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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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brauchte, um alles Nötige in die Wege leiten zu können.
    Es ist einer von uns.
    Es war zumindest möglich und wäre eigentlich nicht wirklich überraschend. Eigentlich hätten sie schon eher darauf kommen können. Die Taten, so verrückt sie waren, zeigten, was Planung und Durchführung betraf, die Handschrift eines Vollprofis. Kaum war Mona bei Plessens Schwester gewesen, schon starb diese am nächsten Tag eines gewaltsamen Todes, und das, obwohl Mona sie gewarnt hatte: Diese zeitliche Koinzidenz war doch kein Zufall. Da hatte sie doch jemand genau beobachtet – und zwar so, dass sie es nicht mitbekam. Da spielte jemand mit ihr, der wusste, wie Ermittlungen abliefen. Und der ihnen deshalb immer den entscheidenden Schritt voraus war.
    David Gerulaitis. Der Einzige, der ihr einfiel.
    Nein, das war nicht möglich!
    Oder doch?
    David Gerulaitis war jung . Als verdeckter Ermittler routiniert im Täuschen anderer. Geübt an der Schusswaffe. Problemlos in der Lage, zum Beispiel ein Telefon anzuzapfen, beispielsweise bei Helga Kayser. Kaum hatte Mona sich per Anruf angekündigt, hatte er vielleicht schon eine Zugfahrt nach Marburg gebucht. Sie erinnerte sich an ihr letztes Telefonat mitten in der Nacht, als sie in diesem muffigen Marburger Hotel war. Er hatte sie vom Handy aus angerufen. Das konnte er von überall her, auch von Marburg aus. Er hatte ein Spiel mit ihr gespielt, von Anfang an. Die Leiche, deren Fund er selbst gemeldet hatte, wodurch er mit einem gewissen Automatismus aus dem Kreis der Verdächtigen ausschied …
    War das wirklich denkbar? Oder verrannte sie sich da in irgendwas, ähnlich wie Berghammer mit seinem Schweizer Heroin-Arzt?
    »Frau... äh... Polizei?« Das war Olga Virmakowa, die sie ganz vergessen hatte. Mona sah auf die Frau herunter, ihr leicht pausbäckiges, abgearbeitetes Gesicht mit den blitzblauen Augen.
    »Entschuldigung, ich hab ganz vergessen, wo ich bin.«
    »Kann ich in mein Bett gehen? Sehr müde.«
    Mona überlegte. »Nein, Sie müssen mitkommen«, sagte sie dann. »In diesem Haus sind Sie nicht sicher.«
    »Was? Nein, bitte, ich...«
    »Es geht nicht anders«, sagte Mona. »Der Mörder könnte zurückkommen. Und dann findet er Sie.«
    »Ich...«
    »Machen Sie sich keine Gedanken. Um Ihre Aufenthaltsgenehmigung geht es nicht. Nur um Ihre Sicherheit.«
    »Ich habe nur Touristenvisum. Jede drei Monate neu.«
    »Das haben wir uns schon gedacht.«
    »Ich kriegen Strafe?«
    »Das glaub ich nicht. Schlimmstenfalls müssen Sie nach Russland zurück.«
    »Ja. Das wäre sehr schlimme Strafe.« Olga Virmakowa setzte sich leise stöhnend auf, schwang erstaunlich behende ihre Beine mit den absurd aussehenden Turnschuhen über die Sofalehne und saß nun neben Mona. Sie roch ein wenig nach Schweiß und einem billig parfümierten Waschmittel. Mona gab ihr vorsichtshalber ihre Karte. »Mona Seiler«, sagte sie zu der Frau und deutete auf ihren Namen. Hoffentlich konnte die Frau ihn lesen, in Russland gab es doch eine ganz andere Schrift. Aber Olga Virmakowa nickte. »Mona Seiler«, wiederholte sie und fuhr mit dem Zeigefinger den Prägedruck nach. Dann fragte sie: »Sie Chef?«
    Mona dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete. Dann sagte sie: »Ja, im Moment bin ich der Chef.« Und es war ein gutes Gefühl, das ließ sich nicht leugnen.
    Sie holte einen der Schupos, der Olga Virmakowa ins Dezernat mitnehmen würde, und ging in die Diele, um David Gerulaitis anzurufen, bereits zum zweiten Mal an diesem Morgen, und auch diesmal wieder umsonst. An seinem Festnetzanschluss lief der Anrufbeantworter, dessen Aussage Mona inzwischen fast auswendig konnte, und als sie seine Mobilfunknummer wählte, kam erneut die Ansage »Diese Nummer ist vorübergehend nicht erreichbar.«
    Mona dachte nach, in der Diele stehend, das Handy in der Hand, als Fischer von irgendwoher in ihre Nähe kam. »Hast du mit Plessens Klienten gesprochen?«, fragte sie ihn.
    »Ja, mit allen, die da waren«, sagte Fischer. Sein Gesicht war bleich und unrasiert, seine Augen lagen tief in den Höhlen. Er sah mindestens so erschöpft und leer aus, wie Mona sich fühlte, aber seine Stimme klang wach und klar.
    »Wussten die was?«
    Fischer schüttelte den Kopf, schnappte sich den einzigen Stuhl, der vor einem Spiegeltischchen neben der Garderobe stand, und ließ sich darauf fallen, als würde er nie wieder aufstehen wollen. »Plessen hat mit ihnen gearbeitet, ganz normal. Gestern. Sie haben nichts Ungewöhnliches festgestellt, nichts

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