte der Anblick der ineinander verschlungenen Körper nicht anregend, sondern lächerlich. Der Junge nahm Renates Hand, und sie machten einen romantischen Spaziergang am See entlang. Eine Stunde später, es war mittlerweile halb vier Uhr morgens, verabschiedete er sich mit einer Umarmung von ihr. »Du bist etwas ganz Besonderes«, flüsterte er ihr ins Ohr, und diese Botschaft kam genauso an, wie er es geplant hatte. »Danke, Hannes«, flüsterte Renate und presste ihre Lippen auf seine. Hannes öffnete widerwillig seinen Mund und ließ sie mit ihrer Zunge darin herumspielen, weil er wusste, dass das sein musste, damit sie ihn weiter mochte. Und, wichtiger noch, damit er vor ihr und den anderen als normal durchging.
    NORMAL. Ein absurder Gedanke.

19
    Freitag, 25. 7.
    David erwachte, schlief wieder ein, segelte am Rand wilder, angstvoller Träume entlang, und wachte endgültig auf, weil er ein Geräusch hörte. Ein echtes Geräusch, kein weiterer Bestandteil seiner Albträume. Er riss die Augen auf und starrte in die Dunkelheit. Jemand kam eine Treppe herunter: So klang es. Eine Treppe aus Stein oder Beton, denn es gab kein Knarzen, nur ein

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